Liebe Leserinnen und Leser,

unsere Septemberausgabe ist seit jeher einem besonders wichtigen Teil des Gebäudes gewidmet – der Fassade. Ist sie doch das Aushängeschild eines Hauses, prägt seine Erscheinung, offenbart oder verbirgt das Dahinterliegende – sie ist die Schnittstelle zwischen Innen und Außen. Mit ihrer Gestaltung und technischen Ausführung entscheiden ArchitektInnen und PlanerInnen zu einem Großteil darüber, ob uns Architektur anzieht, abstößt oder gleichgültig lässt. Mit der Fassade interagiert das Gebäude direkt mit seiner Umgebung, hat die Möglichkeit, sich mit ihr zu verzahnen, sich zum Stadtraum zu öffnen oder sich bewusst abzugrenzen. Dazu kommen die vielen, oft auch widersprüchlichen technischen Anforderungen, die eine hoch funktionale und nachhaltige Gebäudehülle zu erfüllen hat. Um hier zu herausragenden und dauerhaften Lösungen zu kommen, ist es sinnvoll, vor allem bei großen, anspruchsvollen Projekten, spezialisierte FassadenplanerInnen hinzuzuziehen. In Abstimmung mit den ArchitektInnen kommt ihnen die Rolle zu, die bestmögliche technische Umsetzung der architektonischen Idee zu entwickeln. So auch das Selbstverständnis unserer HeftpartnerInnen Stephanie Heese und Hans-Ulrich Schellhorn (S. 22). Bei unserem Bürobesuch Anfang Juni gaben sie uns nicht nur Einblick in ihre Arbeitsweise und Projekte, sondern trugen auch zur Eingrenzung unseres Schwerpunkts sowie zur Projektauswahl bei. Interessiert hat uns vor allem die Frage, wie sich im Zuge eines Umbaus oder einer Sanierung die Rolle der Fassade verändert. Kann bzw. muss die Fassade in Hinblick auf Funktion und Nachhaltigkeit weiterverwendet, aufgewertet oder gar völlig neu gedacht werden? Was bedeutet dies für das Gebäude und seine Umgebung? Und welche technischen Herausforderungen warten auf PlanerInnen und Ausführende? Wir haben typische Bauaufgaben – eine Schule, zwei Bürogebäude und einen Geschosswohnungsbau – ausgewählt, die auf diese Anforderungen mit unterschiedlichen Konzepten und Herangehensweisen eine individuelle Antwort gefunden haben. Bei der Generalsanierung des Gymnasiums in Neustadt an der Waldnaab setzten Brückner & Brückner Architekten auf einen spielerischen Kontrast von Alt und Neu – auf den Gegensatz von schwerem Beton im Bestand und einem fast entmaterialisiert wirkenden, verspiegelten Anbau (S.24). Das Bürogebäude am Berliner Ernst-Reuter-Platz ist Teil eines denkmalgeschützten Gesamtensembles und wurde von Tchoban Voss Architekten in seiner Gestalt kaum merklich den technischen Anforderungen eines modernen Bürogebäudes angepasst (S. 30); wohin gegen das Up!, Entwurf von Jasper Architects, eine radikale Transformation durchlief – vom nach außen geschlossenen Kaufhaus hin zu einem sich zum umgebenden Straßenraum öffnenden Büro- und Gewerbebau (S. 36). Beeindruckend ist auch die Verwandlung eines gesichtslosen Geschosswohnungsbaus in Kopenhagen. Durch die Neugestaltung der Fassade mit einer abwechslungsreichen Aufweitung des vorhandenen Laubengangs konnten die ArchitekInnen von Tegnestuen LOKAL den Wohnwert deutlich erhöhen und somit auch der Umgebung ein neues Gesicht verleihen (S.42).

Starten Sie mit Inspiration und wertvollen bautechnischen Informationen zur Gebäudehülle in einen erfolgreichen Herbst!

Ihre

Katja Reich

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