Erweiterungsgebäude der Carl-Hahn-Schule in Wolfsburg
Im Rahmen der Sanierung des Handwerkerviertels in Wolfsburg lobte die Stadt Wolfsburg im Jahr 2012 einen Wettbewerb für die Erweiterung und Neustrukturierung des Hauses A der Berufsbildenden Schulen I in Wolfsburg (BBS I) aus. Das Architektur- und Ingenieurbüro pbr ging mit seinem Entwurf, der in Zusammenarbeit mit Kuttner+Kahl Landschaftsarchitekten entstanden ist, als Sieger aus diesem Wettbewerb hervor und erbrachte die Architekturplanung. Im Februar dieses Jahres sind die Schüler/innen und Lehrer/innen in den hellen und modernen Neubau eingezogen, der die bereits bestehenden Schulgebäude zu einer funktionalen Einheit zusammenführt. Am Donnerstag, dem 7. Juni 2018 wurde die Schule offiziell eingeweiht.
Mit dem fünfgeschossigen Neubau hat die Berufsbildende Schule in Wolfsburg nicht nur einen großen Schritt Richtung Modernisierung gemacht, sondern es auch geschafft, viele Schulformen unter einem Dach zu vereinen. So finden jetzt die bisher an unterschiedlichen Orten in Wolfsburg verteilten Außenstellen seit dem Februar 2018 im Neubau zusammen, um am beruflichen Gymnasium das Abitur, an der Fachoberschule das Fachabitur zu erwerben oder die einjährige Berufsfachschule Wirtschaft mit berufsbezogenen Schwerpunkten oder die Berufsschule begleitend zur betrieblichen Ausbildung zu besuchen.
Identitätsstiftender Stadtbaustein
Aufgrund der Heterogenität und der teilweise schlichten Bauweise sowie des hohen Versiegelungsgrads in diesem Bereich fand mit der Umgestaltung der Carl-Hahn-Schule eine Initialzündung statt, die dem Quartier zu neuer Identität verhilft. Dabei haben die Architekten von pbr ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, den Schulkomplex Richtung Umfeld zu öffnen und kommunikative Aufenthaltsplätze zu schaffen.
Als linearer Baukörper bildet das neue Schulgebäude jetzt die Raumkante für zwei neue Plätze: den inneren Schulhof und den außenliegenden Campusplatz. Über einen „Teppich“ aus steinernen, hölzernen und vegetativen Belegen wird der Schulhof als öffentliche Freifläche mit dem Umfeld verknüpft, so dass dieser als quartiersübergreifender, offener Stadtplatz fungiert.
Stärke durch Reduktion
Mit seiner eigenen Architektur setzt das neue Schulgebäude einen markanten Akzent am Schachtweg. Der freistehende Baukörper, der über einen imposanten Skywalk mit dem Bestandsgebäude verbunden ist, präsentiert sich selbstbewusst und zurückhaltend zugleich. In der Reduktion liegt die Stärke des Entwurfs, dessen klare Formensprache sich auf das Wesentliche konzentriert. Mit seiner klaren Kubatur wirkt der Neubau puristisch und edel. Unterstrichen wird das architektonische Konzept durch die Wahl zweier Fassadenmaterialien. Glas und hellgraue Faserzementtafeln schaffen transparente Flächen neben geschlossenen, die trotz oder gerade wegen des Kontrasts miteinander harmonieren. Der helle Sonnenschutz unterstreicht in geschlossenem Zustand die puristische Wirkung des Baukörpers. Gleichzeitig dient er dazu, den Neubau optisch mit den bestehenden Gebäuden zu verbinden. Die Anordnung der vorgehängten großformatigen, durchgefärbten Faserzementtafeln machen Decken und Geschosse von außen ablesbar.
Lern- und Lebensort
Besonderes Augenmerk legten die Architekten von pbr auf die Gestaltung und Zonierung des Erdgeschosses, das sich nach Fertigstellung als großzügiger und offener Bereich darstellt und vielfältige Aufenthaltsmöglichkeiten, z.B. das Forum oder die Cafeteria, bietet. Mit Terrassen, die als zentrale Kommunikationsorte das Leben der Schule nach außen spiegeln, wird die Verbindung der Schule zum Quartier unterstrichen. Die gläserne Front des Foyers kann bei Bedarf geöffnet werden und erlaubt vielseitige, auch außerschulische Nutzung. Das offene Lernzentrum, das sich über rund 120 m2 erstreckt, stellt einen besonderen Lernort dar und bietet digitale und multimediale Selbstlernangebote für Schülerinnen und Schüler. Eine so genannte „Snoozle-Ecke“ dient der Kontemplation und Entspannung. Materialien, wie Sichtbeton und Holz dominieren den Innenraum und gewährleisten in ihrer modernen Ausgestaltung eine angenehme Lern- und Lehratmosphäre.
Interaktiv und multimedial
Auch in den Unterrichtsräumen im zweiten und dritten Obergeschoss setzt die BBS I auf Interaktivität. Dokumentenkameras, Beamer, interaktive Tafeln und Notebooks mit WLAN-Zugang ermöglichen modernen und innovativen Unterricht. Zusätzliche Fach- und Multifunktionsräume bieten beste Voraussetzungen für die praktische Ausbildung der Berufsschüler. Hierzu gehören u. a. ein Verkaufsstudio, eine in Teilen nachgebaute Arztpraxis sowie ein voll ausgestattetes Großraumbüro.
Klar abgegrenzt vom Lernbereich der Schülerinnen und Schüler befindet sich der Lehrerbereich im ersten Obergeschoss. Neben einer großzügigen Lehrerlounge sind hier außerdem ein Konferenzraum und der Verwaltungstrakt mit dem Sekretariat und den Büros der Schulleitung integriert.
Die Fachplaner
Die pbr Planungsbüro Rohling AG ist ein national und international tätiges Architektur- und Ingenieurbüro mit zehn Niederlassungen bundesweit. Schwerpunkte hat das Büro u. a. in der Planung von Gebäuden für die Ausbildung, Verwaltung, Industrie, Freizeit, Kultur und Gesundheit.