Welcher Putz für welchen Zweck?
Was können Putze für die energetische Optimierung leisten?

Die monolithische Bauweise mit hochleistungsfähigem Ziegelmauerwerk rückt wieder stärker in den Fokus von Architekten und Planern. Vor dem Hintergrund der EnEV hat die Industrie die Entwicklung von Putzen mit anrechenbarer Wärmeleitfähigkeit vorangetrieben, die – bei technisch korrekter Anwendung – einen gleichmäßigen Wärmeschutz sicherstellen und Wandkonstruktionen schlanker, leistungsfähiger und sicherer gestalten. Um ein optimales Ergebnis zu erzielen, sollten die einzelnen Gewerke bereits in der Ausschreibungsphase eng verzahnt und der gesamte Wandbildner geschlossen betrachtet werden. 

Die Anforderungen der EnEV erfordern zwar eine stetige Verringerung des Energiebedarfs der Gebäudehülle, lassen Architekten und Planern jedoch bewusst Spielraum, wie sie die angestrebten Ziele erreichen. Nach der EnEV vom 1. Januar 2016 muss der Primär-energiebedarf neuer Gebäude deutlich unter dem bisherigen Standard liegen. Die Verordnung setzt auf einen Maßnahmenmix, bei dem u. a. der U-Wert der Gebäudehülle verringert wird. Mit speziellen Leichtunterputzen für hochwärmedämmendes Mauerwerk und Hochleistungsdämmputzen lassen sich die Anforderungen erfüllen, ohne dass die Dicke des Mauerwerks erhöht werden muss.

Bei Putzfassaden haben Planer die Wahl zwischen zwei dominanten Bauweisen: der monolithischen Bauweise oder einer Dämmung mit Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS). Durch den Einsatz spezieller Putze lässt sich die Energieeffizienz zusätzlich verbessern. Ob man sich der Aufgabe dabei von den Unterputzen oder von den Dämmputzen her nähert, ist abhängig von der Konstruk-

tion des gesamten Wandbildners sowie der dem Putzsystem zugeordneten Funktion. In jedem Fall bietet die energetische Effizienzsteigerung der Gebäudehülle mittels entsprechender Putze eine, verglichen mit anderen Alternativen, einfache und wirtschaftliche Möglichkeit, die angestrebten Ziele bei moderater Mauerstärke zu erreichen.

Renaissance der monolithischen Bauweise

In den 1990er-Jahren galten Leichtmauerwerke aus 36 cm starken Ziegeln, die 2-lagig verputzt wurden, als Standard in deutschen „Putzregionen“. Die Entwicklung von Wärmedämm-Verbundsystemen lief dieser Bauweise zusehends den Rang ab. Durch die Entkopplung des Putzsystems vom Untergrund lösten WDVS viele Probleme: Sie reduzierten das Rissrisiko im Putzsystem und erleichterten die Detailausbildung, z. B. bei vorgesetzten Rollladenkästen und anderen Einbauten. WDVS sind ein integraler Bestandteil der Baukonstruktion geworden. Bis heute werden damit in der Sanierung und im Neubau die Mehrzahl der Bauvorhaben ausgeführt.

Aktuell erlebt die monolithische Bauweise mit 2-lagigem Putz eine Renaissance. Dies ist vor allem der wachsenden Beliebtheit von hochwärmedämmenden, 1-schaligen Mauerwerkskonstruktionen zuzuschreiben. Die steigenden Anforderungen an die Energieeffizienz stellen Architekten und Planer dabei allerdings vor neue Herausforderungen. Zum einem lassen sich die angestrebten U-Werte trotz verbesserter Eigenschaften der Mauersteine häufig nur durch den Einsatz dickerer Mauern erreichen. Zum anderen erfordert dies auch veränderte Putze: Die hohe Dämmleistung des Leichtmauerwerks geht einher mit einem niedrigen Elastizitätsmodul (E-Modul) und einer erhöhten Verformungsfähigkeit. Entsprechend müssen auch die eingesetzten Putze über niedrige Druckfestigkeiten und hohe Elastizität verfügen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Spannungen nicht abgebaut werden können und schlimmstenfalls das Mauerwerk beschädigen.

