Es werde Licht – auf dem Kirchendach
Das Predikherenklooster im belgischen Mechelen blickt auf eine lange Geschichte zurück. Mit der groß angelegten Instandsetzung beginnt nun ein neues Kapitel: Vom integrierten Solardach ausgehend, steht sie für eine neue Balance zwischen moderner Nutzung und nachhaltiger Energiegewinnung bei gleichzeitiger Würdigung der historischen Bausubstanz.
Zwischen Antwerpen und Brüssel liegt die Kleinstadt Mechelen mit rund 87 000 Einwohnern. Eine Vielzahl an denkmalgeschützten Renaissancegebäuden eröffnen Bewohner- und Besucher:innen eine malerische Kulisse im Zentrum der Stadt. Etwas später entstanden, aber ebenfalls recht zentral gelegen, ist das Kloster mit anliegender Klosterkirche. Im Jahr 1652 bekamen die Predikheren (Dominikanermönche) die Zustimmung, den Konvent nebst einer kleinen Kapelle zu bauen. Zwischen 1720 und 1735 wurde die Kapelle dann zu einer großen Kirche ausgebaut, die bis heute an die ehemaligen Klostermauern angrenzt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts schlossen die Franzosen Kloster und Kirche. Eine militärische Umnutzung als Kaserne und Kriegsarsenal überdauerte bis 1977. Inzwischen ist die Stadt Eigentümerin und der Gebäudekomplex steht unter Denkmalschutz.
Mit den Plänen einer vollumfänglichen Restauration wurde das Kloster, das mit seinen vier Flügeln einen großzügigen Innenhof umschließt, bereits zu einer Bibliothek umfunktioniert. Während der ausgebaute Dachboden viel ruhigen Raum zum Lesen, Denken und Arbeiten bietet, können Besucher:innen sich in einigen Ladenlokalen im Erdgeschoss zu Erfrischungen verhelfen. Die Kirche soll künftig als kulturelles Zentrum Mechelens Platz für Ausstellungen, Lesungen, Aufführungen und dergleichen bieten. Der Entwurf sieht dabei vor, von den historischen Strukturen und den erkennbaren verschiedenen Nutzungsphasen des Gebäudes möglichst viel zu erhalten und in das visuelle Gesamtkonzept mit einfließen zu lassen. So sind beispielsweise im Kloster die Kreuzgewölbe – teils mit erhalten gebliebenen Putzverzierungen – weiterhin sichtbar.
Lösung für das Kirchendach
Sowohl im Innen- als auch im Außenbereich wies das Gebäude Schäden auf. Viele Jahrzehnte Leerstand sorgten für einen langsamen Verfall, durch kaputte Fenster und Türen konnten Pflanzenranken und Herbstlaub ins Innere gelangen, eindringende Feuchtigkeit machte der Bausubstanz an Wänden und Decken zu schaffen. Auch in der ungenutzten Kirche führten Schäden an Fassade und Dacheindeckung zu mangelnder Stabilität und eindringendem Wasser. 2020 wurde daher zunächst mit der Restauration im Außenbereich der Kirche begonnen. Das Gemäuer wurde gereinigt und restauriert, wobei selbst der farbliche Unterschied zwischen dem unteren, hellen Teil des Mauerwerks und dem roten Backstein des Giebels erhalten blieb. Nur bei der Bedachung entschied man sich für einen flächendeckenden Ersatz.
Um etwaige Denkmalschutzauflagen zu erfüllen, sollte erneut eine metallene Stehfalzeindeckung aufgebracht werden. Gleichzeitig sah der Wunsch der Planer:innen vor, über eine Photovoltaikanlage nachhaltigen Strom für die Gebäudenutzung zu generieren. Um die optische Integrität zu bewahren, verlangte es nach einer Lösung, die sich nicht wie eine nachträglich aufgeklemmte Solaranlage in den Vordergrund stellt, sondern unauffällig in das Dach einfügt. „Der ausführende Betrieb Naessens P. BV hat als zertifizierter Montagepartner bereits Erfahrung mit der Verarbeitung unserer Stehfalzdächer. Entsprechend konnten wir auch die Architekten von Bureau Bouwtechniek vom dachintegrierten System AluPlusSolar überzeugen“, berichtet Heiko Zadow, Fachberater für Photovoltaik- und Fassadensysteme bei Kalzip. „Die bei unserem Kooperationspartner DAS Energy produzierten, sehr flachen Solarmodule werden auf unsere Stehfalzprofiltafeln aus Aluminium aufgebracht. Das passiert bereits im Werk, um auszuschließen, dass Staub oder anderer Schmutz die Verbindung beeinträchtigt. So können wir eine langanhaltende, hohe Nutzungsauslastung gewährleisten.“
Für die unterhalb der Solarpaneele liegenden Anschlüsse werden im Kalzip-Werk in Koblenz spezielle Profiltafeln hergestellt, durch welche die Anschlüsse bei der Befestigung geführt werden. Zum Einsatz kam in diesem Fall das 50/444 Profil. Die Verschaltung der Module erfolgt auf der Rückseite und garantiert somit hohen Witterungsschutz. „Ein zusätzlicher Vorteil des Systems ist das geringe Eigengewicht. Mit gerade mal 5 kg/m² sind die Aluminiumprofile vor allem bei Sanierungsprojekten beliebt. So werden nicht nur die oft Jahrhunderte alten Bauten entlastet, auch die Kalkulationen von Planern und Ingenieuren gestalten sich um ein Vielfaches einfacher“, erläutert Heiko Zadow. Die gesamte Dachfläche ist in einer Polyesterbeschichtung im Farbton RAL 7016 gehalten, die dem Dach eine optische Anmutung von vorbewittertem Zink verleiht und sich farblich auch nur unwesentlich von den Schieferdächern der Klosterbibliothek unterscheidet. Auf den anthrazitgrauen Stehfalzprofilen fügen sich die dunklen Solarflächen zudem optisch unauffällig ein.
