Naturverbunden. Häuser aus dem Katalog

Die IBA Hamburg möchte mittels vorgegebener Haustypen Architekturniveau sichern; es geht aber auch ohne

Wie sichert eine Kommune die architektonische Qualität ihrer Wohnneubaugebiete? Richtig, mit Hilfe von Architekten, die in einem Bebauungsplan arbeiten. Der wiederum wird von Architekten und Landschaftsplanern, Ingenieuren und Psychologen, Künstlern und Politikern, der Kirche und anderen Glaubensvertretern, von Elterninitiativen und Baugruppen, von Kindern und körperlich wie geistig anders als der Durchschnitt Entwickelten beraten und beschlossen (sollte ich eine Gruppe vergessen haben, entschuldige ich mich gleich und trage sie gerne nach!).

Es geht aber auch anders. Klassisch natürlich in direkter Bauleitplanung durch das zuständige Planungsamt, oder irgendwie dazwischen. So wie auf dem IBA Gelände in Hamburg jetzt geschehen. Hier kann wer möchte am "Verfahren zur Grundstücksvergabe an private Bauherren" für die beiden Wohnquartiere Vogelkamp Neugraben und Fischbeker Heidbrook teilnehmen. Über einen in den letzten Monaten zusammengestellten Katalog des Möglichen, sichert die IBA Hamburg nach eigener Aussage "bei der Grundstücksvergabe hohe Maßstäbe für die gestalterische Qualität und den energetischen Standard der Neubauten." Das innovative Vergabeverfahren für die Baugrundstücke, wie z.B. mit einer Architekturbörse (2014) und einer jurierten Auswahl an Hausentwürfen für naturverbundenes Wohnen mit einem Hauskatalog (2015), sichere "nicht nur hochwertige Architektur und moderne Standards, sondern sorgen auch für eine nachhaltige Werthaltigkeit der neuen Quartiere."

Ab dem 21. März 2015 warten 38 neue Eigenheimgrundstücke im Vogelkamp Neugraben und 50 Grundstücke im Fischbeker Heidbrook auf ihre privaten Bauherren (wenn sie noch warten!). Dabei werden die Grundstücke "exklusiv" (IBA Text) für Käufer angeboten, die sich entscheiden, ein Haus aus einem eigens entwickelten Hauskatalog „Unsere Vorschläge für Naturverbundenes Wohnen“ zu realisieren. In diesem Katalog finden sich 28 unterschiedliche Entwürfe für Einfamilien- und Doppelhäuser, die von der IBA Hamburg GmbH in enger Kooperation mit 15 Bauunternehmen und Architekturbüros zusammengestellt und von einer Fachjury ausgewählt wurden.

Hier kann der, der raten kann, sich einmal daran versuchen, anhand der Haustypennamen erkennen zu wollen, welches Haus denn vom Architekten direkt kommt und welches von einem Fertighauslieferanten:

Basishaus
designerhaus
Calvus SD.200
e_ne f 40
Haustyp S92
Mosaikstein
7/8 Haus
Cubus 162
Haus Daniel
Haus mit den zwei Gesichtern
Prototyp HH oder
Maxime 300 ...

Na, richtig geraten? Eigentlich sind es wohl nur drei Häuser, die direkt aus einem Planerbüro kommen, das Wettbewerbe macht, Jurorentätigkeit, Bauleistungen aller Planungsphasen anbietet, Kammermitglied ist ... oder habe ich mich verzählt? allerdings muss man sagen, dass der Direktentwurf nicht unbedingt auch der Beste sein muss ... gestalterisch also.

Die Architekturentwürfe lassen sich, so die IBA, folgenden Leitthemen zuordnen: Smart Material Haus (innovatives Bauen), Smart Price Haus (kostengünstiges Bauen), Niedrigenergiehaus (energieeffizientes Bauen), Wohnen mit der Natur (ressourcenschonendes Bauen) oder Holzbau (nachhaltiges Bauen). Die künftigen Grundstückskäufer erhalten eine Auswahl an Häusern für unterschiedliche Wohn- und Lebenssituationen. Beliebte Dachformen von Flachdach, Satteldach bis Pultdach sind ebenso verfügbar wie unterschiedliche Fassadenmaterialien. Ein PDF des Hauskatalogs steht hier unten zum Download zur Verfügung.

Das klingt zunächst einmal - also vor Inaugenscheinnahme des Katalogs - ziemlich vernünftig und gut ausgedacht, doch schon der Hinweis auf die Dachformen, die hier "beliebt" seien, lässt den Verdacht aufkommen, das Angebot sei so allgemein gefasst, dass nun wirklich auch jeder fündig werde. Und bei wem das universelle Exklusivangebot nicht so recht ankommt, dem steht ein anderer Weg offen: "Kaufinteressenten, die kein geeignetes Haus im Katalog finden, können sich auch mit einem eigenen, individuell von einem Architekten geplanten, Architekturentwurf bewerben. Diese Entwürfe werden dann von einem Gestaltungsbeirat fachlich beurteilt." So, wie bei den Häusern, die der Katalog bereits listet?!

Was die vorgestellten Haustypen nun mit Naturverbundenheit zu tun haben, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Vielleicht ist das auch weniger relevant, als dass sie sich "mit der reduzierten Schwarz-Weiß-Optik ... elegant in jedes Baugebiet ein[fügen]". Anschauen, ordern oder selbst was zaubern. Auf geht's! Be. K.

Bis 2019 entstehen in Neugraben-Fischbek neue Lebensräume mit bis zu 2300 Wohneinheiten am Rande von zwei großen Naturschutzgebieten. Seit 2013 ist die IBA Hamburg GmbH verantwortlich für die Projektentwicklung der beiden Wohnquartiere Vogelkamp Neugraben und Fischbeker Heidbrook. Ausführliche Infos zum Vergabeverfahren der Grundstücke sind jederzeit unter www.naturverbunden-wohnen.de abrufbar.

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