Bundespreis UMWELT & BAUEN 2021
Das ist schon ein wenig sonderbar, wenn uns ein Meteorologe sagen muss, dass „der Elefant im Bereich Klimaveränderung“ die Baubranche ist, ein Elefant, der, so der prominente Fernseh-Wetterfrosch Sven Plöger, „uns bisher noch entgangen ist. Das Bauen ist eine der großen Stellschrauben, an denen wir arbeiten müssen, um unsere Klimaziele zu erreichen.“ So jedenfalls der auch Moderator seiende Wettermann auf der Preisverleihung des Bundespreises UMWELT & BAUEN 2021 am 7. September in Berlin. Dort wurde der Preis gemeinsam von Bundesumweltministerium (BMU) und Umweltbundesamt (UBA) nun zum zweiten Mal verliehen. Wo war da das für diesen Bereich verantwortliche Bundesinnenministerium mit seiner Abteilung für die Bauwirtschaft?!
Gewonnen hat den Bundespreis UMWELT & BAUEN 2021 das Berufsschulzentrum in Mühldorf am Inn wegen seines innovativen Energiekonzepts. Das Gebäude erzeugt mehr Energie als es verbraucht und speichert überschüssige Abwärme in einem Eisspeicher. Weiterhin wurden vier Projekte mit Anerkennungen ausgezeichnet, darunter zwei in der neu geschaffenen Kategorie „Klimagerechte Sanierung“.
Der Preis ist noch jung, er wurde im vergangenen Jahr erstmalig ausgelobt und leidet – mit Blick auf die geringe Zahl der Einreichungen (29 Beiträge) und eine „enttäuschte Erwartungshaltung an die Qualität der Projekte“, so die Juryvorsitzende, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Christa Reicher, RWTH Aachen, in seiner zweiten Auflage ganz offenbar unter den Pandemiebedingungen.
Mit dem Bundespreis werden Beispiele gesucht, die zur Nachahmung auffordern: „Wir wollen Anerkennung erzeugen und dafür sorgen, dass Ihre Arbeit, Ihre Kreativität und Ihre Lösungen bei einem breiten Publikum gut ankommen“, so Prof. Dr. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, über den Preis mit dem Fokus auf Umwelt und Bauen. Gerade mal 1 % der gesamten Bauaktivität falle auf das Bauen mit und im Bestand, so Dirk Messner weiter, 99 % seien Neubauten. Die Nutzung von Recycling-Beton liege bei gerade einmal 0,2 % des insgesamt verbauten Materials.
Heizen, Kühlen und Beleuchten von Gebäuden machen 27 % der deutschen Emissionen aus (Stand 2018). Solche und weitere Themen haben die PreisträgerInnen in ihren Projekten verstärkt berücksichtigt und ihre Projekte entsprechend umgesetzt.
Susanne Wartzeck, Präsidentin des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten, forderte dazu auf, den Bestand stärker in den Fokus zu nehmen und vor allem aus diesem Zukünftiges zu entwickeln: Umbau und Sanierung vor Abriss und Neubau – Schluss mit dem zu kurzgreifendem Rentabilitätsdenken. Susanne Wartzeck forderte eine gemeinwohlorientierte Bodenpolitik, eine Stärkung genossenschaftlicher Strukturen und eine geänderte Finanzierungspolitik. „Wir müssen in Lebenszyklen denken [...]. Vielleicht brauchen wir ein Bundesministerium für Umbauten.“ (Dazu hier in diesem Heft auf S. 14)
Abweichend von der ursprünglich geplanten Vergabe von vier Preisen und zwei Sonderpreisen vergab die Jury nur einen Preis und vier Anerkennungen:
So geht der Bundespreis UMWELT & BAUEN 2021 in der Kategorie „Nichtwohngebäude“ an den Neubau des Berufsschulzentrums in Mühldorf am Inn (ARGE Schmuck-Angelhuber Architekten). Eine Anerkennung in der Kategorie „Nichtwohngebäude“ erhält die Firma elobau und ihr Werk II in Leutkirch im Allgäu (F64 Architekten und Stadtplaner). Eine weitere Anerkennung in der Kategorie „Nichtwohngebäude“ geht an die Kinderkrippe in Waltenhofen (schwäbisches Oberallgäu, ebenfalls von F64 Architekten und Stadtplaner). Eine Anerkennung in der Kategorie „Klimagerechte Sanierung“ geht an das Projekt Stadtquartier „Margaretenau“ in Regensburg (Luxgreen Climadesign). Die zweite Anerkennung in dieser Kategorie geht an das Projekt Neue Dorfmitte Denklingen (Sunder-Plassmann Architekten). Weitere Informationen unter DBZ.de; Ausschnitte der Preisverleihung und die Key-Note von Susanne Wartzeck (Präsidentin BDA) im Netz. Alle ausgezeichneten Projekte werden in einem Buch vorgestellt, ab November 2021 im UBA erhältlich. Be. K.