Drei Regeln für mehr Wohngesundheit
Beton- und Leichtbauweisen prägen zu einem großen Teil die Architektur unserer Zeit. Dies mag viele Gründe und auch Vorteile haben, doch wie ist es im modernen Wohnungsbau um das Raumklima und die Behaglichkeit bestellt? Kann man schon durch die Wahl der Bauweise erreichen, dass Räume im Winter warm und trocken und im Sommer angenehm kühl bleiben? Da wir gut 90 % unserer Zeit in geschlossenen Räumen verbringen, verwundert es nicht, dass sich Bauherrn, Planer und Architekten diese Fragen immer häufiger stellen. Und auch Industrie und Forschung setzen sich zunehmend mit den Auswirkungen von Bauprodukten auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen auseinander (siehe hierzu auch DBZ 11 | 2018).
Mit dem Viva Forschungspark am Stammsitz des Unternehmens Baumit im niederösterreichischen Wopfing entstand der größte europäische Forschungspark für vergleichende Baustoffe in Europa. In interdisziplinärer Zusammenarbeit wird hier an realen Objekten das Zusammenwirken einzelner Baustoffe und ihre Auswirkungen auf das menschliche Wohlbefinden wissenschaftlich betrachtet. Untersucht werden die relative Luftfeuchtigkeit, die Feuchtesorption der Baustoffe, Innenraumtemperaturen, Wand- und Oberflächentemperaturen, Schall und Akustik, Energieverbrauch und -speicherung der Systemaufbauten, Feinstaub, Pollenkonzentration und Luftionen sowie VOC, Radon und Geruch.
Im November vergangenen Jahres hatten wir die Gelegenheit, den Forschungspark zu besuchen und uns selbst ein Bild zu machen. Insgesamt 13 nach außen hin identische Häuschen stehen inzwischen auf dem Areal, weitere sind im Bau.
Die mit umfangreicher Messtechnik und Sensoren versehenen Versuchshäuser entsprechen alle dem Niedrigenergiehausstandard (U-Wert 0,15 W/m²K), unterscheiden sich aber in Material und Bauweise. Von Beton über gedämmtes und ungedämmtes Ziegelmauerwerk bis hin zu Holzriegel- und Holzmassivbauweise reichen die Wandaufbauten. Und tatsächlich, beim Betreten der Häuser werden die Unterschiede sofort spürbar. Zu feuchte oder zu trockene Raumluft, eine gute oder weniger gute Akustik oder auch starker Holzgeruch waren direkt als angenehm oder unangenehm wahrzunehmen. Die Messergebnisse bestätigen das subjektive Empfinden und fließen bei Baumit in die Produktentwicklungen mit ein.
Was das konkret bedeutet? Für ein angenehmes und wohngesundes Raumklima sind die drei wesentlichen Parameter diese: erstens eine ausreichende Wärmedämmung, zweitens Baustoffe mit hoher Speicherkapazität sowie drittens Innenputze, die durch eine entsprechende Kleinporigkeit in der Lage sind, Feuchtigkeit aufzunehmen, zu speichern und wieder an die Raumluft abzugeben. In einem nächsten Schritt sollen die Themen Schimmel, Feinstaub und Luftionen verstärkt betrachtet und auch Maßnahmen im Gebäudebestand untersucht werden. K. R.