Konzerthaus mitten im Wald

In Blaibach, im Bayrischen Wald, wurde gerade ein Konzerthaus eröffnet

Der Peter Haimerl ist ein Mann, der kommt aus dem Bayrischen Wald. Lebt seit Jahrzehnten in München, wo er auch sein Büro hat und Projekte gerne in der ganzen Welt bearbeitet. Am liebsten aber doch in seiner Heimat, wo er vor vielen Jahren mit seinem zu Recht gefeierten „Birg mich, Cilli“ internationale Presseaufmerksamkeit und viele Preise einheimsen konnte.

Bei diesem Projekt ging es dem Architekten darum, bestehende alte (Bauern)Häuser vor dem Verfall zu retten. Und das in gewisser Weise wörtlich, denn er machte – äußerlich jedenfalls – nicht viel mehr, als das weitere Zerbröckeln zu stoppen: Der Zustand der teils jahrhunderte alten Häuser wurde eingefroren. Drinnen allerdings arbeitet der Mann mit modernen Mitteln, insbesondere der Dämmbeton mit Glasschmelze hat es ihm angetan. Weil der Architekt mit diesem Baustoff „lässig“ sein kann, wie er im Interview anmerkte, und weil dieser Beton die aus seiner Sicht völlig unnötige Komplexität der Schichtungen in der Konstruktion vermeiden hilft.

Das als Ferienhaus genutzte „Birg mich, Cilli“ hat die Denkmalbehörden auf Peter Haimerl aufmerksam werden lassen, in deren Auftrag suchte und fand er weitere Projekte, die zu retten wären, denn dass hier Rettung Not tut, ist dem immer noch mit der Heimat Verbundenen ein großes Anliegen.

In Blaibach, einem 2000-Seele-Ort mitten im Bayrischen Wald fand er ein paar interessant Objekte, gleichzeitig erfuhr er von einem Programm des Landes "Ort schafft Mitte", das seine Idee sinnvoll ergänzt. Er schlug der Gemeinde eine Bewerbung vor, mit deren Projektierung sie sich dem zusehnden Verfall ihrer historischen Mitte wehren sollten, bat gleichzeitig darum, dass bei Erfolg er die Ausführung übernehmen würde.

Die Bewerbung war erfolgreich, das Projekt startete mit dem Bau des Bürgerhauses, mit der baulichen Rettung des Schurmannhauses/Torhaus gegenüber, mit dem Abriss des Bäckerhauses und der damit verbunden Durchlüfung des kleinen Ortskerns und gleichzeitig mit der Planung eines Konzerthauses, für dessen Realisierung sich der deutsche Bariton und ebenfalls Bayrischwäldern, Thomas Bauer stark gemacht hatte.

Nun steht das Bürgerhaus, in Dämmbeton, geweißelte und zwischen traditioneller Bauweise und zeitgenössischem Verwaltungsbau changierend, das Schurmannhaus wird innen gerade ertüchtigt und am vergangenen Wochenende wurde das Konzerthaus mit Händels Schöpfung feierlich eröffnet. Mitten im Bayrischen Wald.

Kultur, Hochkultur, so Peter Haimerl im Monatsinterview der im Oktober erscheinenden DBZ, fehle in seiner Heimat, in der ansonsten alles da sei; auch Hightec. Das Konzerthaus, hinter wuchtigen Natursteinfassadenplatten, die an das in Blaibach Jahrzehnte lebendige Handwerk der Steinhauer erinnert, hat seine Generalprobe hinter sich. Wobei: Schon in der Architektur probiere er nichts aus, so Peter Haimerl, er mache es einfach. Das Konzert mit 60 MusikerInnen und gut 200 geladenen Gästen war ebenfalls ohne Probe direkt gespielt. Manche der Profimusiker haben hinterher gesagt, dass sie woanders kaum besser gespielt hätten. Was vielleicht nicht bloß an der guten Akustik gelegen haben mag, der Ort, die Architektur, alles das wird seine Rolle gespielt haben. Daumen drücken, Blaibach, für eine musikreiche Zukunft! Be. K.

Architektur: Peter Haimerl

zoom-town.eu

Bauleitung: Karl Landgraf/Blaibach

blaibach.landgraf@web.de

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