Barcode mit TWD
Verwaltungsgebäude
in Raunheim

Bei dem energetischen Konzept für den neuen Firmensitz, den die Architekten der pauly + fichter planungsgesellschaft für eine Baufirma in Raunheim entwarfen, spielt die Fassadenkonstruktion aus Profilglas mit transluzenter Wärmedämmung (TWD) eine tragende Rolle.

Profilglas ist ein vielseitiges Material, das wegen seiner statischen Eigenschaften gerne für großflächige Verglasungen eingesetzt wird. Bei dem Neubau einer GaLa- und Tiefbaufirma im hessischen Raunheim verwendeten die Architekten Fabio Fichter und Eun-A Pauly das Material in verschiedenen Ausführungen und gestalteten damit die funktional unterschiedlich anspruchsvollen Fassaden von Werkstatthalle, Magazin und Verwaltungsgebäude.

Für ihren Entwurf des Gebäudekomplexes, der sich aus drei langgestreckten Baukörpern ergibt, die einen Betriebshof u-förmig umschließen, hatten die Architekten nach einem Material gesucht, das eine vertikale Staffelung ermöglicht. Dies fanden sie in den aufrecht stehenden Profilglaselementen mit ihrer fein gerippten, linearen Glasstruktur, die je nach Lichteinfall einen metallischen Glanz auf die Fassade zaubert. Gleichzeitig sollten die Fassaden für das Verwaltungsgebäude energie- und lichttechnisch optimiert werden können. Auch dies ist mit

einer Profilglasfassade umsetzbar, erkannten die Planer, wenn bei doppelschaliger Verlegung der Innenraum mit transluzenter Wärmedämmung (TWD) gefüllt wird. Das ganzheitliche Gestaltungskonzept von pauly + fichter sieht neben den Profilglasfassaden für jeden Baukörper einen umlaufenden Sichtbetonrahmen vor, der die Längsfassaden fasst. Der Rahmen aus großformatigen Betonfertigteilen wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Tragwerksplaner und dem Betonfertigteilwerk entwickelt. Im Sockelbereich liegen die Betonelemente auf dem Erdreich auf; an den geschlossenen Seitenwänden wurden sie mit Edelstahlkonsolen befestigt. Den oberen Abschluss bilden die „Attika“-Elemente, die auf der Dachdecke aufgelagert sind und durch ihr Eigengewicht in Position gehalten werden. An den Eingängen

erhebt sich der Rahmen zu einem Torbogen. Er ist freitragend und wurde in je drei Teilen samt Fundamenten direkt vom Betonwerk

geliefert, auf der Baustelle zusammengesetzt und positioniert.

Das 14 m hohe Verwaltungsgebäude selbst wurde als Stahlbetonkonstruktion errichtet. Seine Schmalseiten sind mit vorgehängten Metallkassetten verkleidet. Die Hauptfassade orientiert sich zur Außenseite des Komplexes. Hier befindet sich auch der Haupteingang. Auf dem gepflasterten Platz davor soll später ein repräsentativer Schaugarten entstehen. Die Fassade entwickelten die Architekten als Abbild der dahinterliegenden Raumstruktur, die einem Barcode nachempfunden ist. Auf der Nordseite des Verwaltungsgebäudes sind die Büroräume angeordnet, auf der Südseite dagegen vorwiegend Aufenthalts- und Nebenräume. Die geschossweise abgetragene Fassade besteht aus rhythmisch angeordneten, raumhohen Fenstern und Profilglaselementen. Durch die Überlagerung des Gebäuderasters mit dem Profilglasraster und durch das Versetzen der Bürotrennwände in den Geschossen entsteht ein schachbrettartiges Spiel aus hellen und dunklen Fensterelementen. Anthrazitfarbene Riemen umsäumen die einzelnen Geschosse. Die zum Teil öffenbaren Glasfenster sind hinter der Dämm­ebene angeordnet und erscheinen daher fast rahmenlos.

Im Gegensatz zu den Fassaden der Werkstatthalle, wo die Profilglaselemente ineinander verschränkt verlegt wurden, sind sie im Hauptgebäude zweischalig und gegeneinander versetzt angeordnet. Dadurch entsteht genug Platz für das Einbringen der transluzenten Wärmedämmung. Diese besteht aus fein gesponnenen Glasfasern, die zu einem lichtdurchlässigen Gespinst verwoben sind. Durch die darin eingeschlossene, stehende Luft wird eine sehr gute Dämm-

wirkung und gleichzeitig eine starke Lichtstreuung erzielt. Diese beiden Eigenschaften haben sich in dem Bürogebäude bereits bewährt. Die hohe Lichtdurchlässigkeit der transluzenten Bauteile ermöglicht eine außerordentlich gute, schlagschattenfreie Tageslichtausbeute.

