Modulbau historisch und zeitgenössisch – Erweiterung der Fuchshofschule Schorndorf
Die Fuchshofschule in Schorndorf bei Stuttgart wurde 1963 nach Plänen von Fritz Stucky als Stahlbeton-Modulbau gebaut. 2022 wurde sie von dem Schweizer Architekturbüro Bauart um einen Holzmodulbau erweitert, der Formensprache und Maßstäblichkeit des Bestands fortführt.
Die Fuchshofschule in Schorndorf ist eine zweizügige Grundschule mit fünf ein- und zweigeschossigen Pavillons von 1963 und ein hervorragendes Beispiel für das industrialisierte Bauen der 1960er-Jahre. Entworfen wurde sie von dem Architekten Fritz Stucky. Er nutzte dafür das Modulbausystem „Variel 58“ – vorgefertigte Raummodule in Stahlbetonbauweise – seiner Firma Elcon AG, das er international vertrieb. Seit 2018 steht die Schule unter Denkmalschutz.
Die historische Fuchshofschule von Fritz Stucky steht seit 2018 unter Denkmalschutz. 2022 wurde sie durch einen Holzmodulbau von Bauart Architekten stimmig ergänzt
Foto: Jürgen Pollak
Alter und neuer Modulbau
Um den heutigen Raumbedarf der Schule zu decken und die Erweiterung zur Ganztagsschule zu ermöglichen, wurde 2022 innerhalb von sechs Monaten ein Ergänzungsbau in Holz-Modulbauweise realisiert. Der Entwurf stammt von dem Schweizer Architekturbüro Bauart, das, ebenso wie Stucky, eine lange Tradition im Modulbau pflegt. Seit 1987 haben die Architekten diverse Modulbau-Projekte, vor allem im Bildungsbau, umgesetzt und verschiedene Modultypen in Holzbauweise entwickelt.
Auf der Modularfamilie von Bauart und den Erfahrungen mit Schulbauten unter anderem in Thun, Zürich und Zug aufbauend besteht das neue Schulhaus in Schorndorf aus Holzmodulen, die zu zwei längsseitig versetzten Gebäudeteilen zusammengefügt sind. Teils ein-, teils zweigeschossig nimmt das Gebäude die Maßstäblichkeit des Bestands auf und schafft eine Zonierung des Außenraums. Das Erdgeschossniveau wird gegenüber des Schumannwegs im Osten leicht abgesenkt, damit es im Westen aufgrund des Geländegefälles auf dem Grundstück nicht zu hoch wird. Die Bäume werden größtenteils erhalten, insbesondere die wilde Kirsche auf der Ostseite.
In Analogie zu den alten Pavillons wird auch das Erscheinungsbild des Neubaus von breiten Dachüberständen geprägt. Die Fassade ist mit vertikalen Holzlatten verkleidet, die silbergrau vorbehandelt sind. Die Fassadenteile der Module bestehen in der Regel außerdem aus einem großen festverglasten Fenster sowie einem Öffnungsflügel, der von einem einbrennlackierten Aluminium-Lochblech in Perlbeige bedeckt ist. Jede Moduleinheit wird beim Modulstoß mit einer feinen Holz-Lisene abgeschlossen.
Die Modullänge von 10,20 m erlaubt eine stützenfreie Raumeinheit, die je nach Bedarf unterteilt werden kann und eine hohe Flexibilität gewährt. Die Breite der einzelnen Module beträgt 3,40 m, die lichte Raumhöhe liegt bei 2,80m
Foto: Jürgen Pollak
Raumprogramm
Der Neubau umfasst im Erdgeschoss einen Speisesaal mit Küche, einen Musikraum, eine Kinderbetreuung und einen großzügigen Eingangsbereich. Von hier geht es über eine einläufige Treppe ins Obergeschoss. Der Flur erschließt die Unterrichtsräume, ist aber auch als erweiterte Lernumgebung nutzbar. Ein überdachtes Außenklassenzimmer ist im Volumen des Baukörpers integriert und bietet bei Bedarf die Möglichkeit für einen vollwertigen Ausbau.
In den Haupträumen sind die Wände und Decken in Holz belassen und schaffen so einen Kontrast zu den Erschließungszonen und eine angenehme Aufenthaltsqualität
Foto: Jürgen Pollak
Die Module in zwei Längen (6,8 m und 10,2 m), einheitlicher Breite (3,4 m) und lichter Raumhöhe (2,8 m) sind im Innenraum an den Ecken jeweils mit einer tragenden Wandschotte ausgesteift. Dazwischen kann fassadenseitig ein Tisch oder eine Bank eingebaut werden, korridorseitig ein Schrank, eine Vitrine oder Garderobe. In den Haupträumen sind Wände und Decken in Holz belassen, die Erschließungszonen sind in einem dezenten Blauton gestaltet, der das Blau der Lisenen der Variel-Pavillons aufnimmt. Möglichst viele Oberflächen werden bereits im Werk fertiggestellt, sodass vor Ort nur noch Fugen und Modulstöße abgedeckt werden müssen.
Systemtrennung
Das Haustechnikkonzept ist unabhängig von der Konstruktion konzipiert. Es kombiniert ein installationsarmes Verbundlüftungssystem mit Konvektionsgeräten für ein nach Bedarf gesteuertes optimales Raumklima. Auf den Einbau von abgehängten Decken wurde, mit Ausnahme der Küche, verzichtet, da an der Decke keine wartungsintensiven Leitungen und Lüftungskanäle geführt werden.
In den Räumen, die der Erschließung und dem Aufenthalt dienen, setzt ein Blauton, der sich dem Blau der Lisenen der Variel-Pavillons annähert, einen frischen farblichen Akzent
Foto: Jürgen Pollak
Die Modulbauweise bringt für das Projekt verschiedene Vorteile. Bei Bedarf kann der Holzbau mit vergleichsweise wenig Aufwand erweitert, umgebaut oder umgesetzt werden. Durch den hohen Vorfertigungsgrad konnte die Bauphase vor Ort stark verkürzt werden, sodass der laufende Betrieb der bestehenden Schulanlage kaum gestört wurde. ⇥IL
Projektdaten
Architektur: Bauart Architekten und Planer AG, Bern/CH (Neubau), www.bauart.ch; Fritz Stucky (Bestand)
Generalübernehmer: Blumer Lehmann AG, Gossau/CH, www.blumer-lehmann.com
Bauherr: Stadt Schorndorf
Fertigstellung: 09.2022