Planen und Bauen in der Allianz
Richtig angewandt können Mehrparteienverträge einen wesentlichen Beitrag für den Erfolg eines Bauvorhabens leisten. Vor allem bei einem engen Zeit- und Finanzkorsett, wie das Beispiel der „3 Schulen Bremerhaven“ zeigt.
IPA steht für Integrierte Projektabwicklung oder auch für Integrierte Projektallianz. Im Vergleich zu traditionellen Projektabwicklungsmodellen soll das IPA-Modell es ermöglichen, die Projektziele auch bei komplexen Bauvorhaben eher zu erreichen. Die Idee ist, von Anfang an und über den gesamten Bauprozess hinweg eine Basis für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Baubeteiligten und -verantwortlichen zu schaffen. Wie in einem „Unternehmen auf Zeit“ arbeiten hierfür alle Projektbeteiligten frühzeitig, schon von der Projektidee an, über Unternehmensgrenzen hinweg als integrales Team und unter Anwendung von BIM-und Lean-Methoden an den besten Lösungen.
Die Abläufe des Projekts werden gemeinsam optimiert und so die Baukosten und -zeiten effizient und berechenbar gestaltet. Risiko und Gewinn werden gemeinschaftlich geteilt. Der wirtschaftliche Erfolg des Einzelnen ist somit von allen Vertragspartnern abhängig.
Die verschiedenen Rollen, Verantwortungen und Aufgaben werden in einem Mehrparteienvertrag festgehalten. Von Anfang an werden so realistische Rahmenbedingungen geschaffen. Diese Rahmenbedingungen ergeben sich durch die Einrichtung projekt- und teamspezifischer Organisations- und Kommunikationsstrukturen, der Ausrichtung der wirtschaftlichen Interessen der Projektbeteiligten auf die Projektziele und der Etablierung einer auf Kollaboration ausgerichteten Projekt- und Vertragskultur.
Eine neue Projektkultur
Das IPA-Modell ist mehr als ein Planungs- und Abwicklungsmodell. Es ist eher eine Art von neuer „Bau-Kultur“, da es tiefgreifend die Denk- und Handlungsweise aller Projektbeteiligter beeinflusst, wenn nicht sogar grundlegend ändert. Hier stellt sich zunächst die Frage: „Was braucht es für eine echte Partnerschaft?“. Zusammen wird eine Sollkultur und eine Schnittmenge bei Unternehmens-, Führungs- und Arbeitskultur definiert. Dies fängt bei partnerschaftlichem Miteinander an, geht über Veränderungs- und Weiterentwicklungsbereitschaft und eine wertschätzende, offene Fehler- und Kritikkultur bis hin zur Festlegung von No-Go's.
Projektorganisation neu gedacht
Auch in Betrachtung der einzelnen Projektphasen weicht das IPA-Modell von den gewöhnlichen Schritten ab und teilt sich in vier bzw. fünf Phasen auf:
• In der Phase „Vorbereitung“ verschafft sich der Bauherr Klarheit über Projektziele, Bedarf und Machbarkeit durch Analysen, Studien und ggf. Wettbewerbe. Zudem wird die Bauherrenorganisation vorbereitet, Projektmanagementprozesse aufgesetzt und die Grundlage für IPA, Partnerauswahl und den Mehrparteienvertrag gelegt.
• Die Phase „Partnerauswahl“ beinhaltet die Durchführung eines Auswahlprozesses für Partner basierend auf Kriterien wie Fachkompetenz, Teamfähigkeit und Vergütung. Der Prozess endet mit der Festlegung der Partner und der Etablierung eines Mehrparteiensystems.
• In der Phase „Integrierte Planung“ werden Projektziele, Bauaufgaben und Leistungsbilder spezifiziert sowie gemeinsam Zielkosten entwickelt und vereinbart, idealerweise zu einem frühen Zeitpunkt.
• Die Phase „Integrierte Realisierung“ startet nach der Genehmigungserteilung und zeichnet sich durch die kontinuierliche, integrierte Zusammenarbeit aller Beteiligten zur erfolgreichen Projektrealisierung aus. In dieser Phase werden Nachunternehmer eingebunden, Kosten und Leistungen überwacht und die Vergütung auf Basis tatsächlicher Kosten und Bonus-Malus-Regelung berechnet, bis hin zur abschließenden Fertigstellung.
