Kinder spüren, wenn mit Hingabe geplant wurde

„Beim Bauen für Kinder muss man sich als Architekt schon fragen, was mache ich da eigentlich?“, so unser Heftpate Prof. Thomas Zimmermann, raum-z architekten GmbH, Frankfurt a. M., als wir in seinem Büro das Heftthema vertieften und die Projekte für dieses Heft diskutierten.

„Wie bin ich eigentlich zum Bauen für Kinder gekommen, das hat man ja nicht vor“, so Prof. Zimmermann. „Wettbewerb gewonnen, und dann bekommt man die Kompetenz, und nun beschäftige ich mich schon seit 30 Jahren mit dem Bauen für Kinder. Ich bin der Meinung, dass Häuser prinzipiell sein müssen und dass das Prinzipielle vor dem Speziellen kommt, damit das Spezielle alle Freiheit behalten kann. Kindergärten brauchen das Prinzipielle, um dann die Verfeinerung ganz lässig machen zu können. Und das Wesentliche ist dann die Verfeinerung. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Kinder das heraus lesen, was wir mit Hingabe hineingesteckt haben. Meine Botschaft heißt erstens: Das Prinzipielle vor dem Speziellen. Zweitens: Phantasie entsteht durch Genauigkeit. Und drittens: Genauigkeit entsteht nur, wenn wir einen Bauherrn haben, der uns genau vermittelt, was er haben will. Bei der Frage nach richtig und falsch oder gut und schlecht beim Planen und Bauen von Kindergärten gilt, dass es viele richtige Dinge gibt, die gut und völlig unterschiedlich sind. Wir denken über Kindermaßstäbe nach und machen eine Brüstungshöhe von 30 cm im Erdgeschoss, und eine Sturzhöhe von 80 cm, die Erwachsenen laufen vorbei und können nichts sehen und müssen auf die Kinderebene runtergehen, um rausschauen zu können. Dann werden sie eins mit dem Nutzer und überlegen sich, wie nutze ich das.

Wie für Kinder bauen? Ganz schwierig zu beantworten. Die Frage ist: Was ist groß, was ist klein? Ein Kindergarten ist eine Bildungseinrichtung und eine Erziehungseinrichtung und die Kinder lernen dort für das Erwachsenenleben. Das heißt, es dürfen viele Dinge nicht klein gemacht werden. Ganz selbstverständlich sind Steigungsverhältnisse von Treppen so, wie sie Erwachsene nutzen können. Das ändern wir ja nicht und passen es den kindlichen Schrittmaßen an. Oder Handläufe, da machen wir zwei, einen hohen und einen niedrigen. Türhöhen machen wir für Erwachsene, aber das Mobiliar wird auf Kindergröße gesetzt. Das Gebäude ist damit erwachsen, andere Dinge müssen bewusst die Kinderwelt sein und auch bleiben, so dass die Erwachsenen in den Gebäuden sich dem Kind nähern müssen. Das müssen die Erwachsenen aushalten … Das wollen die im Übrigen teilweise nicht“. Den Standpunkt zum Heftthema „Bauen für Kinder“ von Prof. Zimmermann finden Sie auf Seite 24 und die gemeinsam vorgenommene Projektauswahl, die die Angemessenheit der gestellten Aufgabe in verschiedenen Ausprägungen und Haltungen zeigt, zeigen wir Ihnen ab Seite 26. BF

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