Mein Körper, Fühlen, mein DenkenGünther Domenigs Steinhaus im österreichischen Steindorf am Ossiacher See ist fertig
Es gibt ein ehernes Gesetz unter Architekten, das besagt, niemals für sich selbst ein Haus zu planen und zu bauen. Viele Architekten haben sich daran gehalten, manche nicht. Zu Letzteren gehört ein eigenwilliger, fast möchte man schreiben, dickköpfiger Mensch aus Kärnten, Günther Domenig ist sein Name. Der jedenfalls baute sich sein Haus, „Steinhaus“ nennt er die Burg aus Sichtbeton unter Edelstahlblechen, ein Mikrokosmos, der dem Architekten „zugleich mein Körper, mein Fühlen, mein Denken“ ist. Und heute ist er eine „Werkstätte für Architektur“ im Besitz der Steinhaus Günther Domenig Privatstiftung.
Aus einem tiefreichenden, zentralen Brunnen entwickelt sich der Bau in die Höhe, die horizontal schwebenden Bauteile des auf vier Ebenen organisierten Bauwerks sind im wesentlichen Ausstellungsräume. In den oberen Ebenen befinden sich Arbeitsbereiche für die Architekturstudenten, lediglich der „Schwebestein 3“ ist Domenig vorbehalten.
Am Ende hat Domenig rund 3 Mio. € aus eigener Tasche in sein Lebenswerk gesteckt und gegen zahllose Verordnungen, Anfeindungen oder auch Bauschwierigkeiten angekämpft. In dem Gebäude, das ohne öffentliche Förderung (1,1 Mio. € von Bund und Land Kärnten) wohl nicht zu Lebzeiten des Architekten fertig geworden wäre, wurden und werden Symposien und Arbeitsseminare abgehalten; Arbeitsplätze gibt es für rund 35 Studierende. Seit das Steinhaus seine Tore für Konzertveranstaltungen geöffnet hat, die
Palette der Gäste reicht vom Dave Holland Quintett bis zu Wolfgang Muthspiel, hat sich die Einstellung der Nachbarschaft – die den Bau gerne als „Ungeheuer“ verunglimpften – gewandelt. Weil es inzwischen als Touristenattraktion beworben wird und Schaulustige auch aus größerer Ferne anzieht, sieht man den mächtigen Bau gelassener an.
Möglichkeiten, an einer öffentlichen Führung am Uferweg 31 in 9552 Steindorf teilzunehmen, gibt es am 18. Juli von 17-19 Uhr sowie am 22. August 2009 zur gleichen Zeit.
Vor jetzt 11 Jahren fragte ich in einem ersten Artikel zum Steinhaus (DBZ 8/1998, S. 64ff), was aus dem Haus wohl werde, wenn es irgendwann einmal fertig gestellt wäre. Die Antwort steht nun offenbar jedem vor Augen: Domenigs persönlichstes Werk war damals Zukunft und ist es heute immer noch. Be. K.