Einfach.richtig.gutPassivhaus mit
EnergiePlus
EnergiePlus
Für ein Drei-Generationen-Haus im Allgäu entwickelte Holzhaus-Experte und Passivhaus-Spezialist Till Schaller ein verblüffend einfaches Konzept, das im jährlichen Verbrauch auch noch ein Plus an Energie produziert.
Die Bauherrenfamilie wusste genau, was sie wollte: ein Holzhaus sollte es sein, ein Passivhaus sowieso und ein Plus an Energie sollte auch noch dabei herausspringen. Die Familie wünschte sich vor allem ein Haus, das mit ihren Bedürfnissen mitwachsen kann – und das bezahlbar bleibt. Über das Planernetzwerk Green X fanden sie das richtige Büro dafür bei schaller + sternagel architekten in Allensbach. Deren Credo „Die besten Lösungen sind für uns immer einfach, sparsam und gestalterisch gut!“ und das Projektprofil hatten sie mehr als überzeugt.
In dem Entwurfsvorgespräch mit Till Schaller wurden die Randbedingungen geklärt. Die fünfköpfige Familie will das Haus zunächst mit den drei Kindern bewohnen, perspektivisch sollen später auch die Großeltern einziehen können. Till Schaller entwarf hierfür eine ebenso einfache, wie klare Grundriss-Struktur: Im Erdgeschoss befindet sich eine großzügige Wohnküche, in der alle Familienmitglieder Platz finden, außerdem ein Elternwohnbereich mit Wohn- und Schlafzimmer sowie Bad. Im Obergeschoss verfügt jedes Kinderzimmer zusätzlich über eine große Schlaf- und Spielgalerie unter dem Dach. Zwei vorhandene Bäder sowie zwei optionale Küchen gewährleisten, dass das Obergeschoss später mit nur wenigen Eingriffen sehr flexibel zu zwei eigenständigen Einliegerwohnungen umgebaut werden kann. Auch das Erdgeschoss funktioniert dann als unabhängige Wohnung.
Energiezonen
Die Räume sind nach energetischen Gesichtspunkten im Haus positioniert. Die Aufenthaltsräume befinden sich alle auf der Südseite. Die Nebenräume wie Bad und Küche sowie die Technikräume und das Treppengeschoss sind nach Norden ausgerichtet und haben nur kleine Fenster. Im Dachgeschoss befindet sich im Süden ein hoher Luftraum, die Schlafgalerie für die Kinder liegt nordseits unter dem Dach. Wenige zurückhaltende Anbauten überdachen den Eingang im Norden und die Stellplätze für Fahrräder und Auto sowie einen thermisch abgetrennten Außenabstellraum.
Konstruktion
Es handelt sich um einen exakt südorientierten Holzständerbau mit versetzten Pultdächern ohne Unterkellerung. Auf der unterseitig gedämmten Stahlbeton-Bodenplatte wurde eine vorgefertigte und hoch gedämmte Holzkonstruktion errichtet. Um die sonst konstruktiv bedingte Wärmebrücke zu vermeiden, wurde auf betonierte Frostschürzen völlig verzichtet. Der Frostangriff unter den Rand der Bodenplatte wurde mit einem zusätzlichen horizontalen Randstreifen Perimeterdämmung verhindert. Die außenseitig mit einer Holzfaserdämmplatte überdeckte Holzständerkonstruktion ist in den Zwischenräumen ebenfalls mit Holzfaser gedämmt und hinter der OSB-4-Platte durch eine Installationsschicht mit flexibler Holzfaserdämmung ergänzt. Die sichtbar bleibenden Brettschichtholz-Deckenelemente wurden unterseitig nur weiß lasiert. Der Dachaufbau besteht aus hohen, schlanken Sparren, die durchgehend mit einer Holzweichfaserplatte überdeckt sind. Die Fassade besteht aus einer vorvergrauten Lärchenschalung aus Rhombusleisten. An den Hausecken sind in beiden Hauptgeschossen zertifizierte Glasecken ohne Rahmenprofil eingebaut. Die Konstruktion ergibt zusammen mit den 3-fach-verglasten Holz-Aluminium-Fenstern und durch die glasüberdeckten Flügelrahmen eine Hülle in Passivhausqualität. Der Aufbau des Holzrohbaus bis zum
Beginn der Dachabdichtung erfolgte innerhalb von drei Tagen, die
Installation von Leitungen fand in der Folge dann vor Ort statt.
Für das Passivhaus wurde ein Luftdichtheitskonzept über die gesamte Gebäudehülle entwickelt. Beim Dach bildet die OSB-4-Platte die luftdichte Ebene, bei der aufgehenden Holzwand ebenfalls. Die Fens-terkanteln aus Holz sind luftdicht, die Verglasungen mit einer umlaufenden Silikondichtungen eingedichtet. Die Stahlbetonbodenplatte selbst ist luftdicht, Durchbrüche wurden mit Gipsmörtel vergossen. Der erste Drucktest wurde nach der Fertigstellung der luftdichten Hülle, der zweite nach Fertigstellung der Innenschale durchgeführt.
