Projektbericht

Niedrigenergiehäuser im Bestand - Denkmalgeschützte Mehrfamilienhäuser in Ludwigshafen

Die Objekte Limburgstraße 19 und 21 sind zwei im Jahr 1900 erbaute dreigeschossige Wohn- und Geschäftshäuser, zwei Klinkerbauten mit aufwendiger Sandsteingliederung
im Stil der Neurenaissance. Die fast unverändert erhaltenen Gebäude mit ursprünglichem Ladeneinbau wurden in die Denkmaltopographie der Stadt Ludwigshafen aufgenommen.
 
Allgemeine Sanierungsmaßnahmen
Die Objekte wurden noch nie modernisiert. Ohne Heizung und ohne Bäder – die Toiletten befanden sich auf den Zwischengeschossen im Treppenhaus – standen beide Häuser bereits mehrere Jahre leer. „Die Häuser charakterisieren Baudenkmäler derselben Epoche von straßenraumbildender Qualität.“ (Schrift zur Topographie)
Das Sanierungskonzept sah neben der Erhaltung der historischen Gebäudesubstanz zusätzliche bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der Tragfähigkeit,  des Brand-, Schall- und insbesondere des Wärmeschutzes vor.Das Treppenhaus trennt das EG in zwei Einheiten, die bei unverändertem Grundriss zu zwei kleinen Büros umgebaut wurden. In den beiden oberen Geschossen legten die Planer die beiden vorhandenen kleinen Wohnungen zu einer
Wohnung je Etage zusammen, der Speicher im Dachgeschoss wurde zu einer Wohnung ausgebaut. An der Hoffasssade bekamen die Wohnungen vom 1. OG bis zum DG große Balkone von 4,50 x 2 m vorangestellt. Die Holztreppe im Treppenhaus konnte komplett erhalten werden. Zwar mussten die Unterseiten der Treppenläufe aus brandschutztechnischen Gründen beplankt, die gesamte Treppe inkl. Stufen konnte allerdings überarbeitet werden – ebenso wie der Terrazzoboden im Eingangsbereich.
Da die alten Haus- und Hoftüren nicht mehr vorhanden waren, mussten neue Türen nach historischem Vorbild angefertigt werden.
 
