Gut gelungen
Sie reagieren oft „professionell naiv“, so die Architekten über sich selbst. Als Betrachter kann man das Naive in einem Zugewandtsein erkennen, das sich in vielen ihrer Projekte ausfindig machen lässt. Zugewandtsein bedeutet, emphatisch auf den Ort, den Bestand, auch auf die Menschen zu reagieren, die es betrifft. Franz & Sue, ein jüngeres Architekturbüro aus Wien, haben schon einige sozial engagierte Projekte gemacht. 2012 schlossen sie das auch in der DBZ gelobte Schubhaftzentrum in Vordernberg, Steiermark, ab, im gleichen Jahr gewannen sie den Wettbwerb für den Um- und Neubau des Justizgebäudes in Salzburg. Im letzten Jahr fertiggestellt, in diesem Jahr in aller Kürze wieder in der DBZ gewürdigt (DBZ 05 | 2019), steht dieses Projekt beispielhaft für einen pragmatisch emphatischen Zugang zu Bauten dieser Art: öffentlich und doch eine ganz eigene Welt, Sicherheitsbereiche und Verwaltungsrepräsentanz, Geschichtlichkeit (Historizität) und Geschichtenbehälter mit Geschichten, die nicht selten die ganze Tragik des menschlichen Daseins widerspiegeln.
Nun könnte man schnell sagen, dass man einem Gebäude, das die Werte der späten Habsburgermonarchie spiegele, mit Transparenz und Öffnung zu begegnen habe. Und jeder würde zustimmend nicken. Wie man das aber angeht, ohne irgendwelchen diskursiven Klischees nachzujagen, das ist dann – wenn es gelungen ist – die eigentliche Leistung.
Und weil es gelungen ist, macht man über eine solche Erfolgsgeschichte ein Buch. Das nun hier vorliegt. Das heißt, ein Buch, wie man es sich ganz allgemein vorstellt, ist es nicht, eher eine Art von Skizzenbuch, dessen Seiten über eine Ringheftung zu 360-Grad-Wendungen geeignet sind. Das macht beim Skizzenblock Sinn, er verliert durch ständiges Umklappen bis zum Ende nicht an stabiler Malunterlage, aber hier? Hier vielleicht nicht. Denn einiges funktioniert nur beim Blättern auf der Doppelseite, also dem aufgeschlagenen Buch: halbtransparente Seiten legen sich mal links, mal rechts oder mal mit der Vorder- und Rückseite auf angrenzende Seiten und geben erst in dieser Weise den Inhalt verständlich wieder. Das Buch selbst versucht über die Einbindung verschiedenster Protagonisten dem Um-/Neu-/Weiterbauprojekt eine Tiefe in der Darstellung zu geben, die Projekten dieser Größe und Bedeutung angemessen sind. Dass das am Ende mehr eine Sammlung positiver Stimmen und Stimmungen geworden ist: Warum nicht mal schreiben, dass man etwas „gut gelungen“ findet?! ⇥Be. K.