Empfangsgebäude Eisenbahnmuseum, Bochum-Dahlhausen von Max Dudler

Max Dudler ergänzt das Eisenbahnmuseum in Bochum-Dahlheim um einige mutige Geste.

Eingangsportal (Turm) mit daran anschließenden Ausstellungshallen
Foto: Benedikt Kraft / DBZ

Eingangsportal (Turm) mit daran anschließenden Ausstellungshallen
Foto: Benedikt Kraft / DBZ

Zwischen Freisenbruch, Horst und Dahlhausen, gegenüber der „Dr. C. Otto Feuerfest Bochum“, mitten in der Ruhraue Hattingen Winz steht ein Eisenbahnmuseum. Nahe Bochum im immer noch sehr präsenten Revier. Das Museum, Teil eines ehemaligen Bahnbetriebswerks aus den Jahren 1916–1918, ist in verschiedenen ehemaligen Bahnbauten untergebracht. Und wie sich das für Sammlungen dieser Art offenbar gehört, fehlte jahrzehntelang ein professionelles Setting. Also ein Sammlungsgefäß, das den Ansprüchen der Aussteller – ­wesentliche Kultur- und Technikgeschichte vermitteln zu wollen – gerecht würde. Das Ausstellungsareal hat eine Fläche von rund 70 000 m², die Sammlung umfasst 120 Schienenfahrzeuge und ist, so die Betreiber, „das größte private Eisenbahnmuseum Deutschlands“. Lokschuppen mit Drehscheibe, Wasserturm und Bekohlungsanlage sowie Gleisanlagen bilden den Bestand, der vor etwa 20 Jahren durch zwei Hallenneubauten erweitert wurde und länger schon nach einer Neuordung verlangte.

Durch den Bau eines neuen Museumsgebäudes sollte, so das Museum damals, „ein moderner, dem internationalen Standard entsprechender Empfangsbereich samt der heute gängigen Museumsinfrastruktur mit Shop, Seminar- und Ausstellungsräumen sowie mit einem gastronomischen Betrieb geschaffen werden.“ Dieses „internationale“ erhält an diesem verwunschenen Ort dann noch einmal einen ganz besonderen Geschmack.

Doch der hier aufgeschriebene Anspruch kam nicht aus luftleerem Raum, bereits seit 2008 hatte die Stadt Bochum den Stadtteil Dahlhausen zum Sanierungsgebiet erklärt und hier auch die Weiterentwicklung des Bahngeländes zu einer Erlebnis- und Arbeitswelt festgeschrieben. 2012 stimmte der Rat der Entwicklung des Museumsgeländes mit u. a. dem Bau eines neuen Empfangsgebäudes mit Museumsbahnsteig als zentrales Entrée zu. 2015 gab es einen Wettbewerb mit 18 Teilnehmern, den das Büro Max Dudler, Berlin, gewann.

Eingangsportral als großstädisch dimensionierter Prellbock
Foto: Benedikt Kraft / DBZ

Eingangsportral als großstädisch dimensionierter Prellbock
Foto: Benedikt Kraft / DBZ

Zentrale Aufgabe der Neuordnung des „Freilichtmuseums“ (Dudler) war der Entwurf eines klar erkennbaren Eingangs. Der steht jetzt in rotem Kohlebrandziegelkleid wie ein Prellbock am ebenfalls neuen Museumsbahnsteig. Der Eingangsturm, der zwei Längsvolumen direkt dahinter erschließt, war ursprünglich als Aussichtsturm gedacht. Aus Gründen eines sehr knappen Budgets ist der Turm jetzt ein zum Himmel ragender, offener Kamin und mit seiner baulichen Schlichtheit das vielleicht luxuriöseste Eingangsportal zeitgenössischer Museumsarchitektur. Hinter dem Turmdurchgang folgen die Ausstellungsräume in Sichtbeton mit Holzeinbauten (Eiche) und sie enden vor einem großen Fenster, das den Raum- und Schienenstrangfluss sicherstellt.

Internationale Architektur? In Berlin und Basel macht Max Dudler genau das, in Bielefeld, ebenfalls eine Großstadt mit B, hat er den Maßstab und das Internationale angepasst. In Bochum-Dahlhausen ist es irgendwie dazwischen geworden, mutig großstädtisch in jedem Fall. Be. K.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 02/2018

Ausstellung Semensterarbeiten in Bochum

Direkt nach dem Jahreswechsel, am 10.?Januar, eröffnete die interdisziplinäre Ausstellung „Architektur Digital“ im Wintergarten des UnPerfekthauses (Friedrich-Ebert-Straße?18, 45127 Essen). Der...

mehr
Ausgabe 03/2016

MuT Museum unter Tage, Bochum www.situation-kunst.de, www.vs-architekten.de

In die Erde mit der Kunst! Da spart man Klimakosten und die sonst so gerne und aufwändig geplanten Fenster. 18?000 m³ Erde wurden im Westen Bochums ausgehoben, um dem Kunstprojekt „Situation Kunst...

mehr
Ausgabe 06/2014

Masterstudiengänge für Architektur stellten sich vor www.hochschule-bochum.de/fba

Am 5. Mai 2014 informierte die Hochschule Bochum im Masterstudio A4-08 über drei Masterstudiengänge für Architekten. Alle drei Studiengänge sind akkreditiert und befähigen zur Promotion und zu...

mehr
Ausgabe 05/2018 Maßanzug für ein Orchester

Anneliese Brost Musikforum Ruhr, Bochum

Musikzentrum Bochum, Bez+Kock Architekten

Die im Jahr 1918 gegründeten Bochumer Symphoniker haben viele Jahrzehnte mit internationalem Renommee, aber ohne feste Spielstätte gearbeitet. Proben und Konzerte in akustisch problematischen...

mehr
Ausgabe 04/2015

Mit Pragmatismus und Emotion Bürogebäude B8 in Bochum

B8, eine private Partnerschaft aus acht Geschäftsführern, bekam Anfang 2013 die Möglichkeit ein günstig gelegenes Grundstück in Bochum zu erwerben und darauf ein Bürogebäude zu errichten. Tor 5...

mehr