Birkhäuser insolvent
Renommierter Architekturbuchverlag am Ende, Käufer gesucht 22.01.2018„Die Zeiten nach Springer können aber so schlecht nicht werden!“ schrieb ich vor etwa zwei Jahren auf diesen Seiten nach dem Verkauf des Birkhäuser Verlags an den kleineren Partner und ambitionierten Neuverleger Actar in Barcelona; dass sie schlechter geworden sind, deutete sich dann im Herbst vergangenen Jahres immer mehr an.
So wurde auf der letztjährigen Buchmesse in Frankfurt a. M. 2011 lauthals gemunkelt, dass es dem Basler Verlag nicht sonderlich gut gehe, es war von Zahlungsschwierigkeiten, Lieferstopp und Projektestau die Rede. Dann konnte man Anfang 2012 bei der bei Birkhäuser verlegten Zeitschrift "Form" nachfragen, warum denn die Dezember-Ausgabe (Nr. 242) immer noch nicht erschienen sei … die Antworten waren ausweichender Natur. Als schließlich auch die Nr. 243 der "Form" ausblieb, postete die Redaktion unter „News“, dass sich der herausgebende Verlag „derzeit in einer Umstrukturierungsphase“ befinde. Oder wie wir jetzt wissen: Zwei Jahre nach der Übernahme durch den spanischen Verlag sind die Basler zahlungsunfähig, die Eingangstür zur Birkhäuser GmbH wurde vom Konkursamt versiegelt, die Mitarbeiter hatten offenbar schon seit Wochen kein Gehalt mehr bekommen. Seit dem 8. März 2012 sucht der Konkursverwalter nach möglichen Käufern.
Der Birkhäuser Verlag gehörte ab 1985 zum Springer-Verlag, der den Bereich Architektur und Design 25 Jahre später an den spanischen Architekturverlag verkaufte. Seitdem führt Springer das Imprint „Birkhäuser Science“ und „ActarBirkhäuser“ (so der Name der Spanisch-Schweizer Allianz) das Imprint Birkhäuser. Wohin all die Bücher gehen werden, die Birkhäuser aktuell im Programm hat? Wohin die Fortsetzungen der Architektenmonografien, hier insbesondere die von Herzog & de Meuron? Andere Schweizer Verleger haben sich hier schon länger beworben, man wird sehen.
Die Meldung von heute, dass Lars Müller Publishers, ehemals Baden/CH, nun ziehen in die große Stadt ziehen, also nach 28 Jahren Schweizer Provinzabgelegenheit den Schritt ins Rampenlicht wagen, hat mit dem oben Stehenden nichts zu tun. Der emsig eifrige Verleger zieht auch nicht nach Basel, er geht nach Zürich. Die neuen Büros dort kann wer will am kommenden Samstag, 17. März 2012, am "Tag der offenen Tür" besichtigen.
Und weil die Schweiz noch immer für Beständigkeit steht, dann auch dieses noch: Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens gibt der Verlag Scheidegger & Spiess bekannt, der werde demnächst einen Schwesterverlag für Architekturbücher gründen: "Park Books" soll international publizieren und mit "Pictures from Italy" von Christ & Gantenbein sein erstes Buch präsentieren. Damit reagierte der Verlag in aller Konsequenz nur das, was er in den letzten Jahren mehr und mehr in seinem eigentlich auf Kunst und Fotografie ausgerichteten Programm möglich machte: nämlich immer mehr Bücher über Architektur zu produzieren.
Und noch ein Schweizer Architekturverlag vollzieht Veränderungen: Beim Niggli Verlag in Sulgen ist nach 17 Dienstjahren Schluss: Christoph J. Bürkle ist kein Verlags- und Redaktionsleiter (Archithese) mehr. Das macht jetzt Cornelia Mechler, Hubertus Adam steuert das Architekturprogramm. Bei der Architekturzeitschrift des Verlags, der Archithese, übernehmen die beiden Redaktoren Hubertus Adam und Hannes Meyer von Bürkle den Posten des Chefredaktors.
Die Verlagskarusselle drehen sich, hoffentlich fallen dabei nicht die GUTEN Bücher vom Teller! Be. K.