Haus der (Holz)Bauern
Ein „Holzhaus mit kristalliner Glashaut“, so betitelt landete das hier gezeigte Projekt im Redaktionspostfach. Der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) wollte, so die vermittelnde Agentur, „mit der neuen Bezirksgeschäftsstelle in Freiburg nicht nur mehr Arbeitsfläche schaffen, sondern auch den Bezug zur Landwirtschaft herstellen“. Dazu orientierten sich die Planer der Architektenpartnerschaft Werkgruppe Lahr, so die Agentur weiter, an den traditionellen Schwarzwaldhäusern. Allerdings nur in der Bauweise, „ohne das traditionelle Schwarzwaldhaus in irgendeiner Weise zu kopieren.“
Das sieht man. Was man vielleicht vermutet angesichts der schönen Holzbauweise (Fichte und Weißtanne innen und außen) hinter schützender Glashaut ist, dass das Bürohaus mit 2 500 m² Nutzfläche ein Passivhaus sein muss. Das entspricht den Standards auch im Holzbau, und wenn dieser aufwändig hinter einer doppelt geschuppten Glasfassade eingehaust steht, dann sowieso.
Schnell kommt aber die Verwunderung auf, warum ein Verband wie der BLHV, der ja auf Nachhaltigkeit verweist, auf regionales Bauen, auf die Natürlichkeit der Bauprodukte, warum dieser dann den Architekten die Aufgabe gibt, das schöne Haus in eine Vitrine zu stellen? Die Fassade, so der Bauherr BLHV, benötige einen besonderen Schutz, denn „verwittertes, graues Holz wäre kein schöner Anblick“ gewesen. Wie war das noch mit den Schwarzwaldhäusern?
Auf Nachfrage gaben die Architekten zur Auskunft, dass die Glasplatten nicht nur die rippenartigen Fassadenlisenen aus Fichtenholz vor Witterung schützen, sondern auch zulassen, die Holzfenster nicht mit Aluminium kaschieren zu müssen. Auch könnte so der außenliegende Sonnenschutz quasi innenliegend geführt werden, seien die Wärmeverluste über die Fassadenhaut geringer und man spare insgesamt an der Fassadenoberflächenbe-handlung wie an deren Wartung in den kommenden Jahrzehnten. Die überlappend an-gebrachten und bis zu 100 kg schweren Glasplatten sind mit einer UV-Schutz-Folie vergütet und schützen damit vor „dem zweiten ‚Feind’ des Holzes“, der Sonne. Innen erhielt das Holz einen transparenten Brandschutzanstrich, außen wurde es im Kesseldruckverfahren mit Brandschutzsalz imprägniert.
Beinahe kommt man sich schon vor wie ein Traditionalist wenn man fragt, ob der Verband dem Material, für das er hier Werbung machen will, so in Gänze nicht traut? Oder den Planern, Ausführenden, dass sie es nicht gelernt hätten, baulichen Holzschutz vorbildlich zu realisieren? Das Signal an diesem Ort scheint klar: Bauen Sie mit Holz, aber bitte hinter Glas geschützt! Was – schon aus Kostengründen – die wenigsten können. Und wollen; hoffentlich. Be. K.