Einer der besten
Zum Tod von Günter Ssymmank, Industrie-Designer, Architekt und Hochschullehrer, von Prof. Miron Mislin, Berlin 22.01.2018Günter Ssymannk, der 1971-1984 das Fachgebiet Industrielles Gestalten, Baukonstruktion mit Herstellungstechnik an dem damaligen Fachbereich 8, Architektur geleitet hat, ist am 27. September 2009 im 91. Lebensalter gestorben.
International bekannt wurde er durch seine Leuchten, die in der Philharmonie, Staatsbibliothek und im Physikalischen Institut der Humboldt-Universität in Berlin hängen. Die zwei Stehleuchten mit den beweglichen, farbigen Blütenblätter, die an einem auf einem metallenen Stiel befestigt sind, gehören seit fast fünfundzwanzig Jahre der Sammlung des Museums of Modern Art, der MOMA in New York.
Günter Ssymannk wurde am 6. März 1919 in Bautzen als Sohn eines Wagonfabrikdirektors geboren und musste nach dem Abitur und einer Schlosserlehre seine Absicht, Maschinenbau zu studieren, zunächst verschieben. Er wurde Ende der dreißiger Jahre zum Arbeitsdienst eingezogen und meldete sich mit Beginn des Krieges zur Luftwaffe, wo er als Pilot ausbildet wurde. Er wurde schwer verwundet und durfte mit Sondergenehmigung einige Trimester doch noch Maschinenbau studieren.
Nach dem Krieg wechselte er die Fachrichtung vom Maschinenbau zur Architektur. Als Student lernte er Hans Scharoun 1948 kennen. Nach Abschluss des Studiums an der damaligen Technischen Universität Berlin-Charlottenburg wurde er 1955-58 Assistent am Lehrstuhl von Scharoun und sein Mitarbeiter im Architekturbüro.
Der Einfluss Scharouns auf Ssymmank ist unübersehbar. Als Assistent und Mitarbeiter erlebte er die Planungsphasen der bedeutendsten Bauten Scharouns: die Philharmonie und die Staatsbibliothek am Kulturforum. Scharoun ermunterte Ssymmank, Treppen und Leuchten für die Philarmonie und Staatsbibliothek zu entwickeln.
1959 ist ein besonderes Jahr für Ssymmank. Die Blütenleuchten der Stehlampe wurde entworfen. Sie ist eine echte Stilblüte und wurde als Produktdesign in „Ssymannka“ getauft. Die Blütenblätter der Leuchte bestehen aus Kunststoff (Polyamid) und sitzen auf einem langen Stiel, der als Spiralfuß endet. Nach Scharoun entsprach die Form einer funktionalen Gestaltung des organischen Bauens. Die Formen der Blüten waren von der Natur abgeleitet.
Die erste Philharmonieleuchte, eine kugelförmige helle Leuchte, setzte sich aus 33 großen und kleinen Polyamid-Pilzen zusammen. Ssymannk verarbeitete das damals gerade erfundene elastische Polyamid im Spritzgußverfahren zu Blüttenblätter.
Der Weg Ssymmanks als Hochschullehrer für das Fach „Industrielles Gestalten“ war nicht geradlinig. 1963 erhielt er einen Lehrauftrag für „Plastisches Gestalten“ am Lehrstuhl des Bildhauers Erich Reuter. Ab 1959/60 bemühten sich Hans Scharoun und Günter Ssymmank, ein Institut für Industriedesign zu etablieren, aber ohne Erfolg. Zwar wurde 1958 an der damaligen Hochschule für Bildende Künste in der Abteilung für „angewandte Kunst“ eine Klasse für „Industrielle Formgebung“ eingerichtet, die von Wilhelm Braun-Feldweg geleitet wurde, aber abgesehen von anfänglichen Erfolgen, geriet die Klasse bald in Vergessenheit. Nach 1968 hatte dieser Studiengang keine Absolventen mehr. Erst 1965 bekam Ssymmank den ersten Lehrauftrag für „Industrielles Gestalten“ im Rahmen seiner neuen Tätigkeit als „Akademischer Rat“ am Institut für Plastisches Gestalten, die er bis 1971 ausübte.
Am 20. April 1971 wurde Günter Ssymmank zum Professor für „Industrielles Gestalten“ ernannt. Das Fachgebiet gehörte dem Fachbereich Architektur an, Studienrichtung „Baukonstruktion mit Herstellungstechnik“. Von Anfang an beschäftigte sich Ssymmank mit Kunststoffen, die eine geniale Idee beinhalteten: Sie lieferten den Baustoff für Modelle der Tragkonstruktionen von Kuppeln oder Brücken. Zur Veranschaulichung der Tragstruktur, der Profile und Knotenpunkte, die in der Realität aus Stahl bestanden, wurden die Modelle im Maßstab 1 : 1 und 1 : 5 angefertigt. Für die Anfertigung der Modelle in der Werkstatt mussten die Studenten eigene technische Zeichnungen für die Herstellungstechnik liefern.
Ich war sein Assistent seit Herbst 1980 und erlebte ihn bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden im März 1984. Als Assistent durfte ich meine eigenen Ideen frei entfalten und er unterstützte meinen Lehrauftrag für das neue Fach „Geschichte der Bautechnik“. Auch ungewöhnliche Entwürfe kamen zustande wie z.B. für die Bebauung einer Fußgängerbrücke über die Spree aus Holz oder Stahl und für eine geodätische Kuppel für einen Pavillon der IBA 1984. Leider wurde sein Fachgebiet „Industrielles Gestalten“ mit seinem Ausscheiden 1984 abgeschafft. Günter Ssymmank war für mich Vorbild für die Beschäftigung mit Fragen der Technik, Architektur und Natur. Er war einer der besten Konstruktionsprofessoren, die der Studiengang Architektur je hatte.