Vierhunderttausend und ein offener Brief
In der März-Ausgabe dieser Zeitschrift gab es einen Meinungsbeitrag zum Thema „Wohnungsneubauprogramm der Bundesregierung“. Der mit „Vierhundertausend“ getitelte Beitrag stieß nicht auf jedermanns Gegenliebe. Eine konkrete Reaktion seitens des dort angesprochenen Bundesbauministeriums blieb aus. Wahrscheinlich muss die Gegendarstellung noch sämtliche politischen Gremien aufwärts absolvieren.
Schneller reagierte ein Architekturbüro aus Darmstadt und sprach sicherlich im Namen vieler Büros in Deutschland. Das Büro „werk.um“ vertritt in dem offenen Brief an die Bundesbauministerin Klara Geywitz durchaus auch Thesen des genannten Artikels, kommt zudem allerdings zu sehr pragmatischen Vorschlägen (in voller Länge ist der Brief auf DBZ.de zu lesen). Zum Beispiel zu dem, „den Wohnflächenverbrauch pro Person durch bessere Verteilung des Bestands von 47 m² auf 46 m² zu senken“, womit „eine Fläche von 80 000 000 m² verfügbar [wäre] – und somit Wohnraum für 1 000 000 Wohnungen mit 80 m² Wohnfläche“. Das ist, so in dem Brief weiter, deutlich „mehr als die Anzahl von Wohnungen, die die Koalition noch glaubt, neu bauen zu müssen. Ohne weitere Ressourcen verschwendet zu haben!“
Darüber hinaus formulieren die Architekten drei zentrale Vorschläge, so 1. in Zukunft Nachhaltigkeitsziele in Bezug auf die Menschen, also „pro Kopf“, nicht pro Objekt pro Quadratmeter zu betrachten, 2. solle jeder Ressourcenverbrauch mit den wahren Kosten im Gesamtlebenszyklus des Gebäudes „unter Berücksichtigung gesundheitlicher, sozialer und ökologischer Auswirkungen durch den Konsum“ belegt werden. Und 3. sollten insbesondere Neubauten in Verbindung mit Verkehr, Nahversorgung, Erholung und Arbeit „als Teil eines in Gänze nachhaltigen Lebensstils geplant werden.“ Nur so entstünden „Gesamtkonzepte des nachhaltigen Lebens“.
Was wäre dem hinzuzufügen? Dass wir mehr von diesen Briefen brauchen, viel mehr. Nicht die Verbände sollten hier vorangehen, jedes einzelne Planungsbüro könnte seine Stimme erheben. Ein solcher Stimmenchor wäre dann mehr als dieses andauernde Darüberreden/-schreiben! Be. K.