Wie überzeuge ich meinen Bauherrn von BIM?
Manchmal braucht es nur das richtige Argument, denn BIM dient der Planungs-, Realisierungs- und Nutzungsphase eines Gebäudes gleichermaßen. 10 schlagkräftige Argumente für die Arbeit mit BIM und warum es sich für Ihren Bauherrn lohnt.
1. Förderung: Er ist nicht allein.
Die großen baulichen Fehlgriffe der Vergangenheit, wie bspw. der Flughafen in Berlin, haben gezeigt, wie komplex Großprojekte heutzutage sind. Eine Vielzahl von Planern verschiedener Fachgebiete muss koordiniert und zielgerichtet eingesetzt werden. All das geschieht unter großem Zeitdruck und in einem (normalerweise) engen finanziellen Budget. Wenn dann z. B. laufend Umplanungswünsche formuliert werden, brechen herkömmliche Verfahren und Werkzeuge zusammen. BIM spielt hier seine besonderen Stärken aus, denn die Kommunikations-, die auch Streitprozesse sein können, werden ausgetragen, bevor der erste Spatenstich gemacht ist. Auch Änderungen während des laufenden Realisierungsprozesses sind leichter zu handhaben, denn ein Denken im Gesamtprojekt und auch der konkrete dreidimensionale Blick darauf schärfen das Verständnis für komplexe wie kostenintensive Wechselwirkungen. Diese Erkenntnis hat sich durchgesetzt und den damaligen Bundesminister Dobrindt seinerzeit eine „Offensive zur Digitalisierung der Baubranche“ beginnen lassen, in dessen Lauf „BIM für unsere Infrastrukturprojekte ab 2020 verbindlich“ sein wird.
2. Bauherren wissen, was sie bekommen
Was machte das Leben für Bauherren bisher so schwierig? Die vielen Unwägbarkeiten, die während der Planung und Realisierung auftraten. Sie waren z. B. entstanden durch Irrtümer, Änderungen der Bauvorschriften, Weiterentwicklung der Konstruktionsprinzipien oder schlichtweg Inkompetenz. BIM macht es nun möglich, diese Irrungen und Wirrungen erheblich zu reduzieren und bei entsprechender Detailtiefe vollständig zu vermeiden. Das finanzielle Risiko reduziert sich erheblich, denn das klassische Projektdreieck aus Kosten, Terminen und Qualitäten entfaltet sich in höherer Sicherheit durch die strukturierten, synchronisierten und transparenten Prozesse im BIM Modell. Wenn alle beteiligten Gewerke sehen, was alle anderen tun, steigt die Gebäudequalität und gelingt die Einhaltung einheitlicher Bau-Richtlinien genauso gut wie eine genaue Mengenermittlung. Durch diese Prognostizierbarkeit kommt die Bauplanung immer mehr in die Nähe eines Produkts, bei dem Bauherren genau wissen, was sie bekommen.
3. Die Qualität der Planung steigt
BIM funktioniert mit „Single Source Of Truth (SSOT)“. Dass die Informationen an einer Stelle zentral liegen und sich aus ihnen alle Sachverhalte ableiten, darauf baut die Qualitätssicherung auf. Auch sichere Kosten und Termine leiten sich aus SSOT ab. Nehmen wir ein Beispiel: Jemand plant eine Treppe lediglich im Grundriss und nicht im Schnitt bzw. 3D. Schon ist die Gefahr da, dass bei eventuellen Änderungen einige Stufen übersehen werden. Hat man hingegen die Treppe (also eine Information oder ein Objekt) an einer zentralen (Verwaltungs-)Stelle, bleiben Fehler auch bei Umplanungen aus.
4. Gute Baudokumentation
Die Beschäftigung mit der Baudokumentation ist nicht gerade beliebt. Dabei sind die vielen Daten von großem Wert. Raumhöhen, Flächen, technische Ausstattungen, Maschinen, Fluchtwege, Brandabschnitte etc. dienen auch zum Betrieb des Gebäudes. Sie werden in der Nutzungsphase gebraucht. Deswegen ist es sinnvoll diese Daten im Planungsprozess frühzeitig in eine geeignete Form zu bringen. BIM erledigt die Aufbereitung der Gebäudedaten quasi automatisch und schont das Zeitbudget. Generell verschiebt sich beim BIM-Verfahren der Aufwand in den Planungsprozess und schmilzt in der Dokumentation erheblich zusammen. In einer idealtypischen Annahme spart BIM dabei rund 30 % der Zeit ein. Allerdings geht das nur mittels Projektvorlagen, denn im Vergleich zu 2D-CAD (100 %), spart BIM mit Vorlagen 50 % der Gesamtzeit ein, ohne Vorlagen aber nur 10 %. Das allerdings ist das Geschäft der Bauplaner, das der Bauherr voraussetzen können sollte. Generell gilt, dass die Zeit- und damit Kosteneffizienz dadurch profitiert, dass zuerst digital und anschließend real gebaut wird – und zwar ohne Überraschungen, Planungsfehler, Umplanungen oder Nachträge.
