Wolkenarchitektur

J. Mayer H. mit neuem (Grenz)Bauwerk in Georgien

Vor gar nicht langer Zeit, in Frankfurt Main, während eines Kongresses, sprach ich Jürgen Mayer H. auf einen Termin hin an. Den sollte ich auch bekommen, aber wohl erst in ein paar Tagen, er müsse zuvor noch nach Georgien fliegen; für ein paar Tage eben. Und, wie es mir durch den Kopf ging, für ein paar Projekte dorten mehr. Grenzbefestigungen, nein, natürlich eher Grenzübergänge, Schnittstellen, Außenwerbung für ein Land, dass sich nicht gerade als demokratischer Musterschüler einen Namen gemacht hätte, aber irgendwie auf dem Weg dazu ist.

So hatte gerade noch das Büro J. Mayer H., das mit dem Sevilla-Projekt des Metropol Parasol in aller Munde war, im Georgische Mesta ein Flughafengebäude realisiert, da folgt nun ein Projekt, das im Projektstatus so manchen den Kopf schütteln ließ ob seiner ungewöhnlichen und schon exzentrisch anmutenden Figur einer Wolke; eines Winkens, Wollen, einer Welle?! An der Schnittstelle von Georgien und der Türkei, in also geteilten Grenzdorf Sarpi wurde jetzt der „Sarpi Grenzposten“ eingeweiht, der wie schon der Flughafentower in Mesta mit Landschaft und Topografie spielt. Am Ufer des Schwarzen Meeres und mit den Bergen im Rücken wirkt die Grenzkontrollskulptur unnatürlich, zeichenhaft, unverbunden mit allem.

Nicht allein der Zollabfertigung dient die Wolke mit Aussichtsplattformen zum Meer hin (wer wird auf diesen stehen?), innen drin finden sich eine Cafeteria, Büros, Personalräume und ein Konferenzsaal. „Das Gebäude“, so die Architekten, „steht am Eingang zu Georgien und ist ein Zeichen für den gegenwärtigen Aufschwung des Landes.“ Wolkige Worte für eine extraterrestische Wolkenarchitektur. Be. K.

Projektdaten

Projekt: SBC - Sarpi Border Checkpoint, Sarpi, Georgia
Architekten: J. MAYER H. Architekten, Berlin
Projektteam: Jürgen Mayer H., Jesko Malkolm Johnsson-Zahn, Christoph Emenlauer

Projekt: 2010-2011
Fertigstellung: November 2011
Bauherr: Finanzministerium von Georgien
Projektarchitekt: Beka Pkhakadze, Ucha Tsotseria
Baufirma: JSC Transmsheni
Statik: LTD BWC
Statik Turm: Nodar Edisherashvili

Gesamtkosten: 8, 08 Mio. €

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