Fundamentales in Venedig 2014

Rem Koolhaas gibt Motto für die Biennale 2014 in Venedig bekannt

Jetzt ist es bekannt getan: das Motto der Architekturbiennale in Venedig 2014. Von ihrem künstlerischen Leiter Rem Koolhaas. Auf der Pressekonferenz in Venedig, in Ca’ Giustinian, gab der Niederländer vor den Repräsentaten von jetzt schon 40 Ländern das Leitmotto der Ausstellung bekannt. Eigentlich hatte er das vorher bereits, denn der von ihm angekündigte "fresh look at the fundamental elements of architecture - used by any architect, anywhere, anytime" enthielt bereits die Formulierung, deren Essenz die fundamental elements sind, also die fundamentals.

"Fundamentals" nach "Common Ground" in 2012, nach "Peeple meet in architecture" 2010 . Mit Fundamentals meint Koolhaas die Grundelemente der Architektur, die physischen Substanzen: die Tür, den Boden, die Decke ... Er sei nicht geneigt, noch einmal die Architekten nach vorne zu holen, sondern wolle ausschließlich über Architektur sprechen (das wollte Chipperfield in gleicher Weise, leider ist er hier gescheitert, überall standen wunderbare Projekte der Stars hinter den Gesichtern, den Worten, den Geschichte der Stars versteckt).

Also jetzt, in 2014, noch einmal ein Versuch, ausschließlich über Architektur, also die Bauten zu sprechen. Nicht bloß die der Gegenwart, auch die der Vergangenheit sollen thematisiert werden. Die Retrospektive auf die Geschichte der Architektur soll, so der Kurator 2014, einen neuen, eben den frischen Blick auf gegenwärtige und vor allem zukünftige Architekturen in der ganzen Welt werfen. Er fordert die teilnehmenden Nationen dazu auf, die letzten hundert Jahre, 1914-2014 dahingehend zu untersuchen, wie sich eine nationale Architektur entwickelt hat und wie sich diese in die heutige, globalisierte Architektur gerettet, assimiliert, verfeinert usw. hat. Die Gesamtschau über alle nationalen Entwicklungen hinweg soll uns Heutigen dann ermöglichen, ein Gefühl für eine immer schon globale Entwicklung zu entwickeln.


Hier Rem Koolhaas' Statement:

“Fundamentals will be a Biennale about architecture, not architects. After several Biennales dedicated to the celebration of the contemporary, Fundamentals will focus on histories – on the inevitable elements of all architecture used by any architect, anywhere, anytime (the door, the floor, the ceiling etc.) and on the evolution of national architectures in the last 100 years. In three complementary manifestations – taking place in the Central Pavilion, the Arsenale, and the National Pavilions – this retrospective will generate a fresh understanding of the richness of architecture’s fundamental repertoire, apparently so exhausted today.
 
In 1914, it made sense to talk about a “Chinese” architecture, a “Swiss” architecture, an “Indian” architecture. One hundred years later, under the influence of wars, diverse political regimes, different states of development, national and international architectural movements, individual talents, friendships, random personal trajectories and technological developments, architectures that were once specific and local have become interchangeable and global. National identity has seemingly been sacrificed to modernity.
 
Having the decisive advantage of starting work a year earlier than the Biennale’s typical schedule, we hope to use this extra time to introduce a degree of coordination and coherence among the National Pavilions. Ideally, we would want the represented countries to engage a single theme – Absorbing Modernity: 1914-2014 – and to show, each in their own way, the process of the erasure of national characteristics in favour of the almost universal adoption of a single modern language in a single repertoire of typologies.
 
The First World War – the beginning of modern globalization – serves a starting point for the range of narratives. The transition to what seems like a universal architectural language is a more complex process than we typically recognize, involving significant encounters between cultures, technical inventions and imperceptible ways of remaining “national.” In a time of ubiquitous google research and the flattening of cultural memory, it is crucial for the future of architecture to resurrect and expose these narratives.
 
By telling the history of the last 100 years cumulatively, the exhibitions in the National Pavilions will generate a global overview of architecture’s evolution into a single, modern aesthetic, and at the same time uncover within globalization the survival of unique national features and mentalities that continue to exist and flourish even as international collaboration and exchange intensify…"


Rem Koolhaas ist nach Kurt W. Forster, Richard Burdett, Aaron Betsky, Kazuyo Sejima und David Chipperfield Kurator-/Direktor der Architekturbiennale. Überraschend früh wurde Koolhaas benannt, er möchte dieses beinahe Zusatzjahr dafür nutzen, die Nationenbeiträge stärker unter eine Überschrift zu konzentrieren. Die Architekturbiennale findet in 2014 ebenfalls früher als sonst statt, ihre Eröffnung am 7. Juni 2014 steht etwa  10 Wochen vor dem traditionellen Termin Ende August. Be. K.



Die 14. Architekturbiennale Venedig 2014 wird am Samstag den 7. Juni eröffnet und schließt am Sonntag den 23. November ihre Pforten in den Giardini-Pavillons und Arsenaleräumen.

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