Im Quadrat
Imi Knoebel. Werke 1966-2014. Von Frank F. Drewes 22.01.2018Das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch (1915) stellte für Imi Knoebel (*1940 in Dessu als Klaus Wolf Knoebel) sowohl den Nullpunkt als auch eine Initialzündung dar, denn mit der epochalen Arbeit schien alles gesagt zu sein und eine Reduktion derselben schon schwer denkbar. Ein halbes Jahrhundert Schaffen Imi Knoebels zeigt nun das Kunstmuseum Wolfsburg zu seinem 75. Geburtstag - nomen est omen - in einem Riesenquadrat: In der 40 mal 40 Meter großen Zentralhalle des Museums zeigt Knoebel mit über 100 Arbeiten das große Spektrum seiner künstlerischen Laufbahn und wie er trotzdem Reduktion - auch nach Malewitsch - überzeugend zum roten Faden seiner Arbeiten machte.
Den schwierig zu bespielenden Raum (Entwurf Peter Schweger), der eher an einen Flugzeughangar als an ein Museum erinnert, diente Knoebel als große Leinwand, auf die er die Werkschau als neues Bild komponierte, denn er selbst hat die Ausstellung inszeniert. Drei diagonale Wände geben dem Raum Struktur und lenken die Blicke, werden aber bewusst nicht als Hängefläche verstanden, sondern als Gegenüberstellung, in der die nicht chronologisch arrangierten Bilder, Skulpturen und Installationen integriert sind.
Von Beginn an hatte Knoebels Arbeit ausgeprägt minimalistische, geometrische und später auch architektonische Qualitäten. Auf die anfänglichen Linienbilder folgten strenge schwarz-weiß Kompositionen und erst Mitte der siebziger Jahre kam Farbe ins Spiel, die heute als das prägnanteste Merkmal von Knoebels Œuvre gesehen werden kann. Papier und Leinwand hat der Künstler schon früh mit Hartfaser und MDF ergänzt, die über den Malgrund hinaus auch zu mächtigen Installationen und Environments gruppiert wurden. Aluminium und vereinzelte Spiegel dien(t)en ebenfalls als „Leinwand“, die Knoebel mit kräftigen Farben und Duktus bis hin zum Farbrausch schichtet. Die Schichtungen sind nicht nur als additive Farbaufträge, sondern durchaus auch räumlich zu verstehen, denn Lattung und Konterlattung gleich entstehen sowohl komplexe Wandskulpturen als auch raumgreifende und freistehende Eckinstallationen aus großen Alutafeln, die Anklänge an Barnett Newmans Gemälde erkennen lassen. Mit der Serie Ich Nicht verweist er auch deutlich auf Newmans Gemälde Who’s Afraid of Red, Yellow and Blue? .
Noch bis zum 15.02. ist in Wolfsburg zu sehen, wie geschickt Imi Knoebel den übermächtigen Zentralraum der Kunsthalle in den Griff bekommen hat. Speziell zur Ausstellung ist auch ein hochwertiger Katalog mit zahlreichen Installationsaufnahmen aus dem Kunstmuseum Wolfsburg im Kerber Verlag erschienen.