Netzwerke brauchen Leben
Zur Eröffnung des Aedes Network Campus Berlin
Mit großer Party und zweitägigem Symposium eröffnete am 17. April der „Aedes Network Campus Berlin ANCB“. Direkt neben der mittlerweile zu einer bedeutenden Institution der Architekturvermittlung herangewachsenen Galerie Aedes gelegen, haben deren Betreiber Kristin Feireiss und Hans-Jürgen Commerell die ehemalige Böttcherei am Pfefferberg zum Standort der neu gegründeten Institution umgebaut. Viel hat man sich vorgenommen: „Der ANCB versteht sich als Netzwerkknoten im Kontext seiner universitären Partner aus Europa, Amerika, Afrika, Asien und Australien.“ Außerhalb der engen Grenzen institutioneller Strukturen, „im geistig freien Raum“, wie es Stefan Behnisch, Mitglied des Advisory Boards ausdrückte, möchte man arbeiten, und „als Dialogplattform im Themenfeld der gebauten Umwelt einen Beitrag in der Auseinandersetzung mit den zentralen Fragen gegenüber Gesellschaft, Ökonomie und Ökologie leisten“. Zum Advisory Board gehören u. a. Matthias Sauerbruch, Tom Mayne, Wolf D. Prix, aber auch der Künstler Olafur Eliasson oder die Fotografin Ursula Schulz-Dornburg. Finanziert werden soll der Campus weiterhin über Industriesponsoren, aber auch über Gelder der Universitäten, die den Campus nutzen.
Vertreter der bislang fünfzehn über die ganze Welt verstreuten Partneruniversitäten stellten ihre Arbeitsweise vor und versuchten, Anknüpfungspunkte für eine Zusammenarbeit zu finden. Dabei stellte sich heraus, dass die Ansprüche an den ANCB ebenso diffus wie vielfältig sind. Allen gemein war der Wunsch, einmal außerhalb der aus ihrer Sicht überbürokratisierten Universitäten in einer Art Laborsituation zu arbeiten – in welchem inhaltlichen Zusammenhang dies zur eigenen Arbeit stehen könnte, blieb meist offen.
Konkreter wurden die Vorträge von Odile Decque aus Paris, Robert Mull aus London oder den Initiatoren des Caracas Think Tank, Alfredo Brillembourg und Hubert Klumpner. Hier erkannte man den Willen, die internationale Allianz zu suchen, um mit der gemeinsamen Arbeit konkret die Lebensumstände
in Südamerika oder Afrika zu verbessern.
So scheint es nun dringlichste Aufgabe des Boards zu sein, den inhaltlichen Austausch anzuregen sowie Konstellationen zu fördern, die das herbeibeschworene Netzwerk auch produktiv werden lassen. Als erste startet Winy Maas mit Studenten der TU Delft, es folgen Gruppen aus Madrid und Wien, die für jeweils einige Wochen auf dem Campus arbeiten werden. Den Initiatoren ist von Herzen zu wünschen, dass das außergewöhnliche und engagierte Vorhaben auch langfristig aufgeht. Moritz Henning, Berlin