Umnutzen/Weiternutzen/Nachnutzen
Unser Heftthema „Bauen im Bestand“ – Umnutzen/Weiternutzen/Nachnutzen – hat besonders für Architekten, Ingenieure und Stadtplaner eine besondere Bedeutung. Von den Aufgaben her betrachtet reden wir im Vergleich zu Neubauten von nahezu 70 Prozent Aufgaben im Bestand und 30 Prozent im Neubau. Dazu kommt die gesellschaftspolitische Dimension des demografischen Wandels, die natürlich Auswirkungen auf unseren Bestand und damit auf die Architektur und den Städtebau haben wird. Dabei geht es um den behutsamen und respektvollen Umgang mit der Bausubstanz wie auch um die kreative Ergänzung der Bestandsbauten.
Was bedeutet es aber für Architekten, sich dieser Aufgabe zu stellen? Was ist die größte
Herausforderung, wo liegen die Schwierigkeiten? Wie komplex ist der Aufwand im Bestand hinsichtlich des architektonischen Konzepts im Vergleich zum Neubau? Wie stellt sich der Umgang mit den Investoren, den Behörden, dem Denkmalschutz dar? Gibt es einen Ansatz, bei dem es zu der Entscheidung führt, dass der Aufwand funktionell und konstruktiv, also der
Sanierungsaufwand zu hoch ist?
Diese Fragen haben wir unserem Heftpaten Prof. Johannes Kister, ksg Architekten Köln, gestellt, und er hat in seinem Standpunkt „Kontrolliert unerschrocken“ auf Seite 18f. dazu Stellung genommen. Für ihn „definiert sich in Europa die bauliche Qualität immer in Relation zur Geschichte, zum Kontext, zum Bestand. Es geht auch um die Themen von Dichte und Ressourcen und die Entwicklung von Urbanität und um die adressbildende Kraft des Bestandes – die ein Neubau kaum erreicht. Und nicht zuletzt spielt Architektur als Baukunst in dieser Wertediskussion im Umgang mit Bestand eine zentrale Rolle und prägt als Katalysator durch Raumexperimente den Erfahrungshorizont einer Gesellschaft ganz wesentlich.“
Die Auswahl der Architekturprojekte in diesem Heft zeigen Beispiele, bei denen sich Architekten sensibel mit dem Bestand auseinandergesetzt haben, was durch Umbauten und Anbauten zu einer neuen und der Historie entsprechenden respektvollen Identität führt.
Ich möchte Sie aber auch zu zwei Veranstaltungen einladen, die wir mit der DBZ-Redaktion begleiten: Die DEUBAUKOM in Essen. Am 16. Januar werden beispielhafte Projekte zum Thema „Bezahlbarer Wohnungsbau“ gezeigt und Möglichkeiten zur Lösung der Probleme diskutiert. www.deubaukom.de
Eine Woche später beginnt der „Allgäuer Baufachkongress“ in Oberstdorf, 22.-24. Januar. Mit über 50 Fachvorträgen werden an den drei Tagen Informationen von namhaften Referenten zum Planen Bauen Ausführen und Betreiben gegeben, darüber intensiv diskutiert und Antworten auf aktuelle und zukunftsorientierte Themen gegeben. www.baufachkongress.de.