BDB Studentenförderpreis 2015
Für den BDB Studentenförderpreis 2015 konnten Entwürfe von Gebäuden, Ingenieurbauwerken, Konstruktionen sowie städtebauliche Planungen eingereicht werden. Im Bereich Gebäude sollten sich die Arbeiten kreativ mit dem Thema „Energetisch Sanieren“ auseinandersetzen. In den anderen Fachgebieten gab es keine thematische Beschränkung. Als Preisgeld stellte der BDB 5 200 € zur Verfügung. Es waren insgesamt
60 Arbeiten eingegangen. Am 28. März 2015 entschied die Jury unter Vorsitz von Burkhard Fröhlich, Chefredakteur DBZ Deutsche BauZeitschrift, drei Förderpreise und darüber hinaus einen Sonderpreis zu verleihen.
Die Förderpreise erhielten Paul Künzel und Philipp Obkircher für ihre Arbeit „Relikt“, Philipp Schaefer für seine Arbeit „Luft+Schiff+Hafen“ und Konrad Lubej für seine Arbeit „Hafenareale Delta und Baroš in Rijeka/HR“. Den Sonderpreis erhielten Christoph Lachberger und David Kraler für ihre Arbeit „studio gelatat: Healthcare Centre Mondikolok“.
Die feierliche Preisverleihung findet anlässlich des Deutschen Baumeistertages 2015 am
15. Mai 2015 in Halle/Saale statt.
– Dipl.-Ing. Burkhard Fröhlich, Chefredakteur
der DBZ Deutsche BauZeitschrift
– Prof. Dr. Annette Detzel, Hochschule für
Wirtschaft und Recht, Berlin
– Thomas Schneider, Brandlhuber + Emde
Schneider Architekten, Berlin
– Prof. Dr.-Ing. Detlef Kurth, HfT Stuttgart
– Dipl.-Ing. Christoph Schild, Architekt,
Mitglied des BDB Präsidiums
Philipp Obkircher und Paul Künzel, TU Berlin
Neukölln ist in. Dennoch wandern immer mehr große Warenhäuser ab. Das hinterlässt leer stehende Gebäude, die andere Nutzungen ermöglichen. So auch die ehemalige C&A-Filiale an der Karl-Marx-Straße in Berlin. Das fünfgeschossige Gebäude aus den 1970er-Jahren bietet 23 000 m² Fläche, die Paul Künzel und Philipp Obkircher in ihrer Arbeit „Relikt“ mit minimalen Eingriffen des Freilegens, des Öffnens und des Gliederns wieder nutzbar machen. So lockern sie die Fassade auf, indem sie jedes zweite Beton-Sandwichpaneel durch Öffnungen ersetzen. Das Potential des Gebäudes ist, so die Entwurfsverfasser, „das Fehlen einer Struktur“.
Das Innere des Gebäudes ist ein großer Einraum, der durch die in einem Raster auf 10 x 10 m stehenden Stahlbetonstützen gegliedert wird. Im Innern schlagen die Entwurfsverfasser Durchbrüche vor, die die Belichtung der Räume und ihre Erschließung verbessern. Sie gliedern die Innenräume mit Holzständerwänden, die eine flexible Aufteilung ermöglichen. So bieten Künzel und Obkircher einen Anreiz, dass in der ehemaligen C&A-Filiale lokalproduzierendes Gewerbe, Co-Working-Spaces ebenso ihren Platz finden wie Ladengeschäfte und ein Co-Selling Bereich. Mit ihrem Entwurf stellen sich die Architekten gegen die herrschende Abriss-Manie von 1970er-Jahre Gebäuden zugunsten des Erhalts eines „Relikts“.
„Im Gegensatz zur Komplettsanierung, die mit viel Geld immer kürzere Lebenszyklen von Gebäuden finanziert, ist hier der Ansatz, den Bestand weitgehend auch ästhetisch zu akzeptieren und durch Minimaleingriffe nutzbar zu machen. [...] Das Einbeziehen von Bestand und grauer Energie, der geringe Einsatz von Ressourcen und die ästhetische Abgeklärtheit bei diesem Projekt überraschen und sind beispielgebend für Suffizienz in der Architektur.“
Projekt: SS 2014
Hochschule:
Institut für Architektur, Technische Universität Berlin
Betreuer: Prof. Donatella Fioretti
Ingenieurbauwerke/Konstruktionen
„Luft+Schiff+Hafen“
Philipp Schaefer, RWTH Aachen
Beim Aushallen eines Luftschiffs kann die empfindliche Hülle bei Seitenwind beschädigt werden. Dieser Umstand brachte Philipp Schaefer dazu, darüber nachzudenken, wie ein Hangar für ein Hybridluftschiff aussehen kann. Auf einer Drehscheibe befindet sich eine 140 x 70 m große, biaxial gekrümmte, voll ausgesteifte Stabnetzschale aus lasergeschweißten Hohlprofilen, deren Hülle aus transluzentem PTFE besteht. Der Hangar ist bis zu 180° drehbar und die Hülle verschiebbar. Seine Konstruktion ist vom Konstruktionsprinzip der Starrluftschiffe der 1930er-Jahre abgeleitet, die überaus stabil und leicht waren. Gleichzeitig bietet diese Konstruktion ein großes Vorfertigungspotential. Um Wartungen durchzuführen plant Schaefer zwei fest verankerte Wartungsstege und mobile Plattformen mit Hebebühnen auf den Schienen. Zudem gibt es eine Kontrollbrücke, die mithilfe von Pendelstäben auskragt und von Zugstäben gehalten wird.