• Die Gewährleistungsphase kann sowohl unabhängig vom IPA-Projekt als auch integriert durchgeführt werden. Dabei ist zu beachten, dass es in Deutschland noch der Regelfall ist, die Allianz nach der Realisierungsphase aufzuheben und die Gewährleistung den einzelnen Vertragspartnern je nach Leistung zuzuordnen.
IPA funktioniert in flachen Hierarchien: Einzelaufgaben sind von der Person mit der größten fachlichen Kompetenz zu erbringen. Entscheidungen sollen auf der Ebene mit größter Nähe zur Aufgabenstellung getroffen werden. Daraus resultiert eine klare Rollen-Aufteilung und Struktur. Diese wird zu Beginn gemeinsam mit einem IPA-Coach und allen Beteilig-ten ebenfalls festgelegt – mit klaren Kompetenzen und Aufgaben:
• PRT = Projektrealisierungsteams, die „Macher“
Das PRT ist ein operatives Arbeitsteam, das Projektaufgaben umsetzt, den Ablauf und die Kommunikation koordiniert. Es setzt sich aus Mitarbeitenden der Allianzpartner, optional auch Nachunternehmen, externen Dritten oder Lieferanten zusammen.
• PMT= Projektmanagementteam, die „Entscheider“
Das PMT ist verantwortlich für den operativen Teil des Projekts, einschließlich Planung und Bauablauf, und bestimmt die Besetzung der Projektrealisierungsteams (PRT). Es besteht aus je einem Vertreter der Beteiligten und einem Vertreter des Auftraggebers.
• SMT = Strategisches bzw. Senior-Managementteam, die „Unterstützer“
Das SMT wird als Unterstützergremium bei größeren Projektentscheidungen und Konflikten hinzugezogen. Es besteht aus je einer vertretenen Person mit Vollmacht von Auftragnehmern und Auftraggeber, wobei jeder Allianzpartner eine Stimme hat und Entscheidungen mehrheitlich getroffen werden.
Ziele, Risiko und Gewinn teilen
Das IPA-Vergütungssystem zielt darauf ab, alle Beteiligten an den gemeinsamen Projektzielen auszurichten. Drei Säulen bilden die Basis:
• Gemeinsame Zielkosten: ein gemeinsam definiertes Kostenziel, das Kosten, Chancen, Risiken, Geschäftskosten und Gewinne umfasst.
• Tatsächlich entstandene Kosten: Vergütung nach tatsächlichen Kosten, mit Transparenz durch Open-Book-Methode.
• Gemeinsame Risikotragung: Zusammenarbeit bei Risikomanagement, um Chancen zu nutzen und Herausforderungen zu meistern.
Das IPA-System fördert Vertrauen durch Transparenz, gemeinsamen Erfolg durch Risikoteilung und faire Vergütung nach den tatsächlichen Kosten. Alle gewinnen zusammen.
Effizienz, Kollaboration, Transparenz
IPA basiert auf der kontinuierlichen Reflexion des Projektverlaufs, um gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen, die die gemeinsam entwickelte Projektkultur unterstützen. Diese Kultur ist lösungsorientiert und basiert auf Vertrauen und Transparenz. So wird eine übergreifende Zusammenarbeit aller Beteiligten in Planung und Bau gefördert, um gemeinsam erfolgreich zu sein.
Der Ablauf zur Umsetzung
• Der Aufbau organisatorischer und kultureller Strukturen bildet den Grundstein für den Projektprozess.
• Eine Projekt-Charta mit einem klaren Leitbild legt die Werte und Ziele fest.
• Eine Co-Location mit einem „Big Room“ vor Ort ermöglicht eine enge Zusammenarbeit und Kommunikation unter allen Projektbeteiligten.
Mit digitalen Werkzeugen sicher ans Ziel
Für IPA haben sich einige Werkzeuge für sehr sinnvoll erwiesen, um die strukturierte, umfassende Organisation in allen Teams zu implementieren.
• LEAN Management als Werkzeug der agilen Planungs- und Bauabwicklung, wöchentliche Arbeitspakete koordiniert durch digitale Terminplanungstools, wie z.B. Metronom
• Last Planner System: durchgehende Rückwärtsplanung mit allen Beteiligten = Rahmenterminplan, Phasenterminplan, Vorschauterminplan, Wochenplanung, Prozessbestätigung
• Target Value Design = Zielkostenplanung:
mit der Planung auf ein Budget hinarbeiten, anstatt die Kosten für eine Planung zu ermitteln. Sichert die Baukosten, erhöht die Kosten-/Zielwertsicherheit.