Intakter Dachstuhl
Mit der Restaurierung der Kirche wurde das Generalbauunternehmen Monument Vandekerckhove aus Ingelmunster betraut, das sich in ganz Belgien bereits mit verschiedenen Restaurationsprojekten einen Namen gemacht hat. Zunächst entfernten die Fachhandwerker:innen das alte Dach bis auf den metallenen Dachstuhl, der sich als noch intakt und tragfähig herausstellte. Direkt unter der Metallkonstruktion befinden sich die sensiblen, gemauerten Kreuzgewölbe der Kirche. Entsprechend musste das Dach möglichst schnell wieder regeneintragssicher gemacht werden. So verstärkte das Team des Subunternehmers Naessens P. BV den Dachstuhl sofort mit neuen Holzbalken. „Die Konstruktion haben wir mit Holzfaserplatten und einer feuchtigkeitsbeständigen Membran geschlossen, damit das Gebäude während der Arbeiten gegen Regen geschützt ist“, erklärt Diego Rinckhout, Projektmanager bei Naessens P. BV. Die Holzverschalung diente zusätzlich als Unterkonstruktion für die anschließende Installation des neuen Metalldachs.
Dachintegrierte PV-Anlage
Wie für alle gängigen Aluminiumbedachungen von Kalzip üblich, wurden zunächst die systemzugehörigen Verbundklipps auf dem Dach montiert. Es folgte eine mineralische Wärmedämmschicht, die das Gebäude nachhaltig isoliert. Als finale Schicht wurden die Profiltafeln verlegt. Auf fast der gesamten nach Süden gerichteten Dachfläche montierten die Dachdecker:innen die Stehfalzprofile mit den vorinstallierten Solarmodulen. Dazu musste jede Tafel einzeln auf den Stehfalz der jeweils vorherigen Tafel aufgesetzt werden, um die Anschlüsse miteinander verbinden zu können. Mithilfe des mitgelieferten Schaltungsplans wurden insgesamt vier Strings mit jeweils 45 entsprechend markierten PV-Profiltafeln in Reihe geschaltet und an die Wechselrichter angeschlossen.
Auf der nördlichen Dach- und an der dreigeteilten Walmfläche, die das Gebäude am östlichen Ende abschließt, kamen einfache Profiltafeln zum Einsatz. Als finaler Schritt wurden die Stehfalzprofiltafeln mit einer Bördelmaschine verbördelt. „Als Partner von Kalzip haben wir den Aufbau des Daches mit einfachen Profiltafeln und dem AluPlusSolar-System mit ein paar gewohnten Handgriffen zügig erledigen können“, resümiert Diego Rinckhout.
Unauffällige Energiegewinnung
Auf der gesamten Dachfläche von etwa 500 m2 wurden 180 hoch energieeffiziente Photovoltaikmodule verbaut. Die rund 160 m2 große Solarfläche erbringt eine Leistung von etwa 21,6 kWp. So kann das ganze Jahr über saubere Energie gesammelt und für das kulturelle Zentrum genutzt werden. Die gesamte Dachfläche inklusive der AluPlusSolar-Tafeln sind im Farbton RAL 7016 gehalten. So fügen sich die Solarmodule nicht nur aufgrund ihrer Beschaffenheit unauffällig ins Dach ein, sondern sind auch farblich kaum von der umgebenen Fläche zu unterscheiden. Die Anforderungen an ein Dach, dass sich optisch dem alten Kirchengebäude anpasst und gleichzeitig Strom generiert, konnten so mit einer recht simplen Lösung erfüllt werden.
Mit der Instandsetzung des Dachs ist das Gebäude zudem nun von außen gesichert. Ab 2023 soll der Innenraum der Kirche gestaltet werden. Nach Vorstellung der Stadt Mechelen soll hier ein kulturelles Zentrum entstehen, das als zeitgemäßer und inklusiver Treffpunkt dient. Wie im Außenbereich trifft hier Denkmalschutz auf moderne Einrichtung: Der imposante Raum der Kirche soll bewahrt werden und auch die historischen Spuren sollen – wie schon zuvor bei der Klosterbibliothek umgesetzt – weiterhin sichtbar bleiben. Dazu gehören hinter abfallendem Putz sichtbar gewordene Backsteinmauern ebenso, wie der Erhalt einer Säule aus Backstein, die als Ersatz für eine der Sandsteinsäulen eingebracht wurde. Alles weitere an Einrichtung dient der Funktion. So werden abhängig von den stattfindenden Veranstaltungen eine ausfahrbare Bühne und Bestuhlung für den Zuschauerraum installiert, die Platz für Aufführungen und Lesungen bieten, aber nach Bedarf auch hinter einem Vorhang verschwinden können. Der Einsatz von natürlichen Farben und Materialien erlaubt dabei eine moderne Einrichtung, die sich vornehm zurückhält und dem historisch gewachsenen Kirchenschiff die Bühne überlässt. Insgesamt zeigt das Projekt so, wie der Bestand mit wohldosierten Eingriffen für eine zukunftfähige Nutzung ertüchtigt werden kann.