5. BIM-Manager als rechte Hand des Bauherrn
Letztlich profitiert der Bauherr immer dann, wenn sich Risiken minimieren. Der BIM-Manager implementiert alle erforderlichen Technologien wie Prozesse, so z. B.: CAD, AVA, Raumbuch, Einsatz von parametrischer Planung oder automatisierte inhaltliche Prüfun-gen. Mit klaren Vorgaben aus einem Lastenheft, dem späteren Pflichtenheft, entstehen für alle Projektteilnehmer verbindliche Regeln. Auch liegt die Verantwortung für Prozess wie Kommunikation beim BIM-Manager. Im laufenden Projekt organisiert und regelt er die digitale Projektabwicklung nebst Informationsqualität und die Modelldetaillierung. Er stellt die Vollständigkeit der geforderten Informationen sicher, organisiert, initiiert und prüft Informations- bzw. Daten- und Dokumentübergaben. Die Kollisionsprüfung ist ein zentraler Arbeitsschritt. In ihm werden die Fachmodelle aller beteiligten Gewerke bzw. Disziplinen zusammengeführt und auf Schlüssigkeit geprüft. Der BIM-Manager ist die rechte Hand des Bauherrn bzw. des Projektmanagements.
6. Ziele vertraglich festgehalten
Durch BIM stehen eine Reihe neuer Kontroll- und Steuerungsinstrumente zu Verfügung. So z. B. der „BIM-Abwicklungsplan“, der eine digitale Projektabwicklungsstrategie mit entsprechenden BIM-Zielen und Pflichtenheften definiert. Das BIM-Handbuch wiederum zeigt allen Beteiligten ihre Leistungen. All die Informationen finden eine vertragliche Ebene, bevor es an die Implementierung des Projektes gehen kann.
7. Transparente Planungs- und Bauprozesse
BIM funktioniert als Prozess. Es ist quasi eine offene Matrix, aus der nach und nach ein fertiges Produkt wird. Das hat Einfluss auf die Projektbeteiligten. Sie müssen das gesamte Projekt im Blick haben. BIM ist der virtuelle Raum von Teams. Die Entwerfer, Konstrukteure, Verkäufer, Ausschreiber und die Projektmanager bekommen in Echtzeit ihre Entscheidungsgrundlagen und Berichte. Einzelarbeit und isolierte Aufgabengebiete gehören der Vergangenheit an. Vernetztes Denken ist gefragt. BIM generiert neue Typen von Mitarbeitern und das dient wiederum den Bauherren. Nun kann der Bauherr einfachen Zugang zum Planungsgeschehen finden. Nicht zuletzt helfen dabei neue Visualisierungstechniken wie Virtual und Augmented Reality.
8. Virtual und Augmented Reality inklusive
Die virtuelle Realität (VR) macht einen intuitiven Zugang zum Planungsgeschehen möglich. Bauherren können heutzutage mittels einer VR-Brille durch den Entwurf spazieren. Augmented Reality wiederum projiziert das virtuelle Gebäudemodell auf eine reale Umgebung. Auch Detailansichten oder ganze Bauabschnitte können als 3D-projizierte Modelle die vorhandene Realität erweitern. So wird ein besseres Verständnis für Planungsdetails und ein intuitiveres Datenmanagement erreicht. Letztlich führt dies zu einer einfacheren Navigation und verbessert die Kommunikation zwischen Planungsbeteiligten. Augmented Reality kann darüber hinaus im Marketing, der Öffentlichkeitsarbeit oder im Vertrieb Verwendung finden. QR-Codes lassen Bauwerksmodelle bspw. in Broschüren projizieren.
9. Keine Baustellenkonflikte mehr
Auch während der Ausführung des Bauprojekts stellt Augmented Reality (AR) Planern wie Bauherren ein interaktives, virtuelles BIM-Modell zur Verfügung. Baustellenbegehungen werden intuitiver, denn Soll-Ist-Vergleiche und Kollisionsüberprüfungen gelingen schnell und die unmittelbare Darstellung der benötigten positionsabhängigen Planunterlagen hilft, eventuelle Versäumnisse zu beseitigen. „4D BIM“ überprüft also alle Objekte, sämtliche Mengen und vergleicht in Echtzeit die Ausführungs- mit der Werk- und Montageplanung. Auch die Simulation des Baufortschritts ist möglich, denn der Bauablaufplan und alle Termininformationen kommen im gemeinsamem Koordinationsmodell in die virtuelle Welt. (Lesen Sie „Baustelle 4.0“ in Computer Spezial 2|2018).
10. Das BIM-Modell bleibt nutzbar
Mit BIM gibt es ein komplettes virtuelles Gebäudemodell, das zusätzlich zum normalen Gebäude existiert. Damit lassen sich Facility Management-Systeme bestens betreiben. Flächen und Bauteile – etwa zur Bestimmung von Reinigungsflächen – bekommt man direkt aus dem Planungsprozess. Aus den Modelldaten lassen sich Programme entwickeln, die z. B. für eine intelligente Haustechniksteuerung Messdaten der Gebäudenutzung erheben. Sämtliche Einbauten und Ausstattungen der Räume sind bestimmbar und natürlich gelingt ein Überblick über die gesamte Haustechnik. Auch taugt Augmented Reality für das Facility Management, so etwa zur Gebäudenavigation oder bei der Wartung bzw. Instandhaltung. Eine hohe Informationsqualität führt zu Einsparungen in der Betriebsphase. Ein Umstand, der für Bauherren interessant ist, die das Gebäude später auch selbst nutzen.