• BIM = Erstellung, Pflege, Aktualisierung digitaler Bauwerksmodelle = Digitaler Zwilling
gemeinsames Datenmanagement im BIM Modell
• Big Data = gemeinsame Datenablage, Ordnung, Organisation z. B. via Dalux und Teams
Beispiel: 3 Schulen Bremerhaven
Wie mit IPA-Modellen und Mehrparteienverträgen komplexe Bauaufgaben gemeinsam besser abgewickelt werden, zeigt das Großprojekt 3 Schulen Bremerhaven:
Im Stadtteil Lehe entstehen aktuell eine dreizügige Grundschule und eine fünfzügige Oberschule, in Geestemünde eine dreizügige Grund- und Oberschule. Dabei dienen die drei neuen Schulen mit insgesamt 30 000 m² BGF als Leuchtturmprojekte der Pädagogik, indem sie das Konzept der Clusterschulen aufgreifen. Hierbei werden verschiedene Lernräume zu einem räumlichen Verbund kombiniert und um eine gemeinsame, offene Mitte – wie z. B. einen Pausen- oder Gemeinschaftsraum – angeordnet.
Der Bauherr, die Städtische Grundstücksgesellschaft – unterstützt durch die Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung – hatte bereits vor Beginn des Architekturwettbewerbs die entsprechenden Partner für Architektur, Planung und Ausführung gesucht – unter anderem die Lindner Group für Innenausbau und TGA. Ziel war es, mit dieser Form der kollaborativen Zusammenarbeit bzw. Projektplanung und -abwicklung Kosten- und Terminunstimmigkeiten gar nicht erst entstehen zu lassen. Statt „Best of Price“ steht hier von Anfang bis Ende „Best for Project“.
In einem Juryentscheid Anfang April 2022 einigte sich ein interdisziplinäres Entscheidungsgremium bei der Grundschule im Stadtteil Lehe für den Entwurf „Triangel“: Das Konzept für das Schulgebäude überzeugte durch ein vielfältig nutzbares Forum. Die ebenfalls in Lehe ansässige Oberschule wird nach dem Design-Entwurf „Werkstadt“ realisiert, mit einem zentralen Versammlungsort im Herzen der Bildungseinrichtung. Im Schulzentrum Hamburger Straße in Geestemünde finden künftig die Allmerschule sowie die Oberschule Geestemünde ihren Platz: Die neue Grund- und Oberschule soll nach dem Konzept „3 Höfe“ genügend Platz für das Zusammenwachsen der beiden Schulgemeinschaften bieten, ebenfalls mit einer großzügigen Multifunktionsfläche sowie einer Mensa in der Mitte des Gebäudekomplexes.
Eine Allianz für 3 Schulen
Die Entwürfe für die Schulen stammen von Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp), die diese in Zusammenarbeit mit den weiteren Allianzpartnern in einem dreimonatigen, internen Wettbewerbsprozess konzipiert haben. Zuvor wurde jedoch eine Allianz im Sinne der Integrierten Projektabwicklung geschaffen, bei der sich die ausführenden Planungs- und Baubeteiligten in einem Kompetenzwettbewerb bzw. einem offenen VGV-Verfahren beweisen mussten.
Die Allianz besteht dabei aus der Bauherrschaft, der Städtischen Grundstücksgesellschaft mbH Bremerhaven in Zusammenarbeit mit BIS - Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH, sowie den planenden und ausführenden Partnern für Hochbau, Tragwerksplanung, TGA und Innenausbau. Die Lindner Group ist für die Ausführung des Innenausbaus, der gesamten TGA sowie für Teile der Fassaden zuständig. Neben der Koordinierung und Ausführung zahlreicher Gewerke liefert die Lindner Group auch diverse Systemprodukte wie Wand- und Deckensysteme, Leuchten und Schallabsorber wie auch Tischlerarbeiten und Holztüren. Weitere Allianzpartner sind WTM Engineers für Tragwerksplanung, Pfeil & Koch für TGA sowie Aug. Prien Bauunternehmung für die Ausführung des Hochbaus.
