Grün ist sexy
So genannte „Grüne Architektur“ könnte der Renner der Immobilienbranche werden 22.01.2018Die Preise für herkömmlich erzeugte Energie steigen kontinuierlich, und das so lange, bis sie explodieren. Klar, dass das Interesse an energiesparenden Immobilien wächst und der Trend zur so geannten „Nachhaltigkeit“ die gesamte Immobilienbranche erfasst. Wichtiger Indikator dafür, dass sich diese Entwicklung nicht als kurzfristige Mode outen wird, ist die zunehmende Akzeptanz und steigende Nachfrage grüner Architektur auf dem Geldanlagemarkt.
Längst geht es nicht mehr nur um die Spinner Oberstudienräte mit Latzhose, die sich selbst Häuser aus Holz planen mussten, weil es keine Bauträger und nur wenige Architekten gab, die sich das „antuen“ wollten. Auch die Globalplayer, hier beispielsweise die Deutsche Bank, wird derzeit „grün“. „Natürlich wollen Immobilienunternehmen vor allem Geld verdienen“, urteilt Thomas Körfgen, Fondsmanager bei SEB Asset Management. „Dabei spielen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz eine immer größere Rolle.“ Allerdings sieht der Immobilienexperte hier einen zwar kontinuierlichen, doch stetig voranschreitenden; Revolution ist in diesem Geschäft ein Fremdwort.
In Deutschland wurde 2009 erstmals das Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen verliehen. Gebäude mit entsprechender Zertifizierung sind material- und ressourcenschonend konstruiert, haben einen geringen Wasserverbrauch und eine hohe Energieeffizienz. Das Gütesiegel ist derzeit noch nur für Neubauten gedacht. Dabei sehen Experten das größte Potenzial bei der Sanierung vorhandener Bausubstanz. Im als „Green Building“ bezeichneten ökologischen Bauen steckt ein riesiges Einsparpotenzial. „Gewerbeimmobilien tragen 42 Prozent zum gesamten Energieverbrauch innerhalb der EU bei“, sagt Nic Brugman, BNP Paribas. Unterm Strich führe dies zu 35 Prozent aller Treibhausgasemissionen in der Region. Da aber die Energiekosten stetig steigen und damit die Nebenkosten zu einem wichtigeren Faktor bei der Immobiliennutzung werden, sind immer mehr Unternehmen bereit, höhere Mieten für ökologisch optimierte Immobilien zu zahlen. Das Immobilienunternehmen Rreef hat errechnet, dass mit energetisch optimierten Immobilien zwischen zehn und 20 Prozent höhere Preise erzielt werden können als mit herkömmlichen Objekten.
Mieter von Wohnimmobilien wollen nicht unbedingt höhere Mieten in Kauf nehmen. „Die Aktionäre verlangen von uns, dass wir in Nachhaltigkeit investieren“, sagt Metahan Sen, Vorstandsvorsitzender der Franconofurt AG. Das Unternehmen investiert derzeit massiv, um erworbenen Wohnraum energieeffizient umzurüsten, unter anderem im Frankfurter Westend. „Die Objekte lassen sich besser weiterverkaufen“, erklärt Sen.
Für Anleger ist es schwer, sich auf diesem Gebiet zu engagieren. Immer mehr Immobilienunternehmen investieren zwar in „Green Building“, aber eben nicht ausschließlich. In Studien schneiden vor allem britische Unternehmen gut ab. So nennen sowohl die Ratingagentur Oekom Research als auch die Schweizer Bank Sarasin das Unternehmen British Land als besonders vorbildlich. „British Land hat Umwelt- und Sozialziele, die mittels detaillierter Maßnahmenpläne umgesetzt werden“, lobt ein Analyst des Bankhauses Sarasin. Die Schweizer haben im April 2007 einen Fonds aufgelegt, der weltweit in nachhaltig orientierte Immobilienunternehmen investiert.
Auch bei der Geldanlage in Immobilienfonds ist es nicht ganz leicht, die „richtigen“ Produkte zu finden. Der Verband Geschlossener Fonds (VGF) führt keine Statistik über den Anteil von Green Building. „Tendenziell steigt das Interesse an ökologischen und ressourcenschonenden Immobilien“, sagt ein VGF-Sprecher. Auch bei den offenen Immobilienfonds führt niemand Buch über den Anteil nachhaltig bewirtschafteter Immobilien. Die Fondsgesellschaft Union Investment hat aber wachsendes Interesse der Investoren festgestellt. „Green Building, so heißt es, könne in Zukunft eine eigene Anlageklasse bilden.
Man kann aber davon ausgehen, dass die evolutionären Entwicklungsverläufe im Geldmarkt aber spätestens dann revolutionären Charakter annehmen, wenn die Energiepreise die Trägheit der deutschen Zahlermentalität durchbricht: Wenn beispielsweise für die Heizung eines Gebäudes so viel bezahlt werden muss, wie für dessen energetischer Sanierung. Fast möchte man diesen Tag morgen schon anbrechen sehen! Be. K.