Den Gehry durch den Beamer sehen

Symposium „Detmolder Räume“ stand unter dem Thema Sound:Space

“Wenn ein Raum gut gestaltet und Magie zu spüren ist, dann kommen coole Leute zusammen, woraus etwas Neues entspringen kann.“ Mit dieser nutzerorientierten Sichtweise fasst Dimitri Hegemann, Kulturarbeiter und Clubbetreiber, zusammen, was für ihn einen gelungenen Raum ausmacht. Gemeinsam mit drei weiteren Referenten sprach er bei der interdisziplinären Designkonferenz „Detmolder Räume“, die am 3. Mai zum  Thema „Sound:Space“ an der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur stattfand.

Dimitri Hegemann beschäftigt sich primär mit vergessenen Räumen, wie Fabrikhallen und Industriebauten, und deren Weiternutzung für die Kultur. In Berlin und bald auch Peking ist er Betreiber des legendären Tresor-Clubs. Hegemann: „Für mich sind Orte ein Geschenk, die schon in der Gestaltung und Optik fertig sind.“ Besonders einfache, funktionale Architektur fasziniere ihn. Wichtige Gestaltungselemente sind für ihn Licht und Sound. Er hielt ein Plädoyer für die Industrieruine. „Es ist unsere Pflicht, solche Räume zu erhalten“, sagte Hegemann.

Von einer ganz anderen Seite aus näherte sich Prof. Dr. Malte Kob dem Thema Klang und Raum. Der Elektrotechniker Kob leitet an der Hochschule für Musik Detmold die Ausbildung der Tonmeister. „Die Frage nach der Akustik wird leider bei der Konstruktion von Räumen oft zu einem sehr späten Zeitpunkt berücksichtigt“, bemängelt er. Gleichwohl komme es bei einem akustisch unvollkommenen Raum darauf an, ob die mangelnde Akustik als Defizit oder als Charaktermerkmal des Raumes wahrgenommen werde.Was in einer Zeche charakteristisch sei, störe in einer Schule. Akustik könne das Lernverhalten von Kindern verändern, sagte Kob.

„Oftmals kann ein Raum wie Musik klingen, ohne dass die Musik auch tatsächlich zu hören ist“, sagte Jan-Christoph Stockebrand. Er ist Architekt und Projektleiter beim Berlin Büro „J. Mayer H. Architects“. Nach dem Grundsatz, dass es sich bei gelungener Architektur um gefrorene Musik handelt, zeigte er aktuelle Projekte wie „Metropol Parasol“, die spektakuläre Neugestaltung der Plaza des la Encarnacion in Sevilla.

An der Schnittstelle von Medien und Raum befindet sich das Arbeitsgebiet von Prof. Thomas Hundt, der mit seinem Büro „jangled nerves“ zum Beispiel für Museen Kommunikationslösungen konzipiert und produziert, die er als sich gegenseitig beeinflussende und inspirierende Komponenten versteht. Event-Architekt Hundt: „Man lernt, den Gehry durch den Beamer zu sehen.“ Medientechnik sei hier Mittel zum Zweck. „Im Idealfall nimmt man sie gar nicht mehr wahr.“

Wie formt Akustik unsere Raumwahrnehmung? Welche sinnlichen Bezugsebenen lassen sich gestalten? Welche multimedialen Techniken stehen zur Verfügung? Und wie wird Klangraum zum Kulturraum? Das waren weitere Fragen, mit denen sich das sehr gut besuchte Symposium und die anschließenden Workshops beschäftigten. Die nächsten „Detmolder Räume“ finden in der erste Maiwoche 2011 statt.

Internet: www.detmolderraeume.wordpress.com

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