Planungs- und Baufortschritt
Startschuss in die Bauphase war die Mietvertragsunterzeichnung am 28. April 2023 (Laufzeit 30 Jahre) durch das Schulamt der Stadt Bremerhaven. Die Allianzpartner unterschrieben ihrerseits die nächste Stufe des IPA-Vertrags (Phase 2). Ganz nach Plan begann die Bauphase im Juni 2023 praktisch mit der Tiefgründung für die erste Schule, das Schulzentrum Hamburger Straße.
Da bereits zu Beginn des Schuljahres 2025/2026 zwei Schulen zur Verfügung stehen sollen, werden die drei Bauwerke parallel errichtet. Hierfür wurde eine gemeinsame zentrale Co-Location für alle Allianzpartner eingerichtet mit wöchentlichen Koordinationstreffen und direktem Austausch zum Baufortschritt.
Um das Projekt bis 2025 fristgerecht abzuschließen, führte die Abteilung Lean Construction Management der Lindner Group bereits vor dem Spatenstich eine Planungssession mit allen Projektbeteiligten durch: Hier wurde der gesamte Bauablauf besprochen und das digitale Lean-Tool „Metronom“ als zentrales Terminplanungstool eingeführt. Die Aufgaben umfassen unter anderem die Regelkommunikation, Steuerung der Terminplanung sowie die Einleitung von Gegenmaßnahmen bei Störungen.
Zwar sind die Schulen noch nicht fertiggestellt, sodass ein abschließendes Resümee noch nicht möglich ist. Doch rund sechs Monate vor der Eröffnung liegt das Projekt hinsichtlich Kosten, Terminen und Qualität im Plan – auch wenn es nicht immer einfach war und noch ein anspruchsvoller Endspurt bevorsteht ist der Prozess bislang ein klarer Beleg für die Stärke der IPA.
Das IPA-Modell im Detail
Vom IPA-Zentrum, dem Kompetenzzentrum für Integrierte Projektabwicklung in Deutschland, wurde gemeinsam mit Experten aus Wissenschaft und Praxis acht Charakteristika für ein „echtes“ IPA-Modell festgelegt. Diese acht Punkte können quasi als Checkliste für die erfolgreiche Implementierung des neuen Vertrags- und Prozesswesens angesehen werden. Dazu gehören:
1. Etablierung eines Mehrparteiensystems:
- Einbindung der Schlüsselbeteiligten für Planung und Ausführung (optional zusätzlich für den Betrieb)
- gemeinsame Verantwortung für Projektziele in Planung und Ausführung
- grundsätzlich mit Mehrparteienvertrag
2. Frühzeitige Einbindung der Schlüsselbeteiligten mittels Kompetenzwettbewerbs
- Einbindung zu einem möglichst frühen Zeitpunkt
- Kompetenzwettbewerb zur Auswahl der Schlüsselbeteiligten
3. Gemeinsames Risikomanagement
- Risikomanagementsystem
- Zuordnung der Risiken und Chancen
- fortlaufende Analyse und Bearbeitung der Risiken und Chancen
4. Gemeinsame Entscheidungen
- Prinzip der Einstimmigkeit
- Prinzip „Best for Project“
- integrierte Aufbauorganisation
5. Anreizsystem im Rahmen eines Vergütungsmodells
- gemeinsam bestätigte Zielkosten
- gemeinsame Risikotragung
- Erstattung tatsächlich entstandener Kosten
- Auszahlung weiterer ausgewählter Vergütungsbestandteile in Abhängigkeit von der Erreichung der Projektziele und eingetretener Chancen und Risiken
6. Einsatz kollaborativer Arbeitsmethoden
- transparenter Daten- und Informationsaustausch
- prozessbasierte Koordination der Beteiligten
7. Lösungsorientierte Konfliktbearbeitung
- primär durch vorhandene Management-Gremien im Projekt
- nachrangig durch außergerichtliche Streitbeilegungsverfahren
8. Kooperative Haltung aller Beteiligten:
- Kanon ausgewählter Werte
- kontinuierliches Lernen und positiver Umgang mit Fehlern
Interview mit Dominika Gnatowicz, gmp. Sie leitet gemeinsam mit Paul Oschatz die Fachgruppe Integrierte Planungprozesse am IPA-Zentrum
Welche Erfahrungen hatten Sie vor dem Projekt „3 Schulen Bremerhaven“ mit IPA?