Die diffuse Streuung garantiert optimale Blendfreiheit. Auch die dämmenden Qualitäten waren in diesem Jahr schon angenehm spürbar. Mit einem U-Wert von 0,85 W/m²K ist der Wärmeschutz der Profilglas-TWD-Kombination hervorragend.

Und zu guter Letzt wird von den Mitarbeitern die ausgezeichnete Schalldämmung gelobt, denn das Gebäude liegt in der Einflugschneise des Frankfurter Flughafens.

Die Süd-West-Fassade sollte ursprünglich analog gebaut werden. Dagegen stand in der Planungsphase das Fehlen eines emissionsfreien Energieträgers, ohne den die Glasfassade nach EnEV nicht darstellbar war. Stattdessen wurde sie massiv mit vorgehängter Glasfassade gebaut, wodurch die Dämmung immerhin auf 14 cm reduziert werden konnte. Das Profilglas wurde hier mit einer zusätzlichen Sonnenschutzeinlage bestückt. Mit beiden Fassadenkonstruktionen haben die Nutzer seit dem Bezug gute Erfahrungen gemacht. Trotzdem ist sich Architekt Fabio Fichter sicher, dass auch die Südfassade ebenso gut funktionieren würde, wenn er auch sie mit TWD gedämmt hätte – zumal das Gewerbegebiet zwischenzeitlich an das CO2-freie Fernwärmenetz angeschlossen worden ist. IS

Beteiligte
Bauherr: August Fichter GmbH & Co. KG, Raunheim
Architekt:
pauly + fichter planungsgesellschaft mbH, 63263 Neu-Isenburg, www.pauly-fichter.de
Bauleitung/Bausteuerung:
BOP Gesellschaft für Bauoptimierung mbH, 65812 Bad Soden, www.bop-jakob.de
Fachplaner/Fachingenieure
Tragwerk: ag engineering GmbH & Co. KG, 63225 Langen, www.ag-engineering.de
Bauphysik: Rekowski + Partner, 69469 Weinheim, www.rekowski.de
Haustechnik: Ing.-Büro Auffenberg, 60594 Frankfurt a.M., www.ib-auffenberg.com
Energiekonzept
Stirn-Außenwand: Innenputz, Stb.-Wand 30 cm, WDVS Mineralwolle WLG 035 22 cm, Blechbekleidung 4 cm
Vorhangfassade: Innenputz, Stb.-Fertigteile 16 cm, WDVS Mineralwolle WLG 035 14 cm, Profilglas-Vorsatzschale mit Sonnenschutzeinlage 8 cm
Fenster: Rahmenkonstruktion aus thermisch getrennten Leichtmetallprofilen, 2-schaliges Profilglassystem mit TWD
Bodenplatte: Estrich 5,5 cm, Trittschalldämmung 5 cm, PE Folie, Bituminöse Klebebahn als Abdichtung , Stb.-Bodenplatte 20 cm, Trennlage, XPS Dämmung WLG 040 18 cm, Sauberkeitsschicht, Kiesdrainschicht
Dach: Stb.-Decke mit BKT 30 cm, Voranstrich, Bitumenschweißbahn, EPS Dämmung WLG 035 22 cm, Dachabdichtung mit Aufbau extensiver Begrünung
Gebäudehülle:
U-Wert Außenwand = 0,20 W/(m²K),
U-Wert Bodenplatte = 0,23 W/(m²K), U-Wert Vorhangfassade = 0,28 W/(m²K), U-Wert Dach = 0,17 W/(m²K), Uw­-total Fenster = 1,50 W/(m²K)
Uw­-total TWD = 1,25 W/(m²K)
Jahresheizwärmebedarf: 126,44 kWh/m² a nach EnEV 2009
Haustechnik:
RLT-Anlage mit WRG, Betonkernaktivierung und Luftkühlung über Geothermie, temporäre Kompressionskälte zur Entfeuchtung bei Extremwetter-Situationen, WW und Heizwärme (Betonkernaktivierung) über Fernwärme
Hersteller
Sonnenschutzeinlage und TWD: TIMAX® LT;  TWD TIMAX® GL System 08, Wacotech-Wacosystems, 32051 Herford, www.wacosystems.de
Profilglas: LINIT P23/60/7, Glasfabrik Lamberts GmbH & Co. KG, 95632 Wunsiedel, www.lamberts.info
Fenster: Serie 700, Engstler Profilbau, 66839 Schmelz, www.engstler.de
Glas: SGG Cool-Lite SKN, Saint-Gobain-Glass, www.saint-gobain-glass.com
Blechfassade: Fassadenverkleidung MONTALINE, Montana Bausysteme AG, CH-5612 Villmergen, www.montana-ag.ch
WDVS: Alprotect Aero, alsecco GmbH, 36208 Wildeck, www.alsecco.de
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