Hochleistungsdämmputze

Bei modernem Leichtmauerwerk sowie bei Sanierungen bietet sich der Einsatz von Wärmedämmputzen an. Dabei handelt es sich um Kalk-Zement-Putze mit einem erhöhten Anteil an mineralischen oder organischen Leichtzuschlägen. Im Innenbereich bietet der Dämmputz mit seiner flexiblen Auftragsstärke von 2 −10 cm Perspektiven. Aufgrund der kapillaren Aktivität kann auch auf eine Dampfsperre in der Konstruktion verzichtet werden. Durch ihre bauphysikalisch optimalen Eigenschaften ist der Einsatz von Dämmputzen als Innendämmung bis zu einer Dicke von 60 mm ohne bauphysikalischen Nachweis möglich. Bei größeren Dicken sollten zuvor feuchtetechnische Berechnungen, z. B. mit dem WUFI-Verfahren, vorgenommen werden. Aufgrund ihrer bauphysikalischen Eigenschaften werden mineralische Dämmputze häufig in der Denkmalpflege eingesetzt. Die vorhandene Bausubstanz wird geschützt und das Objekt nicht überformt.

Im Neubau erfüllen Dämmputze wichtige Funktionen: Diffusionsoffene Dämmsysteme eignen sich nicht nur als Zusatzdämmung für wärmedämmendes Leichtmauerwerk. Durch das niedrige E-Modul wird eine hohe Entkopplung vom Putzgrund erreicht und damit das Risiko von untergrundbedingten Putzrissen verringert. Die fugenlosen Dämmschichten passen sich dem Untergrund optimal an. Imperfektionen werden nahezu irrelevant. In Deutschland werden überwiegend Dämmputze mit λ = ca. 0,07  W/mK verwendet. Optimierte Rezepturen verbessern den Wärmeschutz bis hin zu λ = ca. 0,05 W/mK.

Ein Dämmputzsystem, bestehend aus einem mineralischen Dämmputz, einer Armierungsschicht und einem Oberputz, kann auf allen verputzbaren Untergründen im Innen- und Außenbereich aufgebracht werden. Für schwach oder nicht saugende Untergründe bzw. für Mischmauerwerk stehen entsprechende Untergrundvorbehandlungen zur Verfügung. Dabei handelt es sich um minerali-

sche Haftbrücken sowie um Leichtmörtel, die das Saugverhalten des Untergrunds angleichen, die Haftung verbessern und in ihren Eigenschaften auf den Dämmputz abgestimmt sind. Bei sehr großen Putzdicken oder kriti-schen Untergründen kann zusätzlich mit einem Putzträger gearbeitet werden. Bis zu einer Dicke von 60 mm genügt eine 1-schichtige Verarbeitung. Bei größeren Dicken bis 100 mm sollte der Putz 2-schichtig aufgebracht werden.

Auch im Bereich der Unterputze wurden die Eigenschaften der Mörtel stetig verbessert und auf Verformungsverhalten und Festigkeit von hochwärmedämmendem Wandbildnern angepasst. Parallel zu der Entwicklung immer leichterer Steine wurde die Rohdichte und Druckfestigkeit der sogenannten Leichtunterputze stetig gesenkt, so dass man heute von Typ II Leichtputzen oder Superleichtputzen spricht. Durch die Zugabe von Leichtzuschlägen liegt das E-Modul dieser Produkte teilweise unter 1 000 N/mm2. Sie sind damit deutlich flexibler und können Spannungen und Bewegungen im Untergrund ausgleichen, ohne dass größere Risse entstehen.

Ziegelmauerwerk schlank halten

Eine Fortführung dieser Entwicklung ist der Hochleistungsziegelleichtputz Typ III für monolithische Ziegel-Wandkonstruktionen. Mit einer Druckfestigkeit von ≥ 0,4 N/mm2 ist er speziell auf die Anforderungen von hochwärmedämmendem Ziegelmauerwerk abgestimmt und verfügt über eine ausgesprochen niedrige Wärmeleitfähigkeit λ = 0,05 W/mK. In Hinblick auf die EnEV-Anforderungen bedeutet dies: Mit dieser technisch sicheren Bauweise lassen sich die Wärmeverluste von Hochleistungsziegeln weiter senken, ohne die Dicke des Mauerwerks zu erhöhen.

