Heimatcontainer
Ausstellung über die deutschen Fertighäuser in Israel bis zum 7. März 2010, Dessau 22.01.2018Berlin, Ende der zwanziger Jahre: Die Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG sind Deutschlands wichtigster Hersteller von Halbzeugen aus Messing und Kupfer, Besitzer von Europas größtem und modernstem Messingwerk. Doch die im Ersten Weltkrieg für die Rüstungsindustrie ausgelegte Fabrik ist nicht ausgelastet, neue Geschäftsfelder müssen erschlossen werden. Hirsch entwickelt ein Fertighaus, schließlich herrscht in der Weimarer Republik Wohnungsnot und die industrielle Bauproduktion scheint ein vielversprechender Markt zu sein. Selbstverständlich sind die Häuser aus Kupfer, dem wetterbeständigen Material aus der eigenen Fabrik. Sie tragen Namen wie »Kupfercastell«, »Frühlingstraum« und »Eigenscholle«. Und weil Kupfer nicht rostet, eignen sich Häuser auf für den Export in weit entferne tropische Länder, auf der Pariser Kolonialausstellung werden sie mit einem »Grand Prix« ausgezeichnet.
Äußerlich sind die Häuser traditionell, technisch hoch modern. 1931 wird Walter Gropius mit der Verfeinerung der Entwürfe beauftragt, seine Entwürfe werden 1932 auf der Bauausstellung „Sonne, Luft und Haus für alle!“ gefeiert. Gropius projektiert Siedlungen mit Hunderten von Häusern, steht mit Interessenten in den USA, der Sowjetunion und Deutschland in Kontakt.
Doch in Folge der Weltwirtschaftskrise geht Hirsch Pleite, eine Nachfolgefirma wird gegründet. Nach der Machtübernahme Hitlers eröffnet sich ein neuer Markt: Palästina. Neue Haustypen werden entwickelt, sie heißen nun »Jerusalem«, »Scharon« und »Libanon«. In Anzeigen in der Jüdischen Rundschau inseriert die Firma: »Nehmen Sie ein Kupferhaus mit nach Palästina. Sie wohnen bei größter Hitze in kühlen Räumen.« Eine Dependance in Haifa wird eröffnet, mehrere Häuser werden aufgebaut, auch hier sind ganze Siedlungen geplant. Und so sind die Kupferhäuser in Israel nicht nur Zeugen der Vertreibung der Deutschen Juden, sondern auch des Aufbaus einer Neuen Heimat in Eretz Israel. 1934 endet die Produktion der Kupferhäuser in Deutschland, denn mit der Wiederaufnahme der Rüstungsproduktion ist Kupfer ein Rohstoff, aus dem nicht mehr Häuser, sondern Waffen gebaut werden.
Die in der Ausstellung gezeigten künstlerischen Arbeiten spüren den Geschichten der Kupferhäuser in Deutschland und Israel nach und reflektieren, was heute Heimat ist und sein könnte.
Veranstaltung: Ausstellung „Heimatcontainer. Deutsche Fertighäuser in Israel“
Ort: Meisterhaus Schlemmer, Ebertallee 67, 06846 Dessau-Roßlau
Zeit: 5. Dezember 2009 bis 7. März 2010, Di bis So 10 – 17 Uhr
Weitere Informationen: Eintritt 5 €, ermäßigt 3 €.
Literatur: Friedrich von Borries, Jens-Uwe Fischer
Heimatcontainer - Deutsche Fertighäuser in Israel, edition suhrkamp 2593, Broschur, 200 Seiten, 12 €, ISBN 978-3-518-12593-9
Internet: www.bauhaus-dessau.de