Um den Entwurf zu realisieren, bedient sich Schaefer einer mathematischen-geometrischen Analyse. Ausgehend von einem Kreis als Grundform entwickelt er die Konstruktion der Gitterschale aus dem Inneren heraus.
„[...] Die intelligente Kombination von drehbarer Halle und verschiebbarer Hülle ermöglicht es, die für den jeweiligen Anlandevorgang sowie für den Vorgang des Aushallens ideale Position einzunehmen. Die Torkonstruktion ist Dach und Windschutz in einem. Ein „less is more“, das sich auch in der einfachen, aber höchst effizienten Form des Bauwerks widerspiegelt. [...] Die Ausarbeitung überzeugt als technisch machbar und ist gleichzeitig angenehm unaufgeregt und auf das funktional Erforderliche beschränkt [...]“
Projekt: Masterarbeit SS 2014
Hochschule:
Institut für Computer Aided Architectural Design (CAAD), RWTH Aachen
Betreuer:
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. M. Arch. Peter Russell, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Mirko Baum
„Hafenareale Delta und Baroš in Rijeka/HR“
Konrad Lubej, Bauhaus Universität Weimar
Der städtebauliche Entwurf von Konrad Lubej strukturiert die aufgeschüttete Halbinsel Delta der kroatischen Stadt Rijeka neu und deren angrenzenden alten Stadthafen Baroš. Lubej schlägt für das 384 000 m² große Areal eine Dreiteilung vor. Im Norden plant er einen von Bäumen gesäumten Stadtpark, südlich davon soll eine homogene Blockrandbebauung mit einem zentralen Platz mit Arkaden entstehen. Zum Wasser hin lockert sich die in ihrer Höhe variierende Bebauung auf. Als Landmarke platziert Lubej im Westen ein Meeresmuseum. Dem gegenüber steht eine Lagerhalle, die zu einer Markthalle umgebaut werden soll. Einen interessanten Ansatz findet Lubej für die Kläranlage, die er um eine Aquafarm und eine Fischzuchtanlage aufstockt, die dem Klärwerk zusätzlich als Filteranlage dient. An der Westseite fasst eine Promenade das neu entstehende Stadtquartier.
Insgesamt entstehen 40 Gebäude im südlichen Teil der Halbinsel, die sich in zwei Typologien aufteilen lassen: Eine siebengeschossige Blockrandbebauung mit zwei Staffelgeschossen und drei- bis sechsgeschossige Bauwerke mit Dachgarten. Den Bezug stellt Lubej mittels Sitzplateaus und Decks her.
Das Stadtviertel ist aufgrund einer Ringstraße, die den Verkehr bündelt, nahezu autofrei. Lediglich zwei einspurige Straßen erschließen das Gebiet.
Projekt:
Masterarbeit WS 2013/2014 und SS 2014
Hochschule:
Institut Bauformenlehre, Bauhaus-Universität Weimar
Betreuer: Prof. Dipl.-Ing. Dipl.-Des. Bernd Rudolf
studio gelatat: Healthcare Centre Mondikolok
Christoph Lachberger und David Kraler, TU Wien/AT
Das Healthcare Centre Mondikolok ist bereits fertig gestellt – im Südsudan. Traditionell wird dort mit Lehm, Gras, Bambus und Holz gebaut. Diese Baumaterialien sind, insbesondere Holz, anfällig für Termiten und die Gebäude sind somit in kurzer Zeit baufällig. Vielerorts findet man deswegen heutzutage Gebäude aus Stahl und Beton. Die Substitution der Baumaterialien führt viele Kleinbauern jedoch in eine prekäre finanzielle Lage, da Stahl und Beton wesentlich teurer sind als die herkömmlich verwendeten Materialien. Christoph Lachberger und David Kraler entwarfen nicht nur eine notwendige medizinische Versorgungsstätte, sondern entwickelten gleichzeitig einen Termitenschutz, der die Lebensdauer der Gebäude verlängert. Zunächst entkoppelten sie die Dachkonstruktion von dem Lehmbau, um den Kontakt der Hölzer mit der Erde zu vermeiden und um gleichzeitig eine Querlüftung zu ermöglichen. Im zweiten Schritt vereinten sie jeweils zwei bis vier Fußpunkte zu einem. Um einen Termitenbefall noch weiter einzudämmen, ließen sie in einer lokalen Schlosserei „Termite-Shields“, also Fußpunkte aus Eisen, fertigen. Zudem entwickelten sie vor Ort eine Lehm-Stahl-Verbunddecke, die die traditionelle Technik des mit Lehm beworfenen Holzgeflechts ersetzt.
„Die Leistung der beiden Studenten zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass sie sich baulich konstruktiv Gedanken gemacht haben, die Tukuls weiterhin traditionell mit örtlichen Baustoffen zu errichten und gleichzeitig das Termitenproblem zu lösen. Es ist mehr als anzuerkennen, dass es ihnen gelungen ist, ihr Wissen mit den Erfahrungen und dem Know-How der heimischen Facharbeiter der verschiedenen Gewerke im positiven Sinne zusammengeführt und zum Erfolg gebracht zu haben.“
Projekt: SS 2012 bis heute
Hochschule: Abteilung für Wohnbau und Entwerfen, Technische Universität Wien/AT
Betreuer: Ass. Prof. DI Dr.techn. Peter Fattinger