Solar Decathlon Europe 2012 entschieden!
www.sdeurope.org
Solar Decathlon Europe ist ein internationaler Studentenwettbewerb mit Realisierungsanspruch. Das Ziel ist es, ein nachhaltiges und autarkes Haus zu entwerfen und anschließend zu realisieren. Zwei Jahre hatten die 19 Universitäten aus 12 Ländern Zeit, ihre Entwürfe zu entwickeln. Solarenergie sollte dabei als einziger Energieeintrag genutzt werden. Zwei deutsche Hochschulen waren ebenfalls angetreten – RWTH Aachen und Konstanz. Den ersten Platz belegte das Team der französischen Universität Grenoble mit ihrem Haus Canopea. Die beiden deutschen Teams konnten sich über eine Platzierung unter den ersten Fünf freuen. Die Hochschule Konstanz wurde für das Haus Ecolar mit dem 4. Platz ausgezeichnet, während die RWTH Aachen mit Counter Entropy den 5. Platz machte. Die Solarhäuser wurden in 10 Kategorien bewertet – Architektur, Licht-design, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, Marktpotenzial, Innenarchitektur, Industrialisierung und Realisierbarkeit, Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Innovation sowie Konstruktion und Planung.
Die Preisträger des französischen Teams Rhône-Alpes entwarfen nicht nur ein 1-geschossiges Haus, sondern ein modulares System, das zu einem „Nanotower“ gestapelt werden kann. Der Projektname „Canopea“ ist von der obersten Baumschicht im Regenwald abgeleitet: „Canopy“. Diese Schicht nimmt 95 % der Sonnenenergie auf und 30 % des Regenwassers. Das auf dem Gelände in Madrid präsentierte Gebäude setzt genau diese Beobachtung um. Um den Sonnenertrag möglichst effizient zu nutzen, wurde das komplette Dach mit Photovoltaikpaneelen eingedeckt. Solarthermie wird zur Warmwasseraufbereitung genutzt. Obwohl das Gebäude rundum verglast ist, kann die Raumtemperatur durch natürliche Luftzirkulation angenehm herunter gekühlt werden. Das Team Rhône-Alpes hat mit seinem Wettbewerbsbeitrag eine Antwort auf die stetig wachsende Dichte der Stadt gefunden und gekonnt umgesetzt!
Der Entwurf des Teams der Hochschule Konstanz basiert auf einem einfachen Raster. Sechs quadratische Module können aus einem Bauteil-Katalog zu einem individuell gestalteten Solarhaus zusammengebaut werden. Insgesamt sind auf dem Raster sechs Moduleinheiten möglich. Zwei werden als überdachte Terrassen genutzt, vier bilden mit einer wärmespeichernden Fassade den Innenraum. Fließend gehen die Räume ineinander über. Lediglich Schlafzimmer und Bad sind abgetrennt. Die Küchenzeile verschmilzt mit den an beiden Außenwänden entlang geführten Schränken. Die transluzente Fassade ermöglicht einen erhöhten Dämmwert, ohne den Lichteinfall zu beeinträchtigen. Um den Transport und den Aufbau zu vereinfachen, sind Träger und Stützen Hohlkastenprofile. Das gesamte Dach ist mit Photovoltaikpaneelen eingedeckt. Opake und transluzente Module erzeugen Elektrizität, Wärme und Kälte. Für ein angenehmes Raumklima sorgen die Kühldecke aus Lehm mit PCM Dispersion und die Fußbodenheizung, die in Zonen separat angesteuert werden kann. Der Solareintrag wird durch Isolierglas und Vorhänge verringert. Der Luftaustausch findet über einen Ein- und Auslass an der Fassade statt. Abgerundet wird das Konzept mit einer Abwasserrückgewinnung. Das Grauwasser wird für die Toilettenspülung verwendet.
Ganz im Sinne der aktuellen Recycling-Architekturdebatte, die der Deutsche Pavillon in Venedig in die breite Öffentlichkeit getragen hat, entwarfen die Studierenden der RWTH Aachen ein 1-geschossiges Nullenergiehaus mit wiederverwertbaren Materialien zur Herstellung der Fassade, des Fußbodens und der Möbel. So wurde aus 46 000 zusammengeschmolzenen CD-Schindeln eine witterungsfeste Hülle, aus den Holzträgern des alten Aachener Tivoli Stadions der Parkettfußboden und aus LKW-Plane die Inneneinrichtung. Damit wollten die Studierenden die Besucher für die Umnutzung recycelbarer Dinge sensibilisieren. Counter Entropy hat ein ganzheitliches Energiekonzept. Auf dem Flachdach sind zur Energiegewinnung 144 m² Photovoltaikpaneele angebracht. Zur Kühlung wird die Decke mit PCM Dispersion und ein Klimagerät herangezogen. Die Warmwasserversorgung erfolgt über Solarthermie.
Allein Pumpen und Ventilatoren sind strombetriebene Anlagen. Der Stromverbrauch ist deutlich reduziert. Zusätzlich bedient sich das Team der Gebäudeautomation, um die Bewohner Temperatur, Beleuchtung und Haushaltsgeräte mit iPad/iPod oder intuitiver Gestik steuern zu lassen. Das Haus kommuniziert mit den Bewohnern – es weist auf sinnvolle Energieersparnis hin, indem es zur Verständigung den Energieverbrauch in ein Punktesystem übersetzt.