Ein Beispiel zeigt das Potential: Bei einem Ziegelhaus mit λ =0,09 W/mK lässt sich bereits mit einer Steindicke von 36,5 cm und einem Unterputz mit 4 cm Dicke ein U-Wert von unter 0,20 W/mK realisieren. Dies erfüllt die Anforderungen des vereinfachten Nachweisverfahrens für KfW-55 Effizienzhäuser. Durch die fugenlose Ausführung werden zudem Wärmebrücken effektiv verhindert. Die egalisierende Putzlage gleicht Versätze und Unebenheiten aus und erhöht die Risssicherheit. Diffusionsoffene Putze sorgen dafür, dass Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk verdunstet und beschleunigen damit die Bauaustrocknung.

Der richtige Wandaufbau

Um Planungsfehler zu vermeiden, sollten Architekten frühzeitig den Wandbildner festlegen und das richtige Putzsystem auswählen. Nicht immer gibt es Systemvorgaben oder -empfehlungen des Ziegelherstellers. Daher sollte der Planer sich mit dem Putzhersteller abstimmen, um das richtige System für den gewählten Wandbildner festzulegen. Nur so ist die Dauerhaftigkeit der gesamten Wandkonstruktion zu gewährleisten, da die wenigsten Objekte bzgl. des Putzgrundes optimale Rahmenbedingungen bieten. Insbeson-

dere moderne Ziegelsysteme funktionieren häufig nicht ohne Armierungsschicht, die Imperfektionen aus dem Putzgrund ausgleicht. Durch vollflächiges Aufbringen von Armierungsgewebe und -mörtel auf den Unterputz werden Spannungen gleichmäßig in der Konstruktion verteilt und so das Risiko von Putzschäden im System reduziert. Daher ist eine solche Vollflächenarmierung einer Teil-flächenarmierung stets vorzuziehen.

Individuell gestaltete Oberflächen

Bei der Wahl des Oberputzes stehen Planern verschiedene Rezepturen zur Verfügung. Im Prinzip eignet sich ein Großteil der gängigen Oberputze sowohl auf WDVS als auch auf Wandkonstruktionen mit Unter- oder Dämmputzen. Empfehlenswert ist in jedem Fall ein mineralischer Oberputz, denn er bietet bauphysikalische Vorteile und ist weniger anfällig für Algen- und Pilzbewuchs. Biozidfreie Putztechnologien begünstigen ein schnelles Abtrocknen der Fassadenoberfläche und bieten somit zusätzlichen Schutz.

Neben bauphysikalischen und ökologi-schen Vorteilen bieten mineralische Oberputze eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten. Als Standard gilt heute die Fassaden-

gestaltung mit einem Scheibe-, Reibe- oder Filzputz. Oberflächen mit Edelkratz- oder Spritzputz, Besenstrich- oder der verwandten Kammzugtechnik erfahren derzeit eine Renaissance. Je nach Körnung entsteht wahlweise eine besonders feine Oberfläche oder ein sehr kräftiges Erscheinungsbild. Diverse Zuschläge ermöglichen unterschiedlichste Farbvariationen. So ergibt sich für jedes Objekt ein individuelles Oberflächenfinish.

Fazit

Die monolithische Bauweise mit Ziegel-
mauerwerk hat ihre Position gefestigt. In Kombination mit hoch wärmedämmenden Wandbildnern können abgestimmte Unterputzsysteme oder Hochleistungs-Dämmputzsysteme mit verbesserter Wärmeleitfähigkeit einen wichtigen Beitrag zum Erreichen energetischer Ziele leisten und so die Wandquerschnitte unter Kontrolle halten und wertvollen Wohnraum gewinnen. Eine Ausfüh-
rung als vollmineralisches System hat dabei neben bauphysikalischen auch gestalterische Vorteile.

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