Allgäuer Baufachkongress 2018

Mit dem 13. Allgäuer Baufachkongress, der vom 24. bis 26. Januar in Oberstdorf/Allgäu stattfand, blickt das ausrichtende Unternehmen Baumit stolz auf ein Vierteljahrhundert Kongresstradition mit großem Netzwerkpotential zurück. In 50 verschiedenen Vortragsveranstaltungen ging es neben zahlreichen praxisbezogenen Themen um nichts geringeres als unsere Zukunft – um die zu erwartenden Veränderungen im Bauwesen durch BIM und digitale Transformation, um neue Zukunfts-trends bei den Bauprodukten und um neue Wohnkonzepte.

Matthias Horx, Soziologe und Zukunftsforscher, skizzierte Visionen von „rurbanen“ Landschaften, modularen „Energy Houses“ und mobilen, neonomadischen Familienstrukturen, die völlig neuartige Wohn- und Lebenskonzepte hervorbringen werden. Demgegenüber zeigten sich die Architekten Christian Schlüter, André Kempe und Herwig Spiegl in ihren Vorträgen trotz der höchst innovativen Wohnkonzepte im Spinnennetz von Kostenfalle, Energiegesetzgebung und restriktivem Bebauungsplan gefangen. „Wir arbeiten mit Entscheidungsträgern von heute, die gestern sozialisiert wurden und das Morgen nicht mehr erleben,“ beklagte Herwig Spiegl, der als Architekt im Wiener Wohnungsbau immerhin in den Genuss interdisziplinärer Planungsteams (mit soziologischer Unterstützung) kommt. „Wenn wir heute für Morgen planen, müssen wir ohne Beschränkungen planen können, in hohem Maße flexibel, denn wir wissen noch gar nicht, wie die zukünftige Generation wohnen will!“

Zum Thema BIM und digitale Transformation berichtete Rüdiger Wobst über seine Erfahrungen als BIM-Manager und Projektleiter bei Drees & Sommer. „BIM kann nur funktionieren, wenn sich alle Beteiligten als Team verstehen,“ so sein Credo. Er weist damit einmal mehr darauf hin, dass die großen Zukunftsprobleme nicht in der Aneignung oder dem Umgang mit Software oder Technik liegen werden, auch wenn er richtig mahnt, dass es „allerhöchste Zeit ist, dass in Deutschland für BIM endlich einheitliche Standards definiert werden!“ Zum Thema Energiegesetzgebung stellte Norbert Fisch die EnEV auf den Prüfstand und kritisierte mit Blick auf die DIN 18599, „dass wir in Deutschland so kompliziert geworden sind, dass wir uns selber beim Bauen behindern!“

Der Allgäuer Baufachkongress ist bekannt für seine Themenvielfalt. Für die täglich mehr als 1 400 Teilnehmer (nach Handwerk und Baufachhandel stellen Architekten mit 17 % die nächstgrößte Besuchergruppe) komponierte die Kongressleitung einen bunten Strauß aus anschaulichen Praxisvorführungen, fachbezogener Wissensvermittlung und anspornenden Vorträgen zu Unternehmensführung und Mitarbeitermotivation für die Kongressbesucher, u. a. moderiert von den Chefredakteuren von DBZ Deutsche Bauzeitschrift, Bauwelt und bauhandwerk. Der hohe Anspruch der Veranstaltung wurde auch in diesem Jahr wieder voll erfüllt. Der nächste Allgäuer Baufachkongress findet statt vom 22. bis 24. Januar 2020. ISch

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