Erhalt nicht wirtschaftlich? Düsseldorf baut lieber neu

Zugegeben, das alte Technische Rathaus der Stadt Düsseldorf ist kein Hingucker. Der Zweckbau aus den späten 1960er-Jahren verströmt historischen Verwaltungscharme und sei, so die Stadt, nicht mehr zu sanieren. Also, seine Sanierung sei zu kostspielig. Anfang 2020 war der Düsseldorfer Stadtrat dann soweit, einen neuen Standort für das Technische Rathaus festzulegen, das dann „Technisches Verwaltungsgebäude TVG“ hieß und bis heute so heißt. Ob das Auswirkungen auf die zukünftigen hoheitlichen Kompetenzen dieser städtischen Verwaltungseinheit hat?

Der neue Standort rückt die Verwaltung aus dem Süden der Innenstadt in ihren Osten, an die Moskauer Straße, dorthin, wo immer noch ein Provisorium für Geflüchtete steht. Mit der Entscheidung (37 Stimmen für die Moskauer Straße, 35 dagegen) galt es, einen zweiphasigen, anonymen Planungswettbewerb gemäß VgV auszuloben und die weitere Planungs- und Bauaufgabe dem städti­schen Tochterunternehmen IPM zu übertragen. Nun, am 22. September 2022, gab die Stadt das Ergebnis bekannt: Der 1. Preis wurde AllesWirdGut Architektur ZT GmbH Wien München zugesprochen, in Zusammenarbeit mit den Ingenieurbüros HERTL.ARCHITEKTEN ZT GmbH, DnD Landschaftsplanung ZT KG, ZFG-Projekt GmbH aus Baden und FCP Fritsch, Chiari & Partner ZT GmbH, alle Österreich.

Interessant war die politische Ansage im Vorfeld des Wettbewerbs, dass alle Wettbewerbs-teilnehmer:innen sich am Venloer Rathaus zu orientieren hätten, einem Neubau von Kraaijvanger Architecten aus dem Jahr 2016, der vordergründig das Thema C2C spielt. „In der Stadt, für die Stadt“ titeln die Architekten selbst ihren siegreichen Entwurf mit Podiumsbau und vier, zu einem hohen Turm verschränkten Quadern. Stichworte, die das Projekt kennzeichnen, sind Durchlässigkeit, Öffentlichkeit, stadträumliche Vernetzung, intensive Fassadenbegrünung (Sockel), Work-Life-Balance-Ebene, Business Clubs, dreigeschossige Wintergärten, Photovoltaik, Holz-Beton-Tragwerk, dezentrale Lüftungselemente, passive Verschattung/solare Gewinne, Wasserspiele und lockere Baumgruppen im Bauvorfeld.

Der OB der Landeshauptstadt, Stephan Keller, kommentierte das Ergebnis wie folgt (auch auf der AWG-Webseite zu lesen): „Das als Hochhaus konzipierte Bauwerk setzt einen Meilenstein in der Stadtplanung und zur Erreichung unserer Klimaziele.“ Nein, das Letztere wird mit diesem Neubau nicht gelingen. Selbst wenn alle Stichworte, die nachhaltiges Bauen (wo ist C2C in diesem Entwurf?) symbolisieren, auch realisiert werden (Fertigstellung ist für 2029 anvisiert), haben wir immer noch einen Neubau mit einer BGF von 93 300 m², dessen Materialisierung sich möglicherweise in einer oder zwei Generationen positiv auf den Klimaschutz auswirken kann; vorausgesetzt, er wird besser gepflegt als sein Vor­gängerbau, dessen Schicksal der – in dieser Lage – Rückbau, also Abriss ist. Alles wird gut? Ja, wenn wir uns noch mehr anstrengen. Be. K.

www.awg.at, www.phase1.de
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