Iwan Baan: „Von Las Vegas nach Rom“

Ausstellung in der Architekturgalerie München bis 11. Juli

Die Ausstellung "Von Las Vegas nach Rom" in der Architekturgalerie München erforscht den Dialog zwischen diesen kontrastreichen urbanen Kontexten. Die Fotografien von Iwan Baan zeigen dabei unerwartete Parallelen und Verbindungen zwischen den beiden Städten auf. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 11. Juli, teilt die Architekturgalerie mit.

Die Städte Rom und Las Vegas stehen in ihrer architektonischen Identität in einem deutlichen Gegensatz zueinander: Während Rom, die ehemalige Hauptstadt des Römischen Reiches, als antik, elegant und vielschichtig gilt, wird Las Vegas, die "Sin City", als schrill, vulgär und künstlich wahrgenommen. Trotz dieser diametralen Unterschiede fungieren beide Städte als Zentren der Macht und der Spiele, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.

Las Vegas (Bild) und Rom - mehr Kontrast geht kaum.
Foto: Iwan Baan

Las Vegas (Bild) und Rom - mehr Kontrast geht kaum.
Foto: Iwan Baan

Denise Scott Brown, Robert Venturi und Steven Izenour revolutionierten mit ihrem Werk "Learning from Las Vegas" die Architekturtheorie, indem sie postulierten, dass die Lehren aus der amerikanischen Wüstenstadt ebenso relevant sind wie die der Ewigen Stadt: "Las Vegas ist für den Strip, was Rom für die Piazza ist." Fünfzig Jahre nach der Veröffentlichung dieses bahnbrechenden Werks erforscht die Ausstellung "Von Las Vegas nach Rom" den Dialog zwischen diesen kontrastreichen urbanen Kontexten. Iwan Baans Bilder von Las Vegas und Rom zwingen uns zu der Frage, ob wir Architektur ohne moralische Wertung betrachten können - eine Perspektive, die Venturi, Scott Brown und Izenour in Bezug auf Las Vegas vorgeschlagen haben -, insbesondere im Kontext der ökologischen und sozialen Realitäten des 21. Jahrhunderts. Baans Fotografien kontrastieren und hinterfragen konventionelle Vorstellungen von Authentizität und Künstlichkeit und stellen letztlich die Gültigkeit solcher polaren Kategorisierungen in Frage. Auf diese Weise spiegeln Iwan Baans Fotografien die Aufforderung von Scott Brown, Izenour und Venturi wider, zunächst zu beobachten, zu verstehen und erst dann zu urteilen.

Trotz der augenscheinlichen diametralen Unterschiede fungieren beide Städte als Knotenpunkte von Macht und Spiel.
Foto: Iwan Baan

Trotz der augenscheinlichen diametralen Unterschiede fungieren beide Städte als Knotenpunkte von Macht und Spiel.
Foto: Iwan Baan

Iwan Baan gilt weltweit als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Fotografen im Bereich der Architektur und Stadtplanung. Seine Arbeit thematisiert die Architektur im sozialen Kontext menschlicher Aktivitäten und Geschichten. Durch seine Zusammenarbeit mit renommierten Architekturbüros hat Baan bedeutende Architekturprojekte auf der ganzen Welt dokumentiert. Seine Arbeiten wurden unter anderem im Museum of Modern Art, im Vitra Design Museum und auf der Architekturbiennale in Venedig ausgestellt, wo er 2012 mit Urban Think Tank den Goldenen Löwen erhielt.

Buchdaten:

Iwan Baan, ROME - LAS VEGAS, Bread and Circuses

Mit Beiträgen von Lindsay Harris, Izzy Kornblatt, Ryan Scavnicky

Lars Müller Verlag, 320 Seiten, 180 Abbildungen, Softcover, EUR 45,-

Ort und Öffnungszeiten:

Architekturgalerie München, Blumenstraße 22, 80331 München

Öffnungszeiten: Dienstag-Freitag 15.00-19.00 Uhr

Ausstellungsdauer: 1. Juni – 11. Juli 2024

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