Rem Koolhaas 2014 in Venedig
Der 68-Jährige Niederländer wird die 14. Architekturbiennale in Venedig kuratieren 22.01.2018"Rem Koolhaas", so die Kuratorin der Architekturbiennale Venedig 2010, Kazuyo Sejima in ihrer Begründung für die Verleihung des Goldenen Löwen für das Lebenswerk des Niederländers, "hat den Horizont der Architektur erweitert und sich dabei auf die Beziehungen zwischen den Menschen und dem Raum konzentriert. Er schafft Gebäude, die die Interaktion zwischen den Menschen anregen und erlangt auf diese Weise ehrgeizige Ziele für die Architektur. Sein Einfluss in der Welt geht weit über die Architektur hinaus und inspiriert in der Tat Menschen auf den unterschiedlichsten Fachgebieten, die große Freiheit aus seiner Arbeit ziehen”.
Nach Kurt W. Forster, Richard Burdett, Aaron Betsky, Kazuyo Sejima und David Chipperfield, um nur die letzten Kuratoren der Internationalen Architekturausstellung in Venedig seit 2004 zu nennen, kommt 2014 der Niederländer Rem Koolhaas auf den Kuratoren-/Direktorenposten der Architekturbiennale. Und weil die Ausstellung gegenüber der älteren Kunstbiennale (in den ungeraden Jahren) immer mehr aufholt (Besucher, Internationalität, Sponsoreninteresse, Presseecho), hat das Board der Biennale-Direktion unter Leitung von Paolo Barrata beschlossen – und eigenartig nüchtern mitgeteilt – die Ausstellung bereits im Juni 2014 beginnen zu lassen, also etwa 10 Wochen vor dem traditionellen Termin Ende August.
Mit Rem Koolhaas hat sich die Biennale ein Enfant Terrible der internationalen Baukunst ins Haus geholt, der sicher ganz anders als die feinsinnige SANAA-Partnerin Sejima und ebenfalls anders als der um Seriösität und Gediegenheit bemühte Brite Chipperfield einen „frischen Blick“ auf das Grundsätzliche in der Architektur richten möchte. Was er damit meinen könnte, verrät ganz sicher der ruhig Blick auf die letzten Projekte von Koolhaas und seinen Büros OMA/AMO, deren mindestens kontroverse Rezeption für die Biennale-Ausrichtung eines erahnen/erhoffen/mit Freude befürchten lässt.
Koolhaas, der in einem Spiegelinterview seinem Gegenüber ernsthaft eine Therapiestunde anbot, weil er glaubte, der Spiegel-Redakteur leide an dem Neubau (von Henning Larsen, Kopenhagen) des Spiegelhaus an der Ericusspitze in Hamburg, wird als wichtigster Architekturtheoretiker bezeichnet, wobei man sicherlich korrigierend anmerken muss, dass er der Architekt in der Welt ist, dessen Äußerungen zur Architektur am häufigsten rezipiert, kommentiert und zitiert werden. Der 1944 in Rotterdam Geborene arbeitete zunächst als Journalist, war auch als Drehbuchautor tätig, bevor er von 1968 bis 1972 an der AA in London Architektur studierte.In den USA arbeitete er als Assistent bei Oswald Mathias Ungers an der Cornell University in Ithaca. Zusammen mit Madelon Vriesendorp, seiner Frau, Elia Zenghelis und Zoe Zenghelis gründete er 1975 das Architekturbüro Office for Metropolitan Architecture (OMA). Zurzeit hat Rem Koolhaas eine Professur an der Harvard-Universität inne.
Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählt „Delirious New York: A Retroactive Manifesto of Manhattan“ (1978), in welchem er der „Culture of congestion“ am Beispiel Manhattans auf der Spur ist, einem wesentlichen Aspekt für sein bis heute andauerndes Verständnis vom Charakter der Großstädte und der Architekturen. Sein populärstes Werk erschien 1995 in Zusammenarbeit mit dem Grafikdesigner Bruce Mau („S, M, L, XL“).
Welches Motto Koolhaas der Architekturbiennale voranstellen wird, ist noch offen, der angekündigte "fresh look at the fundamental elements of architecture - used by any architect, anywhere, anytime" um (endlich?) einmal wieder etwas Neues in der zeitgenössischen Architektur entdecken zu können lässt alles zu; hoffentlich endlich einmal ein Statement, das politische Relevanz für Europa und die Welt darüber hinaus hat. Spaß und Schönheit, Maß und Eitelkeit hatten wir schon zu Genüge. Be. K.
Die 14. Architekturbiennale Venedig 2014 wird am Samstag den 7. Juni eröffnet und schließt am Sonntag den 23. November ihre Pforten in den Giardini-Pavillons und Arsenaleräumen.