SOLARKIOSK – Licht, Strom, Kühlung als Start Up für Afrika 
www.solarkiosk.eu, www.graftlab.com

Vor sechs Wochen eröffnete der erste SOLARKIOSK am Lake Langano in Äthiopien. Der mobile Verkaufsstand funktioniert als kleine, individuelle und unabhängige Einheit, die (Solar-) Energie produziert und sie gleichzeitig zum Verkauf anbietet – und das in Regionen, wo es keine flächendeckende Stromversorgung gibt. Immerhin leben heute noch 16 % der Weltbevölkerung, also 1,5 Milliarden Menschen, abgeschnitten von Stromnetzen. Sie müssen bisher auf teure und umweltschädliche Kerosinlampen und Diesel-Generatoren zurückgreifen, um für den Eigenbedarf Licht und Strom zu erzeugen.

Das soll sich durch den mobilen Solar-Shop als Mini-Unternehmen ändern. Die Idee zu diesem Projekt hatten die Berliner Architek­ten von Graft zusammen mit dem Berliner Rechtsanwalt Andreas Spieß, der bereits Erfahrungen mit dem Einsatz von erneuerbaren Energien in Afrika gesammelt hat.

Die Idee

Wenn wir den Berichterstattungen über Entwicklungsländer folgen, drehen sich die Meldungen häufig um Naturkatastrophen, politische Unruhen, Hunger oder andere Notlagen. Entwickelte Nationen und deren Bevölkerung werden dann oft gebeten mit Spenden für Nahrung, Medikamente oder sogar den Wiederaufbau eines ganzen Landes aufzukommen. Diese notwendige und lobenswerte Hilfe kann allerdings nur die Symptome behandeln. Die Ursachen für die akuten Probleme hängen oft zusammen mit politischen Systemen, der Kontrolle über natürliche Ressourcen, infrastruktureller Misswirtschaft, religiösen Auseinandersetzungen oder auch klimatischen Veränderungen.

Während im 20. Jahrhundert vor allem veredelte Waren zu den relevanten industriellen Gütern zählten, dominiert heute die Dienstleistungsbranche den Handel. Der Bereich der Kommunikation hat die industriellen Produkte als Antriebskraft der Märkte ersetzt. Wie es der Arabische Frühling im letzten Jahr gezeigt hat, ist die Kontrolle über Wissen und Kommunikation für Regierungen und soziale Strukturen zu einer Schlüsselfrage geworden. Aus diesem Grund haben die Architekten von Graft – Wolfram Putz, Thomas Willemeit und Lars Krückeberg – zusammen mit Andreas Spieß und Ulrich Möller die Telekommunikation als Aus­gangspunkt für ihr Projekt genommen. Denn selbst in den entlegensten Regionen benötigen Menschen Zugang zu Telekommunikation – nicht nur zur Beschaffung von Informationen sondern auch als einen direkten Zugang zu globalen Märkten, und zwar ohne Zensur oder finanzielle Kontrolle durch Regierungen oder Kooperationen, wie die Planer erläutern.

Die Realisierung

Der Solarkiosk basiert auf Leichtbauweise, deren kleinste Einheit einen Kubus von 2,45m mal 3,7m bildet. Er wird als Bausatz geliefert und kann auf dem Rücken eines Esels transportiert werden. Angedacht ist, dass der Kiosk vor Ort, auch aus lokalen Baustoffen wie Bambus, Ziegel oder Lehm, gefertigt werden kann. Auf seinem Dach sind PV-Module installiert, die Strom produzieren, um Mobiltelefone, Autobatterien, Lampen, Computer und einen Kühlschrank zu versorgen. Die Batterie, die den erzeugten Solarstrom speichert, befindet sich im Boden unter dem Kiosk. Dort liegt sie gut geschützt vor großen Temperaturschwankungen. Die Verkäufer werden so geschult, dass sie den Kiosk selbstständig betreiben und warten können. Im Angebot gibt es nicht nur Strom zum Aufladen von Geräten. Das Warenspektrum reicht von solar-betriebenen Lampen bis zu gekühlten Getränken und Lebensmitteln. Da der kleine Solar-Shop wahrscheinlich den einzigen Kühlschrank am Ort bietet, können darin auch wichtige Medikamente gekühlt und gelagert werden.

Die Vision

Die Kioske sollen durch Module erweiterbar sein. Denkbar ist, dass eine größere Version genug Strom erzeugen wird, um auch einen Mobilfunk-Sendemast zu betreiben. Vor allem in der Dunkelheit wird das kleine Solar-Unternehmen zum Signal und vielleicht schon bald zum neuen Treffpunkt im Ort, wo man sich bei einem gekühlten Getränk mit Freunden über Neuigkeiten austauschen kann. S.K.

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