Solar Decathlon in Wuppertal und mehr als ein Gewinner

Der Solar Decathlon ist, 20 Jahre nach seiner ers-ten Durchführung in den USA, mittlerweile ein fast weltweit praktizierter Wettbewerb der Architekturhochschulen und mit seinen ganzen Ab­legern nur noch die Idee seines Ursprungs, glücklicherweise. Denn alleine eine energieautarke Architektur zu planen und in einem 1 :1-Modell zu realisieren reicht heute nicht mehr aus, um zukunftstaugliches Bauen reallabortechnisch zu ­probieren.

In diesem Jahr fand der Wettbewerb außerhalb der USA – der zweijährige Turnus läuft zum ­Erfinderland um ein Jahr versetzt – erstmals in Deutschland statt, in Wuppertal. Die Stadt mit der Schwebebahn über ihrem Fluss hat das vor allem Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss zu verdanken, Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen an der Bergischen Universität Wuppertal.

Die 16 Student:innenteams kamen aus zehn Ländern. Ihre Aufgabe war es zu zeigen, wie man klimafreundlich und kostengünstig Baulücken schließt, Gebäude aufstockt oder in die Jahre gekommene Gebäude saniert. In zehn Kategorien (Decathlon) musste die Aufgabe dargestellt werden. Eine Jury zog von Wettbewerbsbeitrag zu Wettbewerbsbeitrag und vergab die Punkte. ­Am Ende lag das Team vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) seinem „RoofKIT“ vorne. Das 1­ : ­1-Modell seiner Dachaufstockung verwendet vorgefertigte Holzmodule, für die ausschließlich Monomaterialien verwendet wurden (Stichwort „Materiallager“). Auf Farben, Imprägnierungen, Klebstoffe, Schäume und Nassabdichtungen wird verzichtet, um die Kreislauffähigkeit des Gebäudes und seiner Materialien zu 100 Prozent zu gewährleisten. Solaranlagen auf der Gebäudehülle decken den gesamten Energiebedarf, einschließlich für Elektrogeräte und Elektromobilität. RoofKIT plant, das Gebäude nach Karlsruhe zu bringen, um auch hier zu zeigen, wie sich zukunftsgerichtetes Bauen und Wohnen in der Stadt nach den Kriterien Ökologie, Ökonomie, Soziales und Ästhetik heute schon verwirklichen lassen.

Über 115 000 internationale Besucher:innen haben an 12 Veranstaltungstagen den Solar Campus in Wuppertal besucht. Für einen Nach- oder Erstgang stehen die Wettbewerbsergebnisse, umfangreiche Fachinformationen und ein interaktiver 3D-Rundgang auf der Veranstaltungswebseite zur Verfügung. Ab Herbst 2022 können zudem acht Häuser als Teil des Nachfolgeprojekts „Living Lab NRW“ in Wuppertal besichtigt werden, hoffentlich dann auch die Baustelleneinrichtung der von den Veranstaltern vorgeschlagenen drei Orte nahe am Campus, die die Themen „Lückenschluss“, „Aufstockung“ und „Sanierung“ anschaulich werden lassen könnten, wenn sie denn angegangen würden. Liebe Stadt Wuppertal: Nach dem Feiern an die Arbeit! Be. K.

www.sde21.eu/de
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