Liebe Leserinnen und Leser,

ob klein oder groß, schmal oder hoch, teuer oder günstig: alles relativ. Und so erging es uns auch bei Gesprächen mit den verschiedensten Architektur- und Ingenieurbüros zum Titelthema dieser Ausgabe „Kleine Bauaufgabe“. Die einen zeigten uns winzige An- oder Umbauten, andere hielten einen Fünfgeschosser mit 25 Mio. € Planungsbudget für noch „übersichtlich“.

Was macht aber nun eine kleine Bauaufgabe aus? Ihre zeitlich/räumliche Überschaubarkeit? Die Größe des Teams, das sie bearbeitet? Der Aufwand in der Planung und Realisierung? Wir haben uns
herangetastet an ein Thema, das bei seiner Festsetzung vor über einem Jahr der Redaktion noch so klar erschienen war. Der Budgetumfang könnte der Hinweis sein, auch das Massenvolumen. Ganz bestimmt aber auch die größere Freiheit im Nachdenken über auch einmal unkonventionelle Lösungen, die leicht unter dem Radar der Normen und Vorschriften segeln.

Schließlich waren wir nicht zu 150 Prozent zufrieden mit unserer Diskussion, die Heftpartner mussten ran. Die hatten wir über ein Projekt gefunden/erinnert, das vor vielen Jahren Schlagzeilen auch in der internationalen Szene gemacht hatte und als vorbildlich für das Bauen im Bestand charakterisiert wurde: das Haus Schreber von AMUNT. Vielfach ausgezeichnet und auf Architekturausstellungen präsent, deutet dieser Bau auf eine Haltung, die sich auch in den aktuelleren Arbeiten von AMUNT wiederfindet: „Wir haben die kleine Bauaufgabe schätzen gelernt, da sie uns in den vergangenen Jahren mannigfaltige Potentiale und Chancen eröffnet hat, architektonische Entdeckungen zu machen.“

Vielleicht ist es genau das: Die kleine Bauaufgabe fordert PlanerInnen, die ihre Erfahrungen auch bei kleinen – und ich möchte anfügen: feinen – Bauaufgaben gemacht haben. Das schließt die großen Projekte ja nicht aus. Ganz im Gegenteil können die unterschiedlichen Anforderung jeweils die andere Dimension des Bauens fruchtbringen inspirieren.

Das Gespräch in Aachen brachte dann vor allem Wohnhäuser, Umbauten, Einbauten und Neubauten in diese Ausgabe. Aber auch ein Ensemble aus „Kleinigkeiten“ in Dänemark, das exemplarisch dafür steht, was der kleinere Maßstab für den größeren an Bedeutungszuwachs bereithält. Wie andererseits das Kleine, sehr speziell für den Ort entworfen, mit der großen Welt des Bauens nur bedingt zu tun hat. Aber: Reibung erzeugt Energie und ohne diese geht nichts voran.

In diesen Zusammenhang betrachten wir auch die zahlreichen Projekteinreichungen, die uns zum Balthasar Neumann Preis 2021 eingesandt wurden und deren Spektrum, soviel kann man hier verraten, durchaus auch die kleine Bauaufgabe aufweist. Deren Potential für das Bauen insgesamt wird also auch über diese Schiene offensichtlich. Wir freuen uns jetzt schon auf die Diskussion im Rahmen der Jurierung am 10. November in Berlin und sind gespannt, ob die integralen Prozesse, die dieser Preis vor allem würdigt, auch die kleinen Bauaufgaben bewegt hat und weiter bewegen wird.

Seien Sie herzlich gegrüßt, bleiben Sie beweglich,

Ihr

Benedikt Kraft

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