HENN darf Gasteig umbauen. Oder vielleicht doch nicht?
„Burn it!“ schrieb Leonard Bernstein nach einem Konzert 1985 ins Gästebuch des Kulturzentrums Gasteig, er meinte damit tatsächlich das ganze Haus. Im Eröffnungsjahr war das, gut sieben Jahre nach dem Spatenstich für ein Haus, dessen Planung die Architektengemeinschaft Raue, Rollenhagen und Lindemann nach gewonnenem Wettbewerb zu verantworten hatte. Seit Bernsteins Verdammung hat sich der Münchner Gasteig – benannt nach seinem Standort – in der Kulturszene der Landeshauptstadt allerdings fest etabliert. So fest, dass Abrissplanungen immer wieder auch am Bürgerwiderstand scheiterten.
Im Mai dieses Jahres gab es einen internationalen Architektenwettbewerb, bei dem zwei Münchener Büros in die Endrunde gelangten: Auer Weber Assoziierte mit grabner huber lipp landschaftsarchitekten partnerschaft und HENN mit Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten. Der Dritte im Bunde waren wulf architekten aus Stuttgart mit club L94 Landschaftsarchitekten und theapro theater projekte daberto + kollegen planungsgesellschaft. Die drei Teams hatten drei Monate Zeit, ihre Vorschläge zu überarbeiten. Mitte Oktober kam dann die Entscheidung: Der Gewinnerentwurf kommt von HENN.
Soweit, so gut. Oder eben doch nicht gut? In der Überarbeitungsphase meldete sich ein Architekt der Architektengemeinschaft zu Wort, die das Gasteig geplant hatten: Eike Rollenhagen (81) meldete sich in einer „Denkschrift“ zu Wort. Für ihn als Urheber seien die – nun ausgeschiedenen – Entwürfe nicht zu realisieren. Und auch der dritte (HENN) bedürfe einer Überarbeitung.
Das haben die beiden unterlegenen Büros jetzt zum Anlass genommen, gegen die Vergabe zu klagen. Sie vermuten, die Stadt hätte sich für den HENN Entwurf entschieden, weil dieser möglicherweise am leichtesten mit dem Urheber zu realisieren sei. Trotz dieser Eingabe hat ein paar Tage nach Bekanntwerden des Gewinnerprojekts der Stadtrat dem HENN-Vorschlag zugestimmt. 420 Mio. € soll die Sanierung kosten, Kern der Maßnahme wird die Optimierung der Akustik sein. Damit am Ende nicht wieder einer schreibt: „Burn it!“ Wir bleiben dran. Be. K.