Konstruktiv verschattetUmbau Sparkasse, Bad Reichenhall
Im historischen Ortskern der Salz-und-Sole-Stadt Bad Reichenhall wurde die Haupt- und Geschäftsstelle der Sparkasse Berchtesgadener Land von BolwinWulf Architekten energetisch saniert und erweitert.
Der Bestand aus den 70er Jahren entsprach nicht mehr den funktionalen, energetischen und ästhetischen Ansprüchen der Sparkasse. Durch gezielte Eingriffe in dem stark von Bauschäden gezeichneten Haus wandelten Bolwin Wulf Architekten das ehemalige fünfgeschossige kombinierte Wohn- und Bürohaus mit integrierter Bankennutzung in ein reines Bankgebäude mit einer öffentlichen Saalebene im Dachgeschoss um. Das vormals von Außen geschlossen und dunkel wirkende und im Inneren durch enge Raumstrukturen gekennzeichnete Gebäude wurde, gemäß dem Wunsch des Bauherrn nach Transparenz und Offenheit, neu erschlossen. Tageslicht und eine weitgehend natürliche Be- und Entlüftung aller Geschosse wurden zur planerischen Maxime. Seine markante strukturelle Klarheit erlangt das Gebäude über die geschosshohe Verglasung aller Fassaden in Kombination mit den auskragenden weißen Balkenköpfen einschließlich der aufgelegten horizontalen Deckenplatten. Gleichzeitig bilden diese Auskragungen von 1,2 bis 1,5 m einen feststehenden Sonnenschutz und verkörpern ein regionaltypisches Element, vergleichbar mit den Gesimsen der historischen Salinengebäude. Alle Innenbereiche wurden großzügig und offen als Zellen- und Gemeinschaftsbüros geplant und von überflüssigen Einbauten befreit. Viele Wände bestehen aus Glasscheiben - transparent, transluzent oder farbig – die, ebenso wie die integrierten Möbel, nach einem Farbkonzept gestaltet wurden. Durch die nun ausschließliche Bankennutzung entfielen zwei der alten Treppenhäuser an der Eingangsfassade. In diesen neu entstandenen offenen Atrien integrierte man gebäudehohe Wasser-Rieselwände nicht unähnlich den Gradierwerken im nahen Kurpark. Über die geöffneten Fenster transportiert Frischluft adiabate Verdunstungskühle in die sonst unbelichteten und unbelüfteten innenliegenden Bürobereiche. Um eine noch bessere Energiebilanz zu erreichen, installierte man eine Grundwasser-Wärmepumpe (Saug-Schluck-Brunnen), die 9 °C kaltes Grundwasser in die technischen Anlagen führt. Auf den Büroetagen wird hiermit im Sommer über Gipskartondecken mit integrierten Kapillarrohrmatten gekühlt, im Winter die Heizung vorkonditioniert. Addiert man die Effektivität der neuen Fassade und die der einzelnen Energiesparmaßnahmen im Vergleich zum vorherigen Bestand, so kommt man auf eine Reduzierung des Energiebedarfs von 81 % oder 295 t C02/a. So wird der Einfluss der Wärmeverluste über die einzelnen Bauteile und die Heizungsanlage vor der Sanierung mit 2 101759 kWh und nach der Sanierung mit 404 282 kWh angegeben. Dies entspricht einer Energieeinsparung von 1 697 477 kWh/a mit einem Wert von 36 kWh/am². Die energetischen Bemühungen wurden mit dem „Bayerischen Bauherrenpreis Stadterneuerung 2009 Energieeffiziente Erneuerung“ honoriert, ferner mit dem IF Award Gold 2009 Corporate Architecture und dem IES Illumination Award 2009. Christian Brensing
Beteiligte
BPR Dr. Bernhard Schäpertöns ; www.bpr-gruppe.de
Energiekonzept
U-Wert Außenwand = 0,28 W/(m²K),
U-Wert Bodenplatte = 0,91 W/(m²K),
U-Wert Dach = 0,32 W/(m²K),
Ug-Wert Verglasung = 1,40 W/(m²K),
Luftwechselrate n50 = 0,6/h
Grundwasserpumpe (Saug-Schluck-Brunnen) zur Kühlung/Sommer und Vorkonditionierung der Heizung/Winter
GK-Decken mit integrierten Kapillarrohrmatten als Kühlsegel im Sommer und als Heizflächen im Winter
adiabate Kühlung durch Kühlschächte mit natürlicher Thermik
konstruktive Verschattung durch Auskragungen unterstützt mit
IF award gold 2009 corporate architecture;
IES illumination award 2009