BDB Studentenförderpreis 2013
Alle zwei Jahre lobt der Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB) den BDB Studentenförderpreis für Studierende und Absolventen aus. Prämiert werden Studienarbeiten, die für die Entwicklung des Bauens unserer Zeit beispielhafte Lösungen zeigen.
Die Gebäudeentwürfe sollten sich ausschließlich mit der Umnutzung und der Reaktivierung von Brachflächen auseinandersetzen sowie dem Recycling von Materialien.
In den anderen Kategorien gab es keine Beschränkung. Als Preisgeld stellte der BDB in der Summe 5 200 € zur Verfügung.
Insgesamt wurden 93 Arbeiten eingereicht. Die Jury vergab drei Preise: zwei Förderpreise und einen Sonderpreis. Aryan Mirfendereski, RWTH Aachen, wurde von der Jury für seine Arbeit S-O-S_Save Own Souls mit einem der zwei Förderpreise ausgezeichnet. Den teilt er sich mit Antonia Blaer für
ihr Ingenieurbauwerk h2eau. Florian Kaiser
und Guobin Shen erhielten für ihre Arbeit L´Aquila – Wiederbelebung einer Ruinenstadt den Sonderpreis des BDB.
Die DBZ Redaktion gratuliert den Preisträgern! Die Preisverleihung findet im feierlichen Rahmen anlässlich des Deutschen Baumeistertages am 10. Mai 2013 in Münster statt.
Dipl.-Ing. Wilfried Dechau, Architekturkritiker,
Architekturfotograf, Stuttgart
Prof. Donatella Fioretti, Architektin, TU Berlin
Prof. Dr. Klaus Bollinger, Akademie für angewandte Kunst, Wien, Frankfurt
Dipl.-Ing. Hartwig Schultheiß, Stadtdirektor Münster, Architekt
Prof. arch. DPLG Heiner Lippe, Architekt BDB Christoph Edler, Bundesstudentensprecher BDB, Hamburg
S-O-S_Save Own Souls
Aryan Mirfendereski, RWTH Aachen
Die Arbeit Aryan Mirfendereskis soll Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Die detaillierte Bauanleitung soll chinesischen Bauern mit dem regionalen und kostenlosen Material Bambus den Hausbau innerhalb weniger Tage ermöglichen. In China leben über 900 Mio. Menschen auf dem Land, wovon allein 160 Mio. Landwirte sind. Durch starke Regengüsse werden die unzureichend befestigten Hütten häufig von enormen Wassermassen weggeschwemmt. Mit S-O-S_Save Own Souls versucht Mirfendereski eine Antwort auf die Bedürfnisse der chinesischen Bauern zu geben.
Urteil der Jury
„Herr Chen – hier stellvertretend für Millionen andere Kleinbauern in China, braucht eine einfach nachzuvollziehende Bauanleitung, […].Die Detailgenauigkeit [...] des Autors Aryan Mirfendereski legt den Schluss nahe, er selbst sei der Bauer Chen, der ganz genau weiß, wie man aus dem vor Ort zu findenden Lehmmergel mit Wasser, Sand, etwas Kalkzementmörtel und gehäckseltem Rhabarber ohne Brennen einen wasserfesten Lehmziegel herstellen kann und sich obendrein mit allen Tücken des Werkstoffs Bambus auskennt. Die Qualität dieser Arbeit setzt neue Maßstäbe für den Studentenförderpreis und hat darüber hinaus eine möglichst große Öffentlichkeit und Beachtung verdient.“
Antonia Blaer, Universität Stuttgart
Das Wasserkraftwerk, das Antonia Blaer als Diplomarbeit vor einem Jahr entwarf, sollte zwar selbstbewusst in der Landschaft stehen, jedoch die umgebende Natur beachten. So entstand ein Gebäude, das sich rücksichtsvoll in die Landschaft einfügt und sich mit einem Deck auf dem Wasser mit der Umgebung verbindet. Gekonnt führt Blaer die orthogonal-strenge Architektur mit dem bewegten, sich verändernden Element Wasser zusammen. Das Wasser durchspült den Innenraum, der durch seine Massivität eine klare Grenze zum Außen darstellt.
Urteil der Jury
„Die Arbeit überzeugt durch die hohe architektonische Qualität beim Entwurf eines Ingenieurbauwerkes. Das Gebäude setzt sich stark mit dem Ort, der Landschaft auseinander, besticht durch die kraftvolle Geste und die feine Differenzierung. Die technischen Anforderungen sind dabei Anlass für die architektonische Artikulierung. Ohne die Ernsthaftigkeit zu verlassen, zeigt das Projekt, dass Nachhaltigkeit und Lebensqualität einander nicht ausschließen müssen. Das Gebäude geht eine gelungene Symbiose mit den Ufernutzungen ein, ohne sich dabei unterzuordnen. […]Es demonstriert tatsächlich selbstbewusst das Zusammenspiel von Technik und Natur.“
L´Aquila – Wiederbelebung einer Ruinenstadt
Florian Kaiser und Guobin Shen, Universität Stuttgart
Die Arbeit von Florian Kaiser und Guobin Shen enthält zwei Strategien, mit denen sie eine ökonomische Weise aufzeigen wollen, wie die von einem Erdbeben zerstörte Innenstadt von L´Aquila wiederaufgebaut werden kann. Dabei steht eine behutsame und durchdachte Aufwertung des Bestands im Vordergrund. Mit sensiblen Eingriffen, die die alte Bausubstanz nicht leugnen, werden die alten Gebäude wieder hergestellt. Der Arbeit ging eine detaillierte Analyse des Bestands voraus. Aus dem entstandenen Katalog lassen sich die notwendigen konstruktiven Maßnahmen ableiten.
Urteil der Jury
„[...] zwei [...] Wiederaufbaustrategien. Im ersten Fall […] wird vorgeschlagen, dass einzelne Räume durch Stahlbetonschalen [...] ein neues, selbstständiges Tragwerk darstellen. Der zweite Fall beschreibt [...], hier soll [...] anhand eines aussteifenden Stahlbetonskeletts die ursprüngliche Gebäudekubatur wieder hergestellt werden. Eine weitere, tiefere Auseinandersetzung mit baukonstruktiven und architektonischen Aspekten wäre wünschenswert, da diese [...] das eigentliche architektonische Konzept bilden.“