Energiekonzept
Angefangen von der energetischen Zonierung der Wohnräume bis hin zur Nutzung von Dach und Fassade für die solaraktive Energiegewinnung ist das Energiekonzept rationell und bis ins kleinste Detail durchdacht. Stützenfreie Glas-ecken und bodentiefe Verglasungen nach Süden sorgen für Tageslicht und passive solare Gewinne. Der geringe Restwärmebedarf wird durch ein Lüftungskompaktgerät mit Wärmepumpe und Wärmerückgewinnung erzeugt, das seine Energie aus zwei Erdwärmekörben im Grundstück bezieht. Das Gerät sorgt auch für die Warmwasserbereitung. Um die Lüftungswärmeverluste zu minimieren, wurde eine balancierte Zu-/Abluft-Anlage mit einem hocheffizienten Gegenstrom-Luft-Luft-Wärmetauscher eingesetzt.
Durch die solaraktiven Komponenten, wie die vertikal zwischen den Südfens-tern montierten Fassadenkollektoren zur Heizungsunterstützung und Warmwasserbereitung sowie die 39 Photovoltaik-Module auf dem südlichen Pultdach, wird ein Energie-Plus-Konzept realisiert. Eine dachintegrierte Lösung hätte das Baukostenbudget gesprengt, die aufgeständerten PV-Module sind jedoch architektonisch sehr gut eingebunden und stören die klare Ästhetik kaum.
Die Photovoltaikanlage übertrifft die prognostizierten Erträge um den Faktor 1,45, ihre Jahresleistung in 2014 entspricht 11 226 kWh (2013 10 693 kWh). 2014 konnte die Familie einen Direktverbrauch aus erzeugter Sonnenenergie von
1 580 kWh erzielen, bei einem Haus-Gesamt-Stromverbrauch von 4 459 kWh.
Der prognostizierte Bilanz-Überschuss des zertifizierten Passivhauses hat damit gegenüber der Summe aller Verbräuche aus Haushaltsstrom, Hilfsstrom, Lüftung, Warmwasser und Heizung nach den Messungen der ersten zwei Verbrauchsjahre deutlich übertroffen. Interessant ist auch der Blick auf die Baukosten: Bei einer beheizten Fläche von 263 m² liegt der m²-Preis bei nur 1 719,85 €/m² (Kosten-gruppe 3+4, inkl. solaraktive Komponenten, PV und Solarthermie). IS
Außenwand: Lärchen-Rhombus-Schalung 25 mm, Konterlattung 30 mm, Holzweichfaser 80 mm, Holzständerkonstruktion 10/20, dazwischen Vollkammer-Zellulosedämmung, OSB-4 15 mm, 80 mm Installationsschicht-Dämmung Holzflex, Gipsfaserplatte 15 mm
Fenster: 3-fach-verglaste Holz-Aluminium-Passivhausfenster SmartWin, Nordseite: EN-Plus Ug-Wert: 0,53 W/(m²K), Südseite: Tri-III E Ug-Wert: 0,64 W/(m²K)
Boden: Styrodur WLG 041 120 mm, XPS WLG 038 100 mm, StB-Bodenplatte 25 cm, Polystyrolschüttdämmung gebunden, WLG 048 60 mm, Zementestrich mit Fußbodenheizung 65 mm, Stäbchenparkett Eiche 10 mm
U-Wert Außenwand = 0,12 W/(m²K),
U-Wert Bodenplatte = 0,14 W/(m²K), U-Wert Dach = 0,13 W/(m²K), Uw-Wert Fenster = 0,76 (Süd), 0,87 (Nord) W/(m²K),
Ug-Wert Verglasung = 0,5 (Nord), 0,7 (Süd) W/(m²K),
Luftwechselrate n50 = 0,4 /h
Erdreich-Sole-Wärmepumpenkompaktgerät mit integrierter Lüftungsanlage mit Lüftungswärmerückgewinnung (mit 2 Erdwärmekörben), Verteilung niedertemperierter Wärme über Fußbodenheizung im Zementestrich, 24 m² vertikale Fassadenkollektoren mit Optimierung für Winter- u. Übergangsjahreszeiten, 1000-l-Solar-Pufferspeicher, PV-Module 10,14 kWp (11 226 kWh/a)
Zertifiziertes Passivhaus durch eza! Kempten nach PHI Darmstadt
SmartWin Passivhausfenster: Fensterbau Kriegl, Isny, www.kriegl-isny.de