Architektur. Im Kreis.

„Die Musik spielt angenehm, während Häuser abgerissen, zerschmettert und zu Müll gemacht werden. Was macht man, wenn man es nicht mehr aushalten kann, dabei zu sein, beim Champagner trinken auf dem Deck der neugebauten Titanic?“ So startet eine gut gemachte, sehr engagierte Publikation, die an der Hochschule Augsburg erschien und mit der Preisverleihung „Augsburger Zukunftspreis für nachhaltiges Wirtschaften 2023“ für u. a. das hier kurz vorgestellte Transferprojekt „Architektur. Im Kreis“ Ende 2023 wieder vor Augen geriet (auf DBZ.de zum Download).

Das Projekt „Architektur. Im Kreis.“ hatte sich den zum Abriss vorgesehenen Altbau der Augsburger Stadtbibiliothek vorgenommen. Der Abrissbeschluss lag da schon ein paar Jahre zurück, längst gab es einen größeren Neubau, nur wenige zig Meter entfernt. Mikala Holme Samsøe, Professorin für Entwerfen und Gestalten an der TH Augsburg, untersuchte mit ihren Studentinnen den Bestand. Es ging darum, verwertbare Bauteile vor dem Abriss zu erfassen, zu bewerten, zu kata­logisieren und zum Verkauf/zur Mitnahme anzubieten. Dabei kamen mehr als 500 Einzelposten zusammen. Türen/Zargen, Fenster, Sanitär, Vorhänge, Heizkörper, Leuchten und vieles mehr, alles, was demontiertbar war, wurde in Zusammenarbeit mit Concular gelistet (s. Screenshot). Rund 80 Prozent dieser Teile wurden verkauft oder auf der Abrissparty Ende 2022 als Souvenir verschenkt. Gespart wurden in dieser Rettungsaktion vor allem Transportenergie und Deponiekosten, die bei 800 000 € gelegen hätten. Gelernt wurde, dass die Weiterverwendung von Bauteilen eher kleinmaßstäblich (privat) geschieht. Und damit ist das Projekt ein Pilot für das, was öffentliche wie auch private Bauherrn in Zukunft unternehmen müssen: Vor dem Abriss Zeit einplanen für ein dann doch aufwendiges Management, das hier in Augsburg am Ende der Steuerzahler trägt. Aber der hat ja dem Abriss zugestimmt in Vorfreude auf die neue Bibliothek. Dass man das Abrissmaterial zum Verfüllen eines Kellers genutzt hat, der in der Neubaumaßnahme (Erweiterungsbau Staats- und Stadtbibliothek) nebenan wieder aufgegraben wird, erstaunt, insbesondere, wenn das Verfüllen positiv in die CO2-Bilanzierung des Projekts eingeht. Tatsächlich wäre ein Erhalt des Bestandsbaus möglich gewesen, aber vor zehn Jahren gab es zwar schon hinreichende Erkenntnisse, aber noch keine Zwänge! Be. K.

www.tha.de, www.concular.de
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