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Koschany + Zimmer Architekten KZA
Einmischen. Sonst geschieht es ohne uns.

Während Standesvertreter unserer Zunft von der Teilnahme am Ausschreibungswettbewerb des GdW zum „Seriell-modularen Bauen im Wohnungsbau“ abgeraten haben, sehen die Vertreter der Bauindus­trie in der industriell-seriellen Produktion von Elementen und Raummodulen die Zukunft des Bauens. Wie sehr dabei ihr Bekenntnis zur Rolle von uns Architekten ehrliche Überzeugung oder nur Lippenbekenntnis ist, wird die Zukunft zeigen. Wie sehr wir selbst in dieser Frage unserer Verantwortung gerecht werden, liegt an uns.

Was geschieht gerade? Deutschland schien noch vor kurzem „gebaut“. Die öffentliche Diskussion über Städtebau und Architektur beschränkte sich im Wesentlichen auf Stilfragen, die Kosten einer Philharmonie, den Eröffnungstermin eines Flughafens – und vielleicht noch auf die Frage, ob man eine nach dem Krieg gesprengte Schlossruine wirklich wieder aufbauen sollte. Jetzt wird wieder grundsätzlich über Stadt und Architektur diskutiert, über Konzepte und Lösungen gestritten. Endlich!

Katalysator der Diskussion sind zwei dynamische Entwicklungsstränge, die sich gegenseitig stärken und verweben. Der eine davon: Wohnungsbau. Kaum ein Tag vergeht in den Medien ohne Berichte zu Themen rund um den aktuellen Wohnungsmangel. 375 000 neue Wohnungen pro Jahr sollen es sein, angesichts der Kapazitäten aller Beteiligten beim besten Willen nicht umzusetzen – selbst, wenn es die Grundstücke dafür gäbe. Neue Konzepte sind also notwendig, auch mit Blick auf die Geschwindigkeit des Bauens. Die Politik hat sich des Themas angenommen und bringt das seriell-modulare ­Bauen mit Nachdruck in die Diskussion.

Die Großen der Bauwirtschaft nehmen den Ball auf, entwickeln Produkte, übernehmen Modulbauer und investieren viel Geld in modernste Produktionslinien. Dieser Impuls für die Automatisierung in der Bauwirtschaft ist der andere Strang. Es wird schon lange mit seriell-industriell vorgefertigten Elementen und Modulen geplant und gebaut. Aber bis jetzt fanden sich solche Projekte eher in Nischen. Gelungene Beispiele wurden in Firmenzeitungen der Hersteller und vielleicht in Architekturzeitschriften publiziert. Ihren Weg in den öffentlichen, architektonisch-politischen Diskurs fand die Bauweise nicht. Bis jetzt. Denn fast 400 000 Wohnungen im Jahr passen in keine Nische.

Und wir Architekten? Wir zieren uns. Viele von uns. Sehen uns in unserer Kreativität beschränkt, von den Bauunternehmen in unserem Einfluss beschnitten. Beschwören die Bilder einer „Platte 2.0“ und von städtebaulicher „Tristesse in Serie“ – als würden in konventioneller Bauweise nur anspruchsvolle Architektur und guter Städtebau entstehen. Währenddessen sieht die Bauwirtschaft die Chance, den Planungs- und Bauprozess über das Wohnungsbauthema hinaus für die Zukunft in ihrem Sinne nachhaltig zu verändern.

Unser Büro hat sich schon vor einiger Zeit eingemischt, für ein Wohnungsunternehmen ein modulares Konzept entwickelt, erste Projekte realisiert, dabei viel gelernt und Lehrgeld bezahlt. Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen, unserer Begeisterung tut das aber keinen Abbruch. Zusammen mit einem Industriepartner, der die Zusammenarbeit mit Architekten sucht, haben wir am GdW-Wettbewerb teilgenommen und gehören zu den Preisträgern.

Manchmal ist es mühsam, Bauherren und Partner auf Seiten der Bauindustrie zu überzeugen. Zudem sind die Prozesse und Regeln beim modularen Bauen anders. Aber was hat Rem Koolhaas in einem Interview gesagt? „Jeder Architekt muss ein Houdini sein. Wenn Du Dich über die Regeln beschwerst, fehlt Dir die Fantasie.“

Und Fantasie haben wir Architekten doch alle, oder? Also, mischen wir uns ein! Je mehr von uns, umso besser.

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