Positionspapier – Ja zum „Weltmuseum“?

Ein bisschen war es wie der Einschlag einer Bombe: Ein Bürgerentscheid hatte am 15. April 2018 die Bauplanungen für ein neues Gutenberg-Museum zunichte gemacht (wir berichteten ausführlich auf DBZ.de). Mehr als drei Viertel der Stimmberechtigten wollten den Neubau nicht, der aus ihrer Sicht zu teuer und – vermutlich – zu mutig auf dem Liebfrauenplatz agiert; im Herzen der, ja, der Gutenbergstadt! Der Entwurf von DFZ Architekten, Hamburg, der sich Anfang 2018 u. a. gegen die nachplatzierten Christoph Mäckler Architekten, Frankfurt a. M., und Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart, durchsetzen konnte, zeigt den sogenannten „Bibelturm“ hinter bronzeglänzenden Metallpaneelen. Direkt
neben dem 1653 gebauten „Haus zum römischen Kaiser“, einem der schönsten Bauten der Spätrenaissance, in dem heute die Verwaltung des benachbarten Gutenberg-Museums sitzt, und direkt vor dem Gutenberg-Museum selbst sollte der gut 20 m hohe und mit einer Grundfläche von 12 x 12 m nicht gerade superschlanke Turm den Altbau entlasten. Der ist allerdings noch gar nicht so alt, er stammt aus dem Jahr 1962 und wurde vom Architekten Rainer Schell geplant („Schell-Bau“). Im Jahr 2000 kam dann die Sanierung und eine Erweiterung durch rossmann +
partner Architekten, Karlsruhe, 2016 dann der Wettbewerb zum Gutenberg-Quartier, dessen Ergebnis im April 2018 am Bürgerentscheid gescheitert ist.

Jetzt legt die Bürgerinitiative „Mainz für Gutenberg“ ein Positionspapier vor, in dem die Stadt aufgefordert wird, eine „Grundsatzentscheidung“ zu treffen zwischen dem „Projekt Weltmuseum“ und dem „Projekt Heimatmuseum Gutenberg“. Dabei betonen die Protagonisten der Initiative, dass andere Städte schon in den Startlöchern stehen: das nahe Straßburg sei hier bereits auf dem Weg. Man betont „bürgerschaftliche Beteiligungen und bürgerschaftliches Engagement“, weist aber klar darauf hin, dass das „die professionelle Expertise, den politischen Prozess und das Handeln der Verwaltung […] niemals […] ersetzen“ kann. Ansonsten bleibt das Posi­tionspapier recht vage und bezieht sich an keiner Stelle auf die aktuellen, gescheiterten Versuche, Mainz eine aktualisierte neue Mitte zu geben. Ob der Turm an der Gelenkstelle zwischen Verwaltung im Altbau und Museum im „Schell-Bau“ richtig platziert ist, kann man hinterfragen. Angesichts des immer wiederkehrenden Marktrummels mit furchtbarem Budendurcheinander wundert sich der Nichtmainzer allerdings über die Ablehnung des Neubaus durch die Bürger der Stadt, die den Verlust eines ganz besonderen Ortes im Herzen ihrer Stadt beklagten. Der Neubau, ein Museumscampus Gutenberg, könnte hier eine Menge mehr leisten als ein rundes Blumenbeet oder die paar Bänke, die in der Budenrummelzeit eher im engen Abseits ein unbestimmtes Dasein fristen. Mehr Mut, liebe Mainzer! Be. K.

Die Bürgerinitiative ‚Mainz für Gutenberg‘, die Dagmar Rau-Mann und Ludwig Mann im April 2016 ins Leben gerufen haben. Die Bürgerinitiative kooperiert mit der Gutenberg Stiftung und allen, die sich für die Erweiterung und Sanierung des Gutenberg-Museums einsetzen. Sie agiert unabhängig und parteiübergreifend.

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