Die Sanierungsmaßnahmen im Einzelnen
Alle alten Anlagen zur Ver- und Entsorgung, Kamine und Mauerwerke wurden zur neuen Grundrissherstellung abgerissen. Bis auf die Holzbalkendecken und die Außenmauern sowie die nicht der Veränderung unterliegenden Wände war das Haus weitgehend entkernt. Die Kellerwände und -decken mussten gereinigt und der Putz von Sandstein- und Ziegelwänden entfernt, die Steine gesäubert werden. Der Kellerboden bestand teils aus Kopfsteinpflaster, er erhielt eine neue wasserundurchlässige Bodenplatte. Das stark verschmutzten Ziegel-
Mauerwände an der Hoffassade wurden mit einem Vollwärmeschutzsystem mittels 16 cm Neopor 0,35 U, Oberputz und mineralischem Farbanstrich versehen, an der Straßenfassade defekte Sandsteinelemente ausgetauscht. Die Dämmung erfolgte von innen. Alle Fenster wurden mit ursprünglicher Teilung erneuert. Das Dach bekam neue Gauben zur Straßen- und Hofseite. Aufdopplung der Sparren, Ausschnitte für Dachflächenfenster, neue Kastengesimse, Rinnen sowie komplett neue Ziegeleindeckung, neue Bleche und Fallrohre waren notwendig. Die Aufdopplung der Sparren diente zur Aufnahme von 240 mm Isover-Mineralwolle 0,35 zur Isolierung des Daches. Im Treppenhaus wurde an oberster Stelle eine Rauchabzugsanlage in Form eines elektrisch zu bedienenden Dachflächenfensters
eingebaut sowie Rauchmelder in jeder Etage. Die technische Ausstattung des Hauses ist mit dem zeitgleich sanierten Nachbarhaus Limburgstraße 21 gekoppelt. Aufgrund der überschaubaren Größe der Objekte (Limburgstraße 19 = 361 m2 WFL, Limburgstraße 21 = 290 m2 WFL) wurde durch die Eintragung zweier Grunddienstbarkeiten vereinbart und realisiert, dass die neue Gaszentralheizung 8 Gas­zentralheizung in Brennwerttechnik, errichtet im Keller der Limburgstraße 19, die Limburgstraße 21 mit Heizenergie mitversorgt. Auf­grund der Ablesetechnik mittels digitaler Wärmemengenzähler ist dies problemlos möglich. Auf dem Dach des Nachbarhauses Limburgstraße21 war ausreichend Platz für eine Solaranlage zur Brauchwassererwärmung. Diese Anlage versorgt nun ebenfalls beide Häuser. Da der Keller in der Limburgstraße 19 größer ist, wurde dort der Technikraum eingerichtet, also auch der Solarspeicher aufgestellt. So konnte eine Heizanlage eingespart und dementsprechend auch CO2-Ausstoß vermieden werden. Innovative Innendämmung mit Messergebnissen.
Die Straßenfassade wurde innen 8 cm gedämmt, und zwar teils mit Neopor und teils mit Mineralwolle, dann mittels einer feuchteadap­tiven Klimamembran abgedichtet und die einzelnen Räume mit dem Blowerdoor-Verfahren auf Luftdichtigkeit überprüft. In der Fassade sind an diversen Stellen verkabelte Sensoren zur Messung von Temperatur und Feuchte eingebaut worden, deren Daten mit einem Logger in KG ausgelesen werden (nach Vorgabe von Dr. Feist, Passiv­haus Institut Darmstadt). Seit Oktober 2002 werden solche Messun-gen vorgenommen, um bauphysikalische Veränderungen zu doku-mentieren. Nach zwei Jahren wertete das Passivhaus Institut Darmstadt die Messergebnisse aus und veröffentlichte diese im Pro­tokollband 32*. Diese Art der Dämmung führt in dieser Klimaregion zu keinen schädlichen Taupunktverlagerungen (im Sommer vollständige Austrocknung) und somit ist sie eine adäquate Möglichkeit, denkmalgeschützte Objekte von innen zu dämmen. Die Jahresheiz­wärmebedarf konnte von durchschnittlich 250 – 300 kWh/m2a bei den unsanierten Gebäuden auf 25 kWh/m2a gesenkt werden – um über 90 %. Die Messungen laufen weiter und es liegen nunmehr Langzeit­daten von sechs Jahren vor, die zeigen, dass sich die Dämmung und das Bündel der Maßnahmen bewährt haben. In Ergänzung dieser Innendämmungen (auch alle Fenster und Balkontüren wurden durch neue Holz-Isolierglasfenster mit 1,1 U-Glas ersetzt) bekam jede Woh­nung dezentral eine kontrollierte Lüftungsanlage mit 90 % Wärmerückgewinnung. Alle Ver- und Entsorgungsleitungen für Strom, Gas, Wasser, Abwasser wurden neu eingezogen. Die Böden erhielten einen neuen Estrich aus Gussasphalt und dann Massivparkett. Unter den Decken in den Wohnungen verlaufen die Versorgungsleitungen sowie die Kanäle der Entlüftung, so dass die Decken vor der Beplan­kung noch zusätzlich von unten isoliert wurden. Trotzdem konnte die endgültige Raumhöhe von 3,20 m erhalten werden. Die alten Wohnungseingangstüren konnten auf heutigen Standard aufgearbeitet und wieder eingesetzt, alle Innentüren mussten komplett erneuert werden. Heute sind in der Limburgstraße 19 drei äußerst komfortable Wohnungen mit je 95 m2 Wohnfläche als 3 ZKBB entstanden, die wenig Heizenergie benötigen. Die Wohnung im 1. OG ist eigengenutzt, die beiden darüber sind vermietet, ebenso die kleinen Büros im EG. In der Limburgstraße 21 entstanden vier Wohneinheiten mit ca. je 75 m2 Wohnfläche. Die Sanierung begann im Sommer 2001 und wurde im August/September 2002 beendet. Im September 2002 zogen die Bewohner ein. Sie haben sich dafür ausgesprochen, im Garten keine Trennwand zwischen der Limburgstraße 19 und 21 aufzustellen. So ist der kleine Garten jetzt einheitlich begrünt und von allen genutzt.

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