Konstruktion der Geschichte
Ausstellung über die Geschichte der Rekonstruktion vom 15. Juli bis 31. Oktober 2010, München 22.01.2018Um das Thema Rekonstruktion wird seit Jahren eine heftige Debatte geführt. Rekonstruiert wurde jedoch seit der Antike, denn zu allen Zeiten wurden Bauten zerstört und bei Bedarf wieder errichtet. Die Gründe für einen Wiederaufbau sind dabei sehr verschieden und das Verständnis sowie die Definition von Wiederherstellung wechselten. Ein Blick in die Geschichte und eine differenzierte Betrachtung der Begriffe könnten helfen, die Probleme und Argumente in einen größeren historischen Zusammenhang einzuordnen und so die gegenwärtige Diskussion etwas zu entemotionalisieren.
Bauten spielen als exponierte, jedem direkt vor Augen stehende Zeugnisse der Vergangenheit von jeher eine besondere Rolle zur Ausbildung und Prägung eines „kulturellen Gedächtnisses“ (Jan Assmann). Mit einer Rekonstruktion wird im bewussten Rückgriff der verlorene Erinnerungsort als wichtiger Träger unterschiedlichster Bedeutungen wiederhergestellt. Viele Rekonstruktionen waren nie umstritten, beispielsweise der Wiederaufbau des 1902 eingestürzten Campanile am Markusplatz in Venedig, andere sind in die jeweilige Geschichte eines Gebäudes oder einer Stadt problemlos integriert worden.
In der Ausstellung werden anhand von 85 repräsentativen Fallbeispielen sowie weiteren 300 Rekonstruktionen, von Japan bis Kanada und von der griechischen Antike bis heute, verschiedene Beweggründe für die Wiedergewinnung verlorener Bauten präsentiert und analysiert. Der Bogen spannt sich von Rekonstruktionen aus Gründen einer religiösen Kontinuität oder aus nationalen Überlegungen bis hin zu Wiederaufbauten zur Erfüllung ästhetischer oder kommerzieller Wünsche. Die zeichnerischen Rekonstruktionen antiker Bauten von der Renaissance bis zur Gegenwart werden ebenso behandelt wie der von unseren westlichen Gewohnheiten völlig verschiedene Umgang mit historischer Bausubstanz im mittleren und fernen Osten. Modelle, Gemälde, Pläne, Fotos und Animationen geben einen umfassenden Einblick in ein kontroverses Thema. Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Denkmalpflege der ETH Zürich.
Veranstaltung: Ausstellung zur Geschichte der Rekonstruktion
Ort: Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne, Barer Str. 40, 80333 München
Zeit: 15. Juli bis 31. Oktober 2010, Mo bis So 10-18 Uhr, außer Do 10-20 Uhr
Weitere Informationen: Die Eröffnung findet am 14. Juli um 19 Uhr statt. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation mit 16 Aufsätzen und einem umfangreichen Katalogteil von renommierten Wissenschaftlern.
Internet: www.pinakothek.de