Sharing-Ansätze für Wohnen im Quartier
Foto: Benedikt Kraft / DBZ
Cluster-Wohnungen, Coworking Space, Shared Mobility - Sharing-Ansätze, das und einiges mehr gilt als Stichworte für einen Zukunftstrend in der Wohnungswirtschaft. Stichworte, die zugleich zahlreiche Ansatzpunkte für eine nachhaltige Quartiersentwicklung bieten. Doch wie sieht die Umsetzung in der Praxis der Wohnungswirtschaft in Deutschland aus? Lassen sich soziale gemeinsam mit ökologischen und ökonomischen Anforderungen der Nachhaltigkeit durch neue Modelle der vielbeschworenen "Share Economy" realisieren?
Auf diese Frage zu antworten unternimmt die vorliegende Buchpublikation „Sharing- Ansätze für Wohnen im Quartier“ den Versuch einer Bestandsaufnahme unter dem Fokus einer umfassend verstandenen Nachhaltigkeit. Dabei bieten 25 Beiträge aus Wissenschaft und Praxis einen breiten Einblick in das Themenfeld Wohnen und Share Economy. Sie diskutieren unter anderem, welche Wirkungen von Sharing-Ansätzen ausgehen und inwiefern sie die Transformation zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung fördern können. Es geht um neue Nachbarschaft, Verkehrskonsum, Gemeinschaftsgärten, Gemeinschaftsräume, Integration und soziale Mischung. Es geht um Ehrenamt und die Chance (Verantwortung!) der Kommunen auf diesem Gestaltungs- und Planungsfeld.
Dabei reisen sämtliche Autoren durch die groß- und kleinstädtische Wohnlandschaft mit ihren durchaus unterschiedlich ausgerichteten Wohnungsunternehmen. Sie schauen auf Motivation und Möglichkeiten auf Seiten der Unternehmen ebenso wie auf die der Bewohner. Best Practice Beispiele, Ausblicke und kleine historische Rückblicke ergeben in der Summe ein dichtes Bild von den Bewegungen, die augenblicklich den Wohnungsmarkt bestimmen, die Zukunftsmöglichkeiten vorstellen oder doch zumindest dazu einladen, über solche nachzudenken.
Dass das Thema dabei auf viele AutorInnen verteilt ist, macht Sinn, denn hier helfen nicht allein soziologische, nicht allein stadtplanerische, nicht allein politische oder architektonische Sichtweisen. Dazu ist die Sache vom Wohnen in Gemeinschaft zu vielschichtig. Aus architektonisch motivierter Sicht fehlt vielleicht das eine oder andere an Grundrissen, an Lageplänen im Best Practice Kapitel, es fehlen vielleicht auch ein paar vergleichende Zahlen zur ökonomischen Seite des zukünftigen Bauens. Von Wohnungsunternehmen allerdings kommt an dieser Stelle immer der Hinweis, das gemeinschaftliches, geteiltes Wohnen nicht aus einer wirtschaftlichen Motivation heraus entwickelt werde. Den Unternehmen geht es schlicht darum, diese neue Wohnform als Nachfrage zu verstehen, die bedient werden muss. Womit am Ende natürlich wieder das wirtschaftliche Interesse steht. Be. K.
Herausgeberin und Mitautorin ist Dr. Heidi Sinning, Professorin der Fakultät Architektur und Stadtplanung sowie Leiterin des Instituts für Stadtforschung, Planung und Kommunikation an der Fachhochschule Erfurt gemeinsam mit Dr. Guido Spars, Professor für Ökonomie des Planens und Bauens der bergischen Universität Wuppertal.
Heidi Sinning, Guido Spars (Hrsg.), Sharing-Ansätze für Wohnen im Quartier. Nachhaltigkeitstransformation, kollaborative Konsummodelle und Wohnungswirtschaft. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2019, 360 S., zahlr. Diagramme, Tab., Farbabb, 69 €, ISBN 978-3-7388-0045-6