Meine ersten Berührungspunkte mit der Integrierten Projektabwicklung hatte ich bereits 2019 durch Kolleg:innen aus dem Projekt Kongresshotel Elbbrücken, das als integrierte Projektabwicklung mit gmp als Allianzpartner eines der Pilotprojekte in Deutschland war. Während der Bearbeitung des Projekts am Hamburger Standort konnte ich meinen Kolleg:innen über die Schulter schauen und fand diesen innovativen Ansatz von Anfang an äußerst spannend. Seit Ende 2021 habe ich nun die Möglichkeit, als PMT-Mitglied und Teil der Allianz „3 Schulen Bremerhaven“ aktiv an einem IPA-Projekt mitzuwirken. Besonders die Art der Zusammenarbeit innerhalb der Allianz schätze ich enorm. Durch meine Tätigkeit im Projekt „3 Schulen Bremerhaven“ kam ich zudem in Kontakt mit dem IPA-Zentrum und engagiere mich dort seit einigen Monaten gemeinsam mit Paul Oschatz als Fachgruppenleitung für den Integrierten Planungsprozess. Der Austausch mit Fachleuten aus dem IPA-Bereich ist für mich besonders wertvoll und bereichernd.
Wie verändert IPA die Rolle der Planenden?
Grundsätzlich verändert sich unsere Rolle als Architekt:innen im IPA-Prozess weniger stark als die vieler anderer Mitglieder der Allianz. Wir sind es durch unsere koordinierende Funktion in klassischen Projekten gewohnt, uns in zahlreiche Projektthemen einzudenken und über den eigenen Fachbereich hinauszuschauen. Zudem begleiten wir Projekte oft von der frühen Planung bis zur Fertigstellung – anders als viele Allianzbeteiligte, die in klassischen Projekten meist nur für einen begrenzten Zeitraum involviert sind. Dennoch bringt IPA eine bedeutende Veränderung mit sich: Architekt:innen tragen nicht nur planerisch, sondern auch wirtschaftlich Verantwortung für das Projekt und die Leistung der gesamten Allianzpartnerschaft.
Welche Bedenken gab es vorab?
Gerade unter Architekt:innen gibt es oft Bedenken, ob der freie Entwurfsprozess und die gestalterische Qualität unter dieser Form der Zusammenarbeit leiden könnten, da Entscheidungen stets im Konsens getroffen werden. Auch wir hatten zu Beginn der IPA ähnliche Sorgen. Rückblickend hat sich jedoch gezeigt, dass die Entwürfe der Schulen in Bremerhaven sehr gelungen sind. IPA-Teams bestehen aus Expert:innen verschiedener Fachbereiche und Aufgaben werden nach dem Prinzip „best person for the job“ vergeben. Das bedeutet, dass Architekt:innen in der Entwurfsphase weiterhin die führende Rolle übernehmen. Die übrigen Beteiligten der Allianz bringen wertvolle Optimierungsvorschläge aus ihrer jeweiligen Fachperspektive ein. Am Ende finden sich alle in der Planung wieder und können diese mittragen.
Was sind die großen Unterschiede zu herkömmlichen Prozessen?
Der wohl größte Unterschied ist, dass es den klassischen, streng nach HOAI strukturierten Prozess in dieser Form nicht mehr gibt. Stattdessen wird im Team entschieden, welche Aufgaben zu welchem Zeitpunkt notwendig sind und wer diese am besten übernimmt. Das bedeutet zum Beispiel, dass Teile der Ausführungsplanung von ausführenden Allianzangehörigen in einer vorgezogenen Werk- und Montageplanung übernommen werden können. Ebenso kann es sinnvoll sein, eine Planung zu einem späteren Zeitpunkt zu überarbeiten oder anzupassen, wenn sich Anforderungen ändern. Diese flexible und pragmatische Herangehensweise ermöglicht es dem Team, gemeinsam fundierte Entscheidungen zu treffen – ohne, dass zeitaufwendige Beauftragungsfragen im Vordergrund stehen. Dadurch wird der gesamte Prozess effizienter, flexibler und führt letztlich zu besseren Ergebnissen in kürzerer Zeit.
Wie fällt Ihr bisheriges Resumée aus?
Das Team der „3 Schulen Bremerhaven“ ist über die Zeit hinweg so zusammengewachsen, wie ich es in klassischen Projekten bisher nicht erlebt habe. Ich bin überzeugt, dass dies vor allem am starken Fokus auf die kulturelle Ebene liegt – und genau das macht den IPA-Effekt aus.
Interview: IreneHanig/ Lindner