Aus der Klimaecke heraustreten
Daikin Leading Air Convention 2016 in Berlin 22.01.2018Nach dem großen Erfolg der Daikin-Veranstaltung Leading Air Convention (LAC) 2015 erfolgte Anfang April 2016 die Neuauflage der Veranstaltung. Einmal mehr konnte das außergewöhnliche Veranstaltungsformat mit viel Raum für Begegnung und Kommunikation überzeugen und lockte über 530 Teilnehmer ins Berliner Estrel Hotel. Und wieder war es eine wichtige Plattform für den Austausch und die Vernetzung aller Bereiche der gesamten technischen Gebäudeausrüstung (TGA) wie auch allen anderen Beteiligten der Bau-Branche wie Architekten und Planern.
„Nur wenn wir über den Tellerrand schauen, den Austausch fördern und die Vernetzung stärken, ist die Baubranche auch in Zukunft erfolgreich“, erklärte Gunther Gamst, Geschäftsführer von Daikin Germany, das Ziel der Veranstaltung. „Wir benötigen auch Vorbilder – und Daikin möchte eins sein. Dabei dürfen wir nicht nur in unserer Klimaecke bleiben, sondern müssen branchenübergreifend agieren und müssen uns auch gesellschaftspolitischen Herausforderungen stellen.“ Wer als Besucher zur LAC gekommen war, konnte sich davon überzeugen, dass diese Aussagen von Gunther Gamst keine leeren Worthülsen waren. Die LAC hat durchaus Vorbildcharakter für vergleichbare Firmenevents, auf denen Hersteller häufig der Versuchung erliegen, die Anwesenden lediglich mit Produktinfos und Werbebotschaften zu bombardieren. Den Fachpartnertag einmal ausgenommen, der mit Informationen über Produkte, die Geschäftsentwicklung und zu neuen Strategien von Daikin exklusiv den Fachpartnern vorbehalten war, überließ Daikin das Tagungsprogramm an den beiden Folgetagen fast vollständig neutralen Referenten, die durch ihre spannenden Vorträge 530 Besucher nach Berlin locken konnten. Die Themen Klimaschutz und Energieeffizienz zogen sich dabei als roter Faden durch die Veranstaltung. Das Programm war dabei vielfältig und deckte alle Interessenlagen von Architekten, Anlagenbauern, Planern und Vertretern aus Politik, Wissenschaft und der Verbändelandschaft ab. Das machte die LAC zu einem echten Netzwerktreff der Bau- und TGA-Branche.
An dieser Stelle ein besonderer Hinweis auf eine Podiumsdiskussion mit dem Thema: „Impulsgeber oder im Dornröschenschlaf – ist unsere Branche für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet?“ Diese provokante Frage diskutierten Prof. Thomas Auer (Lehrstuhlleiter Gebäudetechnologie und Bauklimatik, TU München), Dina Köpke (Director Governmental Affairs, Emerson Climate Technologies), Martin Rüterbories (Geschäftsführer HEIFO Rüterbories), Dr. Alexander Renner (Leiter Referat Energiepolitische Grundsatzfragen im Gebäudebereich, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie), Prof. Matthias Sauerbruch (Architekt & Gründungspartner Sauerbruch Hutton) und Gunther Gamst (Geschäftsführer DAIKIN Deutschland). KKA/tab-Chefredakteur Christoph Brauneis und DBZ-Chefredakteur Burkhard Fröhlich moderierten die Podiumsdiskussion.
So vielfältig die Kompetenz- und Berufsfelder der Beteiligten waren, so vielfältig fielen auch die genannten Herausforderungen für die Branche aus. Eine Kontroverse zeigte sich bei der Fragestellung, ob Deutschland noch Vorreiter in Punkto Klimaschutz und Innovation sei. „Neubauten müssen bereits ab 2020 Niedrigstenergiegebäude und der Gebäudebestand bis 2050 nahezu klimaneutral sein, hier sind wir auf einem guten Weg“, vertrat Alexander Renner seinen Standpunkt. Dina Köpke hielt dagegen, dass ihrer Meinung nach die skandinavischen Länder beispielsweise im Gebäudebestandsbereich weiter seien. „Deutschland fehlt die Vision“, bemängelte Köpke. In Deutschland müssten allein bis 2020 19 Millionen Gebäude und 41 Millionen Wohnungen saniert werden, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Die Sanierungsquote liegt allerdings momentan bei rund 1 %. Als Vertreter der Anlagenbauer sieht hier allerdings Martin Rüterbories schwarz: „Zum einen fehlen uns die Fachkräfte. Zum anderen herrscht durch neue Kältemittel und Regelungstechnik ein hoher Schulungsbedarf, der sehr zeitintensiv ist.“
Das Thema der steigenden Komplexität wurde von allen Teilnehmern beobachtet. Prof. Thomas Auer sagte dazu: „In der Einfachheit liegt der Schlüssel für Innovationen.“ Und auch Gunther Gamst vertrat die Ansicht, dass vor allem Deutschland von dem Anspruch der überhöhten Ingenieursleistung einen Schritt zurückgehen und mehr hinterfragen muss, wo der wirkliche Kundennutzen liegt. Matthias Sauerbruch bezeichnete in diesem Zusammenhang den Menschen ironisch als „Störfaktor im System“. Er verdeutlichte dies am Beispiel des Umweltbundesamts Dessau. Die Behörde wurde nach dem neuesten Stand der Technik saniert und daraufhin ein Jahr lang der Primärenergieverbrauch gemessen. Dieser war doppelt so hoch wie prognostiziert, da die Handhabung der Technik zu kompliziert war und die Angestellten sie deshalb nicht korrekt bedienten. Erst nach einer umfassenden Schulung verbesserte sich der Verbrauch. Hier kam die Podiumsrunde zu dem Fazit, dass der Nutzer mehr in den Fokus gerückt werden und Ingenieure auf Einfachheit setzen müssen. „Das Fachwissen ist in der Baubranche vorhanden, es muss aber auf den Endnutzer übertragen werden. Hier können wir noch viel von anderen Branchen lernen und unseren Blick weglenken von reinen Produktlösungen. Neue Sichtweisen, einfache Konzepte, mehr Standardisierung und ein partnerschaftliches Zusammenspiel sind wichtige Faktoren, um unsere Branche auch weiterhin zukunftsfähig aufzustellen“, war sich Gunther Gamst sicher. Ein fehlender integraler Planungsansatz bei der Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten wurde auch von den anderen Teilnehmern bestätigt. Nur gemeinsam können die Lösungen für die Herausforderungen gefunden werden. „Innovation geht mit Dialog einher. Wir müssen verstehen, was die anderen Gewerke machen und dann miteinander reden“, so Matthias Sauerbruch.
Wie schon im Vorjahr unterstützte die Bauverlag BV GmbH, größter Anbieter von Fachinformationen für Architektur und Bau im deutschsprachigen Raum, die Leading Air Convention als Medienpartner.
Weitere Informationen unter www.daikin.de/news/fachpresse/2016/lac_2016.jsp