Ulmer Synagoge fertig
Bundespräsident Joachim Gauck hielt am 2. Dezember 2012 die Eröffnungsrede 22.01.2018In 2009 entschließt sich die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs(IRGW) eine neue Synagoge für ihre orthodoxe Ulmer Gemeinde zu bauen und initiiert gemeinsam mit der Stadt Ulm einen Wettbewerb. Die Stadt stellt den Bauplatz mitten auf dem Weinhof, nur einen Steinwurf von der ehemaligen, in der Pogromnacht zerstörten Synagoge zur Verfügung.
„Es ist dem Kölner Team gelungen, diese hochsensible Stelle im Ulmer Stadtraum zu bereichern, ohne ihr ihren einzigartigen Charakter zu nehmen“, so der Ulmer Baubürgermeister Alexander Wetzig anlässlich der Juryentscheidung im Januar 2010. Das "Kölner Team" sind die Wettbewerbsgewinner kister scheithauer gross architekten und stadtplaner Köln/Leipzig.
Mit der Fertigstellung ist der Quader niedriger und kürzer als zunächst im Wettbewerb geplant. Er misst nun 24 Meter in der Breite, 16 in der Tiefe und ist mit 17 Metern Höhe deutlich niedriger als das nahe gelegene Schwörhaus.
„Die Synagoge und das jüdische Gemeindezentrum sind in einem einzigen Baukörper zusammengefasst. Der kompakte Quader steht frei auf dem Platz. Die Position ergibt sich aus der Geschichte: in der Pogromnacht 1938 wurde die ehemalige Synagoge, die in die Straßenrandbebauung des Weinhofes eingefasst war, zerstört. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Lücke mit einem Gebäude profaner Nutzung bebaut. So verlor die Synagoge ihren angestammten Platz im Zentrum der Stadt Ulm. Das Bauwerk der jetzigen Synagoge hat ein neues Grundstück eröffnet. Als wäre die Synagoge von ihrer ehemaligen Position aus einen Schritt nach vorne getreten, hat sie sich ihren Standort zurückerobert. Ohne baulichen Saum steht sie als Solitär auf dem Weinhof“, erläutert Prof. Susanne Gross das städtebauliche Konzept.
Alle Nutzungen sind in dem glatten Baukörper zusammengefügt: Foyer, Synagoge, Mikwe (Ritualbad), Versammlungssaal, Schul- und Verwaltungsräume, sowie die Kindertagesstätte mit einem nicht einsehbaren Innenhof, der direkt über dem Sakralraum liegt.
Die Räume sind orthogonal organisiert. Nur die Synagoge ist um die einzigefreistehende Stütze des Gebäudes gedreht, ihre Achse verlagert sich in dieDiagonale. Der Ausrichtung nach Südosten liegt eine übergeordnete religiöse Bedeutung zu Grunde, sie zielt geographisch exakt nach Jerusalem, dem geistigen und religiösen Zentrum des Judentums.
Durch den diagonal ausgerichteten Sakralraum entsteht das Eckfenster, welches mit dem Motiv des Davidsternes als Raumfachwerk spielt. Anhand von über 600 Öffnungen ergibt sich in der Synagoge ein vielfach illuminierter Raum mit Schwerpunkt auf dem liturgischen Herzstück, dem Thoraschrein. Die mittels eines Hochdruck-Wasserstrahls hergestellte Perforation der Fassade umspielt innen den Schrein und bildet nach außen die Synagoge ab.
Die Innenausstattung der Synagoge basiert in Teilen auf Plänen von ksg, wie etwa der zwölfeckige Leuchter, ein Symbol für die zwölf Stämme des Volkes Israel. Gemeinsam mit den Vertretern der IRGW übernahm Rabbiner Shneur Trebnik die Auswahl des Gestühls und beauftragte die Anfertigung von Thoraschrein samt Bima,ein erhöhtes Podium mit Pult, von dem aus die Thora verlesen wird. Alle drei Elemente wurden in Israel angefertigt.
Der Gebetsraum bietet – inklusive der 40 Sitze auf der Frauenempore – Platz für 125Personen. Zur Eröffnung am Sonntag, 02.12.2012, werden die Kapazitäten vollends ausgeschöpft. Zu der Veranstaltung haben sich neben den 300 geladenenGästen auch Bundespräsident Joachim Gauck, Bundesbildungsministerin Annette Schavan, Ministerpräsident Winfried Kretschmann sowie der israelischeVize-Premierminister Silvan Shalom angemeldet.