Modulare Covid-19-Intensivstation
Die COVID-19-Pandemie und die damit rasant steigende Zahl an intensiv zu behandelnden PatientInnen erforderten schnelle Reaktionen in der Schaffung medizinischer Infrastruktur. Die Modulbauweise war hier ein hilfreiches Mittel – ermöglicht sie doch die schnelle Planung und Realisierung von Gebäudekonzepten für spezielle Nutzungen. Der Modulbauspezialist Cadolto stellte im November 2020 die COVID-19-Intensiv- und Intermediate-Care-Stationen am Universitätsklinikum Düsseldorf fertigt. Das Projekt zeigt, dass ein Modulgebäude nicht nur schnell errichtet werden kann, sondern auch flexible Möglichkeiten in der Nachnutzung bietet.
Die plötzlich neue und dringliche Pandemielage sowie die bisherige Gebäudestruktur am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) ließen keine gesammelte und separierte Behandlung der
COVID-19-PatientInnen zu. Sie mussten an verschiedenen Orten in der Klinik untergebracht werden. Bei einem weiteren enormen Anstieg an Ein-lieferungen von infektiösen PatientInnen hätten sogar
OP- und Aufwachräume als improvisierte Intensivstationen mit Beatmung genutzt werden müssen.
Um mit der wachsenden Zahl der an Corona erkrankten PatientInnen besser umgehen zu können, beauftragte das Universitätsklinikum das Modulbauunternehmen Cadolto, einen Neubau für Intensivmedizin zu planen und zu realisieren.
Cadolto entwickelte für die Corona-Pandemie bereits vor dem Auftrag eine modulare Isolier-Intensivstation. Schnell entwickelten die
ModulbauspezialistInnen damit ein integrales Konzept für eine neuartige, den Bedürfnissen des UKD entsprechende
Intensivstation
sowie eine Intensivüberwachungspflege-Station (IMC). ↓
Alle Gewerke aus einer Hand
Das Projekt konnte im Herbst 2020 – bereits fünf Monate nach Auftragserteilung – schlüsselfertig an die Klinik übergeben werden. Die Firma Cadolto, die sich unter anderem auf den Bau von medizinischen Gebäuden spezialisiert hat, übernahm die Generalplanung sowie sämtliche Leistungsphasen inklusive der Fundamentierung vor Ort, der Netzersatzanlage und einer redundanten Versorgung mit medizinischen Gasen. Weitere Bauaufgaben waren mit der Vorfertigung der Raummodule abgedeckt: Sie verließen das Werk voll ausgestattet, inklusive der kompletten Medizin-, Labor- und Gebäudetechnik sowie Bädern, Beleuchtung und fest eingebauten Möbeln.
Neben den Stahlrahmenmodulen stattete Cadolto den Neubau mit einer Fassade aus Metallkassetten, Edelstahltüren und einer größtmöglichen Verglasung aus, die Blickbeziehungen des Personals innerhalb der Stationen ermöglicht und damit für mehr Sicherheit sorgt. Darüber hinaus wurde das Gebäude mit einem gläsernen Verbindungsgang an das Zentrum für operative Medizin des Universitätsklinikums II angebunden. So wird nun die Behandlung von COVID-19 PatientInnen in einem Gebäude konzentriert und damit auch vom restlichen Krankenhausbetrieb getrennt. Das neue dreigeschossige Krankenhausgebäude besteht aus insgesamt 97 Modulen und hat eine Bruttogrundfläche von ca. 5 000 m². Im Erdgeschoss befindet sich eine Aufnahmestation mit 18 IMC-Einzelzimmern, die durch vorgeschaltete Schleusen zu erreichen sind. Neun davon haben eigene Nasszellen. Das erste Obergeschoss ist als Intensivstation mit neun Isolier-Einzelzimmern – ebenfalls mit Schleusen – ausgestattet, daneben gibt es acht Zweibettzimmer. Im zweiten Obergeschoss befinden sich die Umkleide- und Bereitschaftsräume sowie Lager- und Technikflächen. Auf allen Ebenen werden zudem die notwendigen Funktions- und Nebenräume bereitgestellt. Die mitgelieferten haustechnischen Anlagen lassen eine unabhängige Versorgung des Klinikgebäudes zu.
Module mit Medizintechnik
Die Behandlung von an COVID-19 erkrankten Personen erfordert eine medizintechnische Ausstattung nach neuesten technischen Standards. Cadolto entwickelte in Zusammenarbeit mit der Medizintechnikfirma Dräger eine integrierte Lösung für die Intensivstationen. Trotz der durch die COVID-19-Pandemie
erschwerten Lieferbedingungen konnte eine termingerechte Lieferung und Installation medizintechnischer Anlagen eingehalten werden: Der Lieferumfang umfasste neben Beatmungsgeräten und Deckenversorgungseinheiten von Dräger auch Komponenten weiterer Hersteller, wie Betten inklusive Nachttisch sowie Defibrillatoren, Bronchoskopie-Türme und EKG-Geräte.
Flexible Nachnutzung
Ein Vorteil der modularen COVID-19-Stationen ist, dass sie auch nach der Pandemie Kapazitäten zur Behandlung von PatientInnen bieten. Am Universitätsklinikum Düsseldorf sind unterschiedliche Einsatzbereiche in der Nachnutzung avisiert. Die Räumlichkeiten sowie das Lüftungssystem des neuen Gebäudes wurden so konzipiert, dass die Intensivstation später zum Beispiel für PatientInnen genutzt werden kann, die nach Operationen im gegenüberliegenden Zentrum für operative Medizin II intensiv behandelt werden müssen. Außerdem können unterschiedliche Druckverhältnisse innerhalb der einzelnen Zimmer eingestellt werden. So ist auf einer Station die Behandlung von immunsupprimierten PatientInnen im Überdruckverhältnis und von infizierten PatientInnen im Unterdruck möglich.
Für das Uniklinikum Düsseldorf musste Cadolto die Module nach Auftragserteilung erst noch anfertigen. Zur zweiten Welle im Winter 2020 produzierte der Hersteller die Isolier-Intensiv-Stationen bereits vor und konnte sie so auch kurzfristig bereitstellen.